GV-Soja in der Ukraine „außer Kontrolle“

In der Ukraine werden in großem Stil gentechnisch veränderte Sojabohnen (GV-Soja) angebaut und die Situation ist „außer Kontrolle“. Das erklären in einer gemeinsamen Pressemittelung in Kiew die Umweltorganisation Agent Green und die Initiative Donau-Soja. Agent Green hat im Sommer 2018 auf Sojafeldern in sechs Regionen der Ukraine, in denen insgesamt mehr als die Hälfte des ukrainischen Sojaanbaus stattfindet, 60 Proben genommen. In der Hälfte dieser Proben wurde GV-Soja nachgewiesen. Dies ist laut Pressemitteilung „illegal“. Zwar erlaube die Ukraine den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen, allerdings müsse dieser dazu in ein öffentliches Register eingetragen sein, doch dieses Register ist aktuell leer. Zur Untersuchung wurden die Proben in das österreichische Umweltbundesamt gegeben. Es fand darin Erbgut von GV-Sorten des von Bayer übernommenen Monsanto-Konzerns, insbesondere die glyphosatresistente Linie MON 40-3-2 sowie einmal Monsanto’s CTP2-EPSPS. Für Gabriel Paun, den Gründer von Agent Green, zeigen die Ergebnisse, dass es sich nicht um „versehentliche Verunreinigungen“ handelt, sondern um absichtlichen Anbau und „es stellt sich die Frage, wie das gv-Saatgut in die Ukraine gelangte“. Die Situation in der Ukraine sei außer Kontrolle „so wie in Rumänien vor 20 Jahren“. Der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik e.V. (VLOG) spricht vor diesem Hintergrund von einer „Warnung vor undeklarierter GV-Soja aus der Ukraine“, geht doch ein Großteil der ukrainischen Sojabohnen in die EU und auch nach Deutschland. Neu sind solche Warnungen indes nicht. Bereits vor zwei Jahren wurde auf die Problematik hingewiesen. So schrieb der Verein Donau-Soja, der sich eine gentechnikfreie, nachhaltige und regionale Eiweißversorgung in Europa zum Ziel gesetzt hat, aus Anlass des Beitritts der Ukraine zum Verein: „Aufgrund von GVO-verunreinigtem Saatgut, mangelnden technischen Voraussetzungen zur Vermeidung von GVO–Verunreinigungen und noch fehlender Nachfrage nach garantiert GVO-freien Produkten müssen große Anstrengungen unternommen werden, um dem gesetzlichen Anspruch der Ukraine als gentechnikfreiem Land Genüge zu tun“. Und auch das Thünen-Institut sprach damals von einer Quote von 70% illegal angebautem gv-Soja. Das, so schon damals die Erkenntnis, bedeute auch ein Risiko für Verunreinigungen für Bio-Soja aus der Ukraine.
15.11.2018
Von: FebL

Je nach Region wurden unterschiedlich hohe Prozentsätze mit gv-Soja bebauter Felder in der Ukraine gefunden. Foto: Agent Green