Gentechnik-Mais kontaminiert konventionelle Sorten in Brasilien

In Brasilien sind traditionelle Maissorten in großem Maßstab mit Gentechnik-Konstrukten kontaminiert. Dies haben ExpertInnen der brasilianischen Agrarforschungsbehörde Embrapa in einer Studie nachgewiesen, die jetzt im Fachjournal Plants veröffentlicht wurde. Transgene fanden sich demnach in einem Drittel (34 Prozent) von rund 1.000 Proben, die in den Jahren 2018/19 und 2020/21 in Bundesstaaten im Osten und Nordosten des Landes genommen wurden. Das teilt das Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie Testbiotech als weiteres Beispiel von unkontrollierter Verbreitung gentechnisch veränderter Organismen mit.

Ein Teil der Proben stammte dabei von LandwirtInnen, die lediglich eigenes Saatgut anbauen, das zum Teil über Generationen in den Familien erhalten wird. Daneben untersuchten die WissenschaftlerInnen Proben von Bäuerinnen und Bauern, die Saatgut mit anderen getauscht oder auf lokalen Märkten zugekauft hatten.

Den geringsten Kontaminationsanteil wiesen dabei laut Testbiotech Proben von LandwirtInnen auf, die Mais-Saatgut weder tauschen noch kaufen. Der höchste Gentechnik-Anteil (bis zu 75 Prozent) fand sich bei zugekauftem Saatgut. Die AutorInnen wiesen sowohl Transgene für Herbizidresistenzen (Glyphosat und Glufosinat) als auch verschiedene für Insekten giftige Bt-Toxine nach.

In Brasilien sind laut Testbiotech zahlreiche Gentechnik-Maisevents zum Anbau zugelassen. Trotz gesetzlicher Vorgaben scheint die behördliche Aufsicht über gentechnisch veränderte Organismen lückenhaft. Die jetzt veröffentlichte Publikation ist die erste, in der die Kontamination traditioneller brasilianischer Maissorten durch Gentechnik-Mais untersucht wird, obwohl dieser schon seit 2007 angebaut wird. Erst vor kurzem wurde berichtet, dass in Brasilien fluoreszierende Gentechnik-Zierfische in großer Zahl aus Zuchtanlagen entkommen sind und sich in regionalen Gewässersystemen im Süden des Landes ausbreiten. Auch in vielen anderen Ländern wie den USA, Kanada und Mexiko ist die Ausbreitung gentechnisch veränderter Organismen bereits außer Kontrolle geraten.

Brasilien ist nach Ansicht von Testbiotech ein Zentrum der biologischen Vielfalt von Mais, laut Studie werden hier tausende unterschiedlicher Landsorten angebaut. Die genetischen Besonderheiten, die sich in der Züchtungsgeschichte herausgebildet haben, könnten wertvolle Ressourcen für züchterische Anpassungen der Pflanzen an den Klimawandel darstellen. „Die Bedeutung dieser Maissorten wurde bei Risikobewertung, Zulassung und Überwachung von Gentechnik-Mais in Brasilien offenbar nicht berücksichtigt. Durch die Kontamination droht jetzt ein möglicherweise irreversibler Schaden“, sagt Christoph Then von Testbiotech.