Die Jugendbewegung Fridays for Future Europa fordert in einem offenen Brief an die EU-Kommission einen Neustart in der GAP zur Bewältigung der Klimakrise und stellt sich hinter die Bäuerinnen und Bauern.
„Die Coronakrise zeigt uns die Kehrseite unseres globalisierten Ernährungssystems. Sie verdeutlicht die systemische Abhängigkeit der EU Länder von Nahrungsmittelimporten, schlecht bezahlten Saisonarbeiter*innen und globalisierten Lieferketten. Währenddessen werden mindestens 10 % der gesamten europäischen Emissionen durch die Landwirtschaft verursacht, es verschwindet Tag für Tag mehr Artenvielfalt und Bäuerinnen und Bauern kämpfen um ihr Überleben“, heißt es in dem Brief.
Mit 58 Milliarden Euro pro Jahr ist die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU nach Ansicht von Fridays for Future „eines der größten Subventionsprogramme der Welt“. Pro Jahr seien das 114 Euro pro EU-Bürger*in. „Wir müssen uns klar machen, dass die GAP ein unverzichtbares Element zur Lösung der Klimakrise ist“, so die Jugendbewegung.
Fridays for Future verweist dabei auf die vor kurzem von über 3600 Wissenschaftler*innen unterzeichnete
Studie, in der ein dringendes Handeln für mehr Nachhaltigkeit in der europäischen Agrarpolitik gefordert wird. Die GAP nach 2020, wie sie derzeit von der Europäischen Kommission vorgeschlagen wird, geht laut Studie die Herausforderungen in den Bereichen Umwelt und Nachhaltigkeit nur unzureichend an.
Für Fridays for Future könnte die Landwirtschaft viele Lösungen bieten: Bis zu 40% der Emissionen könnten durch eine Halbierung des Konsums und der Produktion tierischer Erzeugnisse reduziert werden. Ungerechtigkeit kann durch eine regionale, faire und existenzsichernde Landwirtschaft bekämpft werden. Die biologische Vielfalt kann durch Agrarökologie und den Stopp von Pestiziden wiederhergestellt werden. Durch die Wiedervernässung der Moore können unverzüglich Emissionen verringert werden. Negative Emissionen könnten durch Kohlenstofffixierung in unseren Böden erzeugt werden. Die Welternährungsorganisation bringt es nach Ansicht von Fridays for Future auf den Punkt: "Der Boden ist unser verborgener Verbündeter" bei der Bekämpfung der Klimakrise.
„Um die Schlüsselrolle unserer Landwirt*innen für das Klima und unsere Gesellschaft zu fördern, muss ein finanzieller Rahmen für Emissionsreduzierung, die Wiederherstellung der Artenvielfalt und die Bindung von Kohlenstoff im Boden in der Europäischen Agrarpolitik verankert werden“, heißt es in dem Brief.
Fridays For Future Europa fordert umgehend einen Pfad zur Klimaneutralität des Europäischen Agrar- und Lebensmittelsektors: „Die Direktzahlungen müssen in Zahlungen für öffentliche Leistungen umgewandelt werden. Öffentliche Gelder müssen in den Wandel hin zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen und bäuerlichen Landwirtschaft fließen. Was wir brauchen, ist eine evidenzbasierte und gerechte GAP“.
Dabei stellt sich die Jugendbewegung hinter die Bäuerinnen und Bauern: „Wir stehen hinter den Bäuerinnen und Bauern, unabhängig davon, ob sie ökologisch wirtschaften oder nicht, denn ohne sie gibt es keinen Wandel. Nur gemeinsam können wir den Wandel schaffen“.
Die EU-Politik müsse jetzt Verantwortung gegenüber den Landwirt*innen und der Umwelt übernehmen. „Dabei ist es noch nicht zu spät, die Zeit zu handeln ist jetzt. EU Politiker*innen müssen erkennen, dass eine große Hoffnung zur Lösung der Klima- und Biodiversitätkrise in der Landwirtschaft liegt und dass die GAP kurz davor ist, diese zu zerstören. Wir müssen unsere Bäuerinnen und Bauern empowern, denn sie sind eine der größten Hoffnungen die wir haben“, appelliert Fridays for Future an die EU-Kommission.