Die paneuropäische Bewegung Good Food Good Farming (GFGF), dem über die deutsche Verbände-Plattform zur GAP auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) angehört, ist seit Mittwoch und in den Folgetagen mit einer klaren Botschaft aus 15 Ländern in Brüssel vertreten: Die EU darf die industrielle Landwirtschaft nicht länger fördern, sondern muss stattdessen einen gerechten agrarökologischen Wandel unterstützen. Während die Entscheidungsträger über die Zukunft der EU-Finanzierung beraten, veröffentlichen nationale Agrar- und Ernährungsbündnisse der GFGF-Bewegung ihr gemeinsames Positionspapier „Towards a Just, Resilient & Future-Fit EU” (Für eine gerechte, widerstandsfähige und zukunftsfähige EU), in dem sie tiefgreifende Strukturreformen fordern. Das Papier wird von 97 Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt, Klima und Tierschutz unterstützt.
„Wir können nicht zulassen, dass die nächste GAP weiterhin öffentliche Gelder an industrielle multinationale Konzerne fließen lässt, während kleinere, vielfältige Betriebe verschwinden und unsere Umwelt zusammenbricht”, sagt Henrik Maaß von der AbL, der Co-Koordinator der deutschen Verbände-Plattform zur GAP ist. „Die Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, sind sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Natur. Wir brauchen einen ganzheitlichen politischen Ansatz, der diese miteinander verbundenen Probleme gemeinsam angeht.”
Derzeit gehen 80 % der GAP-Direktzahlungen an nur 20 % der Betriebe, wodurch große industrielle Betriebe ihre Gewinne steigern können, während zwischen 2007 und 2022 44 % der kleinen Betriebe verschwunden sind. Daher fordern viele nationale Bündnisse eine grundlegende Neugestaltung des GAP-Fördersystems. „Wir müssen die Agrarmärkte gerechter regulieren und das veraltete unqualifizierte hektarbasierte Fördersystem auslaufen lassen. Öffentliche Mittel sollten eingesetzt werden, um die Lebenswertigkeit des ländlichen Raums zu stärken. Die Gelder sollten Landwirte dabei unterstützen, öffentliche Leistungen wie sauberes Wasser, Schutz der biologischen Vielfalt und Tierschutz zu erbringen“, fügt Esmeralda Borgo vom belgischen Bündnis Voedsel Anders Flandern hinzu.
In dieser Woche traf und trifft sich GFGF in Brüssel in Zusammenarbeit mit IFOAM Organics Europe und dem Access-to-Land Netzwerk mit Mitgliedern der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments, um ihre Forderungen für die nächste GAP-Reform vorzustellen. Neben dem neuen Positionspapier übergibt die GFGF den Entscheidungsträgern in Brüssel ein Rezeptbuch mit dem Titel „Europäische Rezepte für den Wandel“, das Visionen von Basisbewegungen für eine bessere Ernährungspolitik sammelt. Es wurde von Bäuerinnen und Bauern, Aktivist:innen und Bürger:innen aus neun Ländern während der Europäischen Aktionstage 2024 – der jährlichen Kampagne von GFGF – gemeinsam erstellt.
Hintergrundinformationen
Good Food Good Farming (GFGF) ist ein paneuropäisches Bündnis von zivilgesellschaftlichen Organisationen und nationalen Bündnissen, die auf lokaler, nationaler und EU-Ebene aktiv sind, um ein faires und widerstandsfähiges Lebensmittelsystem zu schaffen, Brücken zu Landwirt*innen und Landarbeiter*innen zu bauen, einen Dialog innerhalb und mit ländlichen Gemeinschaften zu schaffen und sich bei Entscheidungsträger*innen für Veränderungen einzusetzen. Das gemeinsame Positionspapier „Für eine gerechte, widerstandsfähige und zukunftsfähige GAP“ fasst die Forderungen nationaler Agrar- und Lebensmittelkoalitionen für die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2027 zusammen. Es basiert auf den Positionen der folgenden nationalen Agrar- und Lebensmittelkoalitionen:
Agroecology in Action (Belgien), Food Transition Coalition (Niederlande), Environmental Pillar (Irland), Living Earth Coalition (Polen), Platform Aarde Boer Consument (Niederlande), Verbände-Plattform zur GAP (Deutschland), Por Otra PAC (Spanien), Voedsel Anders NL (Niederlande) und Voedsel Anders Vlaanderen (Belgien).