Dialogprozess zur Erarbeitung einer Nutztierstrategie gefordert

In einem Brief an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bitten der Bundesverband praktizierender Tierärzte e.V. (bpt) und der Deutsche Tierschutzbund e.V. (TSchB) die Ministerin „zu einem Dialogprozess zur Erarbeitung einer Nutztierstrategie einzuladen“. Die gesellschaftliche Debatte um die Zukunft der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Deutschland spitzt sich nach Ansicht der Verbände immer weiter zu. „Die bestehenden Tierschutzstandards verlieren zunehmend an Akzeptanz in der Bevölkerung, die Landwirte sind einem starken Wettbewerbsdruck ausgesetzt, die Verbraucher fordern mehr Transparenz. Das beobachten wir mit Sorge“, heißt es in dem vom bpt-Präsidenten Dr. Siegfried Moder und dem TSchB-Präsidenten Thomas Schröder unterzeichneten Brief. Die Verbände begrüßen daher die Absicht der Bundesregierung und speziell des Landwirtschaftsministeriums, eine nationale Nutztierstrategie zu entwickeln. „Es muss uns gelingen, den gesellschaftlichen Anspruch an mehr Tierschutz sowie die Ansprüche des Verbraucherschutzes und den Wunsch nach Planungssicherheit auf der landwirtschaftlichen Seite zu einem gemeinsamen Ziel zusammenzuführen. Dabei sind der Bund, aber eben auch die Länder und Kommunen sowie relevante gesellschaftliche Gruppen aus dem Tier- und Verbraucherschutz im Besonderen gefordert, schreiben die Präsidenten. Damit eine solche Zielbeschreibung und die dafür notwendigen Schritte auf dem Weg dahin auch tragfähig und verlässlich wirken, bedürfe es der Einbindung relevanter Stakeholder aus allen gesellschaftlichen Bereichen. Eine Nutztierstrategie, die ausschließlich in einem interministerialen Prozess erarbeitet wird, könne nie das Vertrauen und damit die Verlässlichkeit entwickeln, die es braucht. Die Erfahrungen der Berufsstände, aber auch der Organisationen aus dem Tier- und Verbraucherschutz sowie Kirchen mit den jeweiligen Erfahrungen könnten sicher einen erheblichen Beitrag dazu leisten. „Wir halten es auch mit Blick u.a. auf das von Ihnen aktuell zu erarbeitende staatliche Tierwohlkennzeichen als ein Instrument einer Nutztierstrategie, aber auch wegen anderer dringlicher ordnungsrechtlicher Fragen für zeitlich drängend, diesen Dialog zu beginnen und die relevanten Verbände an einen Tisch zu bringen. Der Bundesverband praktizierender Tierärzte und der Deutsche Tierschutzbund stehen mit ihrer Expertise zur Verfügung“, bieten die Verbände ihre Mitarbeit an.
23.01.2019
Von: FebL

Die Präsienten des bpt Dr. Siegfried Moder und des TSchB Thomas Schröder mit dem Brief an die Landwirtschaftsministerin. Foto: TSchB