„Wir fordern von den Ministerinnen und Ministern die Einführung einer verpflichtenden Haltungs- und Herkunfts-Kennzeichnung für Fleisch, Milch und Eiprodukte“, erklärte der AbL-Vorsitzende und NEULAND-Schweinehalter Martin Schulz. Eine aussagekräftige und verlässliche Kennzeichnung sei wichtig, damit sich die Verbraucherinnen und Verbraucher bewusst für Fleisch und Milch aus tiergerechter Haltung entscheiden können. Und die Bauern und Bäuerinnen bräuchten Klarheit über die Anforderungen, damit sie die Ställe in tier- und umweltschutzgerechte Haltungssysteme umbauen können, ganz besonders in der Sauenhaltung. Der Umbau der Tierhaltung koste aber Milliarden. „Wir erwarten von Bund und Ländern ein Umbauprogramm mit zusätzlichem Geld“, ergänzte Schulz.
Laut Christoph Dahlmann, Vertriebs-Geschäftsführer des NEULAND- Markenfleischprogramms, sei ein intakter Ringelschwanz ein guter Indikator für eine tiergerechte Schweinehaltung. „Die über 30-jährigen Erfahrungen unserer Schweinehalter zeigen, dass mit mehr Platz, Stroheinstreu, Auslauf und verschiedenen Klimazonen im Stall erfolgreich auf das Kupieren der Schweineschwänze verzichtet werden kann“, so Dahlmann. „Bitte vom Schwein mit Ringelschwanz“ sei daher sein Leitspruch.
Für den Landesvorstand der AbL in Nordrhein-Westfalen rief Dr. Gregor Kaiser die NRW-Ministerin Schulze Föcking als derzeitige Vorsitzende der Agrarministerkonferenz auf, bei dem notwendigen Umbau der Tierhaltung besonders die kleineren und mittleren Betriebe im Blick zu haben: „Die von der NRW-Ministerin geplante Abschaffung der bisherigen höheren Förderung für kleinere Milchvieh- und Sauen-Ställe steht dem entgegen. Eine weitere Konzentration der Tierhaltung auf immer weniger Betriebe ist auch vor dem Hintergrund lokaler und regionaler Gülle-Überschüsse kontraproduktiv“, kritisiert Kaiser.
Auf die Diskussion über den Ausstieg aus der Anwendung von Glyphosat und Neonikotinoiden ging der Ackerbauer Jan Wittenberg, Mitglied im AbL-Bundesvorstand, ein: „Der breitflächige Einsatz des Totalherbizids Glyphosat war einfach und für viele verlockend, aber er widerspricht einer guten ackerbaulichen Praxis.“ Notwendig sei eine umfassende Ackerbaustrategie, die auf vielfältigere Fruchtfolgen mit einem stärkeren Anbau von Leguminosen und Winterbegrünungen sowie auf eine bodenschonende Bodenbearbeitung einschließlich mechanischer Unkrautregulierung setze. Bund und Länder sollten ihre Förderpolitik und Zulassungspraxis entsprechend ändern. „Eine gute fachliche Praxis hilft der Artenvielfalt und Wasserqualität, und sie stärkt unsere Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von den zu Monopolen fusionierenden Saatgut- und Chemie-Konzernen“, so Wittenberg.
Ottmar Ilchmann, Milchsprecher der AbL, forderte die Agrarministerinnen und Minister auf, die deutschen Molkereien zum Abschluss schriftlicher Lieferverträge mit den Milchbauern zu verpflichten, wie es im EU-Recht vorgesehen sei. „Die Appelle der Minister an die Molkereichefs haben nichts gebracht. Die Bauern müssen vor der Lieferung wissen, welche Menge sie zu welchem Preis und in welcher Qualität liefern können“, fordert Ilchmann. Angesichts hoher EU-Lagerbestände an Milchpulver und der in den letzten Monaten stark gesunkenen Auszahlungspreise der Molkereien rief Ilchmann die Molkereien zudem dazu auf, mengenreduzierende Anreize einzuführen: „Die größte niederländische Molkerei Friesland/Campina zeigt, wie es funktioniert, die Milchmenge an die Nachfrage anzupassen.“ Die EU solle ähnlich wirkende Instrumente zur Vermeidung von Milchmarktkrisen einführen.
Zur anstehenden Reform der EU-Agrarpolitik stellt die AbL einen konkreten Vorschlag vor. „Heute werden in Deutschland die EU-Gelder stur nach Hektar Fläche ausgezahlt, ohne Bezug zu den Leistungen der Bauern für Umwelt und Tierschutz und in der Höhe auch noch unbegrenzt. Das führt zu Fehlanreizen und fördert die Landkonzentration bei Großbetrieben und überregional tätigen Kapitalanlegern“, kritisierte AbL-Geschäftsführer Ulrich Jasper. Die AbL schlage dagegen vor, die Direktzahlungen in Zukunft über ein Punktesystem vollständig dafür einzusetzen, konkrete Leistungen der Betriebe z.B. für vielfältige Landschaften, Artenvielfalt, saubere Gewässer und tiergerechte Haltung zu honorieren. Außerdem sollen über höhere Aufschläge für die ersten Hektare und Kürzungen bei hohen Beträgen (Degression) eine vielfältige Betriebsstruktur unterstützt werden.