AbL und GeN fordern von KWS: Ausstieg aus der Gentechnik und auf zukunftsgerichtete Innovationen setzen

Der Saatgut-Konzern KWS setzt auf neue Gentechnik. Das machte der Vorstand auf der virtuellen Hauptversammlung deutlich. „KWS hat die umfangreichen Chancen der neuen Züchtungstechnologien frühzeitig erkannt und sich entsprechend aufgestellt. Weizen kann aus sich selbst heraus resistent gegen Pilzkrankheiten sein. Mit Hilfe neuer Züchtungsmethoden aus dem Werkzeugkasten ‚Genome Editing‘ konnte in unserem Gemeinschaftsprojekt PILTON ein solcher Weizen erzeugt werden“, heißt es da. Und zum Genom-Editing verkündet der Vorstand: „Die Technologie ist heute für Mais, Zuckerrübe, Weizen und Roggen als Routine etabliert und wird in vielen Projekten in Züchtung und Forschung genutzt,“ mit besonderer Betonung auf „Routine“. Von möglichen Risiken oder Nebenwirkungen ist nicht die Rede. Die zentrale Botschaft auf der Hauptversammlung ist eh eine andere: „KWS Hauptversammlung beschließt höhere Dividende“, erwirtschaftet aus dem Verkauf von Saatgut an die Bäuerinnen und Bauern. Beschlossen wird eine Dividende von 0,70 Euro (Vorjahr 067) auf jede der insgesamt 33.000.000 Stückaktien, so dass insgesamt 23,1 (22,1) Mio. Euro an die Aktionäre der KWS SAAT SE & Co. KGaA ausgeschüttet werden. Zukunftsgerichtet ist die propagierte Ausrichtung der KWS nach Ansicht der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und des Gen-ethischen Netzwerks (GeN) nicht. Sie fordern die KWS zum Ausstieg aus der Gentechnik und die Ausrichtung auf zukunftsgerichtete Innovationen auf. „Neue Gentechnikverfahren und damit entwickelte Pflanzen sind Gentechnik und als solche zu regulieren. Diese wie die KWS als ‚naturidentisch‘ zu bezeichnen verschleiert, dass diese Technologien tief ins Erbgut von lebenden Organismen eingreifen können. Als verantwortungsbewusster Konzern muss sich die KWS deshalb für eine strenge Regulierung der neuen Gentechnikverfahren und eine umfassende Risikoprüfung einsetzen, da die Auswirkungen der Risiken der neuen Gentechnikverfahren für die komplexen Ökosysteme noch kaum erforscht sind“, so Pia Voelker vom Gen-ethischen Netzwerk. „Die drängenden Herausforderungen wie Klimaschutz und Klimafolgenanpassung werden auch mit den neuen Gentechniken nicht lösbar sein. Die gewünschten Eigenschaften beruhen nicht auf einzelnen DNA-Abschnitten, die ein oder ausgeschaltet werden können, sondern auf einem komplexen Zusammenspiel vieler Gene, der Umwelt der Pflanzen und weiteren unterschiedlichen Steuerungsmechanismen. KWS beteiligt sich bspw. am Projekt ‚Crops for the future‘ sowie PILTON und versenkt viel Geld in die Gentechnik – anstatt auf konventionelle Züchtungsverfahren zu setzen, die erfolgreicher standort- und klimaanpassungsfähige Pflanzen entwickeln können. Das wäre zukunftsgerichtet und genau das was Bäuerinnen und Bauern jetzt brauchen“, kommentiert Annemarie Volling von der AbL. Ein weiteres Projekt der KWS ist ihre „nächste Generation“ herbizidtoleranter Zuckerrüben. Diese sollen gegen drei Wirkstoffe (Glyphosat, Glufosinat und Dicamba) resistent sein. „Die erste Gentechnikgeneration war gegen Glyphosat resistent. Das hat zu Superunkräutern und erheblichen Problemen in der Landwirtschaft und für die Umwelt geführt. Gelernt hat die KWS nichts. Jetzt will sie auf Dicamba setzen, ein hochumstrittenes Pestizid, was sehr weit abdriftet und in den USA zu erheblichen Ernteausfällen und hunderten von Klagen der Farmer geführt hat. Vorausschauendes Handeln auch im Sinne der Aktionäre sieht anders aus – zumal auch in den USA immer mehr auf gentechnikfreien Zucker gesetzt wird“, so Matthias Juhas (GeN).