Zulassung für heterogenes Saatgut verlängert
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und die Interessengemeinschaft gegen die Nachbaugesetze und Nachbaugebühren (IGN) begrüßen die Verlängerung der Zulassung von heterogenem Saatgut von Getreide-Populationen.
Ein zeitlich befristetes EU-Experiment erlaubt es seit 2014, heterogenes Saatgut (Populationen) von Weizen, Mais, Hafer und Gerste vermarkten zu dürfen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Sorten sind sie genetisch breiter aufgestellt und die einzelnen Pflanzen auf dem Acker variieren stärker - nicht jede Pflanze gleicht der anderen. Durch diese größere Vielfalt auf dem Acker wird erwartet, dass eine bessere Anpassung an wechselnde Umweltbedingungen und den Standort möglich ist. „Insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmend extremeren Klimabedingungen können diese Eigenschaften in Zukunft noch eine weitaus größere Bedeutung für die Landwirtschaft bekommen“, stellte bereits im letzten Jahr die Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft fest. AbL und IGN sehen mit der Verlängerung „Vielfaltssorten gestärkt“.
Die im Rahmen des EU-Experiments ursprünglich erteilte Ausnahmegenehmigung läuft am 31.12.2018 ab. Die AbL hatte sich daher Ende Juni in einem Brief an die EU-Kommission gewandt und darin eine Verlängerung des Experiments gefordert. In einer Sitzung Anfang Juli haben alle 26 anwesenden Vertreter der EU-Mitgliedsländer die Verlängerung des EU-Experimentes zu Populationen bis zum 28.2.2021 befürwortet. „Da zu einer Reihe von Aspekten des Experiments mehr Informationen über einen längeren Zeitraum gesammelt werden müssen“, sei es notwendig, „die Dauer des temporären Experiments zu verlängern“, heißt es in dem Beschluss.
Am EU-Experiment nahmen bisher sechs Länder teil: Deutschland, Dänemark, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Italien und Niederlande. Es dürfen aber auch weitere Mitgliedsländer daran teilnehmen, sofern sie bis Ende 2019 einsteigen. Laut Bericht der EU-Kommission wurden bisher 131 Tonnen Saatgut der Populationen produziert und 75 Tonnen vermarktet, wovon der Großteil Weizen (82 %) und zu 15 % Mais und 3 % Gerste war. Mehr als dreiviertel der Züchter und Produzenten der Populationen gehört zu kleinen Unternehmen mit maximal neun Mitarbeitern.
Die IGN ist eine Solidargemeinschaft aus konventionell und biologisch wirtschaftenden Bäuerinnen und Bauern. Ihr Ziel ist es, die Ausforschung durch die Organisationen der Züchter, die die seit Ende der 90er Jahre erhobenen Nachbaugebühren einziehen, zu beenden und das Recht auf „freien Nachbau“ wieder uneingeschränkt herzustellen.