Südzucker-Aufsichtsrat stimmt Schließungsplänen zu
Der Aufsichtsrat der Südzucker AG hat in seiner gestrigen Sitzung dem Restrukturierungsplan des Vorstands für das Segment Zucker zugestimmt. Mit dem erstmals in der Aufsichtsratssitzung am 30. Januar 2019 vorgestellten Restrukturierungsplan verfolgt Südzucker nach eigenen Angaben das Ziel, die Auswirkungen der starken Preisschwankungen an den globalen Zuckermärkten und in der EU auf das Segment Zucker zu verringern und damit den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens nachhaltig zu sichern und zu stärken.
Der Restrukturierungsplan sieht laut Südzucker Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette vor und dabei insbesondere die Anpassung der Produktions- und Verwaltungsstrukturen. Hierbei ist die Schließung von fünf Zuckerfabriken mit einem durchschnittlichen jährlichen Zuckerproduktionsvolumen von insgesamt rund 700.000 Tonnen vorgesehen, um die Kapazitäten stärker am Bedarf des europäischen Marktes auszurichten. Nach der Kampagne 2019 sollen zwei Fabriken in Deutschland (Brottewitz und Warburg) und zwei der französischen Tochtergesellschaft Saint Louis Sucre (Cagny und Eppeville) geschlossen werden. Das betroffene Werk der polnischen Tochtergesellschaft Südzucker Polska (Strzyżów) soll bereits früher geschlossen werden.
Vor der Zentrale des Südzucker-Konzerns in Mannheim demonstrierten am Montagmittag anlässlich der Aufsichtsratssitzung rund 350 Menschen, darunter auch mit vier Bussen aus Warburg angereiste Landwirte, Gewerkschafter, Politiker und Bürger, um so noch einmal für den Verbleib der Zuckerfabrik in ihrer Region zu protestieren. Als der Aufsichtsrat nach einer halben Stunde seine Sitzung unterbrach und Südzucker-Vorstandschef Wolfgang Heer den Demonstranten erklärte, dass es jetzt „nicht die Zeit für Emotionalität, sondern Rationalität“ sei und das Interesse der Südzucker nicht in der Gewinnmaximierung, sondern in der Verlustminimierung liege, erntete er ein Pfeifkonzert.
Angesichts der Begründung des Restrukturierungsplans der Südzucker AG erklärte Franz-Josef Möllenberg, der früher Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) war und aktuell Vertreter der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat der Südzucker ist:.„Die Agrarpolitik darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten und der Regionen ausgetragen werden". Er fordert die Einberufung eines Gremiums nach Vorbild der Kohlekommission, um alternative Konzepte zu entwickeln.
Deutliche Kritik an den Plänen der Südzucker hatte wenige Tage vor der Aufsichtsratssitzung im Rahmen einer Mahnwache vor den Toren der Zuckerfabrik in Warburg als Vertreter der Landwirtschaft Josef Jacobi; selbst Bio-Rübenanbauer, geübt. Er verwies darauf, dass die Bauern im vergangenen Jahr dazu aufgefordert worden seien, „140 Prozent mehr Rüben zu produzieren". Und jetzt, wo der Markt überquelle, würden Fehlentscheidungen des Managements auf den Rücken der Landwirte ausgetragen.
„Wir Bauern sind wütend, dass gegen jede Vernunft das Werk geschlossen werden soll", erklärt Jacobi. In Warburg würden Spezialprodukte wie brauner Zucker und Bio-Zucker produziert. Produkte, nach denen der Markt verlange.
Zwar ist viel von einer endgültigen Entscheidung von Vorstand und Aufsichtsrat die Rede. Vertreter der NGG haben aber bereits weitere Gespräche mit der Südzucker AG angekündigt.