Schweinepest in China und die Folgen bei uns

Der deutsche und europäische Schweinemarkt wird seit Monaten durch die Afrikanische Schweinepest in China bestimmt. Ausgerechnet im Jahr des Schweines wütet sie dort und führt zu gewaltigen Verwerfungen, die sich auch in Deutschland bemerkbar machen. Zwar hat sich die chinesische Schweineproduktion im August ein wenig stabilisiert, aber gegenüber dem Vorjahr fehlen weiterhin mindestens 10% der Schweine (ca. 40-60 Mio., das entspricht etwa der Jahresschlachtung in Deutschland). Die Rabobank Holland spricht gar von einem Rückgang von über 100 Mio. Schweinen durch Verenden oder Notschlachtung. Immerhin sinkt der Bestand an lebenden Schweinen in wichtigen Provinzen nicht weiter, die Zahl der Erstlingssauen steigt langsam und die Ferkelfutterproduktion hat sich ganz leicht erholt. Man scheint im Tal der Produktion angekommen zu sein. Auch der Anstieg der Schweinepreise hat sich verlangsamt, liegt aber immer noch 90% über Vorjahr. Zudem sind die Unterschiede von Provinz zu Provinz gewaltig. Ende September kostete ein Kilo Lebendgewicht im Schnitt 3,46 €/kg, im Nordwesten 3,14 € und im bevölkerungsreichen Süden über 4 €/kg. Das ist natürlich eine Sonderkonjunktur für die globale Exportindustrie. Besonders die EU, Brasilien und trotz hoher Zölle auch die USA profitieren von den chinesischen Importen und Preisen. Etwa jedes zweite Exportschwein der EU geht nach China. Und die Margen sind laut Marktexperten „ordentlich“, nicht nur für die in Europa nicht verwertbaren „Nebenprodukte“ wie Pfoten, Ohren, Köpfe, Rüssel usw. Mit diesen Margen können die Exporteure auch die hiesigen Schweinepreise von 1,85 €/kg stützen. Denn im heimischen Einzelhandel sind diese Preise kaum durchsetzbar. Folglich stecken die Schlachtbetriebe, die keinen Drittlandexport haben und den LEH beliefern (müssen), zur Zeit in einem Dilemma, das bei längerer Dauer die ohnehin vorhandene Strukturkrise verschärfen wird. Das gilt besonders für die Fleischverarbeiter, die den teuren Rohstoff preislich nicht weitergeben können. Da die Wurstbranche schon länger unter ihrer „Sandwichstellung“ zwischen Schlacht- und Handelskonzernen leidet, droht nun das Fass überzulaufen. Fast alle namhaften Fleischkonzerne berichten von zahlreichen Anfragen auf Übernahmen von Wurstfabriken. Die Fusion von Kemper (Nr. 3 der Branche) mit Reinert (Nr.4) zur neue Nr. 2 hinter der Zur Mühlen Gruppe von Tönnies scheint nur der Anfang zu sein.
13.10.2019
Von: hg