Schneetourismus EXTREM – und seine negativen Folgen für Tier und Natur

Ferien und die Feiertage haben zahlreiche und für manche Regionen zu viele Menschen zu schneebedeckten Hängen und Pisten getrieben. „Die schönen verschneiten Landschaften und die herrlich klare Winterluft laden gerade viele Menschen zu einem Ausflug in die Natur ein. Als Landwirtin kann ich es nur zu gut verstehen, wie gerne man sich da in der Natur aufhält. Zurzeit kommen aber zu viele Menschen gleichzeitig auf die Idee, Skigebiete und angrenzende verschneite Orte zu Besuchen. Die Folge: Durch Autos zerstörte Wiesen, viel Müll und eine Menge unangenehme Hinterlassenschaften durch geschlossene oder nicht vorhandene Toiletten“ erklärt dazu die Landwirtin Kristina Schmalor, stellvertretende Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen (AbL NRW). Diese Art des Schneetourismus geht auch zulasten des Grünlandes. „Unser Dauergrünland genießt als sehr wertvolles Ökosystem in Deutschland zu Recht einen sehr hohen Schutzstatus. Damit verbunden halten wir Landwirte uns an eine Vielzahl von Auflagen, die von der Mehrheit der Gesellschaft so gewollt und unterstützt sind. Im Freizeitbereich gelten offensichtlich andere Regeln. Jeder, der einen Parkplatz sucht oder einfach mal die Wintertauglichkeit seines Autos ausprobieren möchte, tobt sich gerade auf unseren Wiesen aus, ohne Rücksicht auf die dabei entstehenden Schäden. Zerstört ein wertvolles Ökosystem, nimmt unseren Tieren im Frühling dringend benötigtes Futter und belastet uns Landwirte mit hohen Kosten durch die Wiederaufarbeitung des Grünlandes“, so Schmalor. Kritik an dieser Freizeitaktivität kommt auch vom Tierarzt Dr. Ralf Unna vom Landestierschutzverband NRW: „Erschreckend sind auch die großen Mengen an Müll, die hier einfach hinterlassen werden. Im Gras eingewachsen und mit geerntet oder von Wild – und Weidetieren mit gefressen können diese aber enorme Tierquälerei verursachen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand freiwillig mit angucken möchte, wie elendig ein Tier stirbt, welches Plastik oder Glasscherben gefressen hat.“ Kristina Schmalor ergänzt: „Und die menschlichen Hinterlassenschaften durch nicht vorhandene Toiletten? Als Landwirte befinden wir uns zurzeit in der ‚Sperrfrist‘. Das heißt, dass wir keine Gülle und kein Mist ausbringen dürfen, weil im Winter die Aufnahmefähigkeit des Bodens nicht gegeben ist und dieser ausgewaschen wird. Auf Schnee darf sowieso nichts ausgebracht werden, weil die Auswaschung mit dem Schmelzwasser gar nicht zu kontrollieren ist. Was passiert da wohl mit den menschlichen Hinterlassenschaften, die sich auf unseren Wiesen und Wäldern gerade von hunderten Touristen sammeln?“ Schmalor und Unna appellieren: „Es sollen alle draußen im Schnee ihren Spaß haben dürfen. Aber bleiben Sie mit Ihren Autos auf den Wegen und halten Sie die Natur sauber. Die Natur, die Tiere und wir Landwirte sind darauf angewiesen!“
04.01.2021
Von: FebL/PM

Spuren des Schneetourismus - zerstörtes Grünland. Foto: Schmalor