Milchmarkt immer unübersichtlicher

Angesichts der jüngst erfolgten Preissenkung für Butter bei Discountern sieht die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) die Preise am Markt völlig vom Geschehen auf den Höfen abgekoppelt.

„Es ist aktuell wie ein Schlag ins Gesicht für die Milchbauern, dass die Wertschöpfungskette für sie wieder mal nur Preissenkungen übrig hat“, heißt es da. In den Kuhställen bleibt das Futter knapp, die Kosten für Mitarbeiter im Bereich Mindestlohn sind gestiegen, aber die Preise für Butter sinken. Ohne Not haben nach Ansicht der AbL Discounter die Butterpreise gesenkt, obwohl der Buttermarkt zuletzt relativ stabil war.

„Es scheint außer den Milchbäuerinnen und -bauern selbst niemanden zu geben, der sich für die Lage auf den Höfen interessiert“ so Lucia Heigl, Milchbäuerin in Bayern und stellv. Bundesvorsitzende der AbL. Sie stellt die berechtigten Fragen: „Wieso schafft es eine Branche nicht, die bei der Milchproduktion entstehenden Kosten bis zum Verbraucher durchzureichen?“  Der Milchkunde hat sich vielfach bereit erklärt, diese zu zahlen! Wie uneins sind die mit über 75% marktbeherrschenden Genossenschaften auf Kosten der Bauern am Markt unterwegs? Dort zählt ja auch der Umsatz und nicht der Ertrag je Liter Milch, sonst könnte die Dachorganisation DRV nicht über ein zufriedenstellendes Ergebnis sprechen, wenn ihren Bauern die Milchpreise um 6 % gesenkt werden“, erklärt die AbL-Vertreterin.

Dass es auch anders geht, zeigen für die AbL Beispiele aus Frankreich. Dort haben sich unter anderem Lidl France und Sodiaal Union sowie E. Leclerc und Lactalis jeweils auf höhere Produzentenpreise geeinigt, die an die Erzeuger durchgereicht werden sollen.

„Wenn sich diese Aktion nicht als Eintagsfliege oder Werbegag herausstellt, sondern auch in Zukunft so vorgegangen wird, dann wäre das ein guter Anfang für eine faire und zukunftsfähige Zusammenarbeit zwischen Erzeugern, Molkereien und LEH“, so Bernd Schmitz, Bio-Milchbauer und AbL-Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen.

„Damit nicht der Handel allein gegenüber der uneinigen Molkereibranche unabhängig vom Produktionsgeschehen die Preise bestimmt, müssen die Bauern endlich verstärkt selbst ihre Interessen vertreten“, so Ottmar Ilchmann, Milchbauer und Landesvorsitzender der AbL Niedersachsen. „Das in der Zeit des Milchstreiks gegründete Milchboard ist die selbst organisierte einzige Plattform, die Preisgestaltung seitens der Milcherzeuger möglich machen kann!“ ruft Ilchmann die Berufskollegen zum selbständigen und solidarischen Handeln auf.