Landwirtschafts- und Naturschutzverbände mit Treckern vor dem Landtag

Neue Landtagsregierung in Schleswig-Holstein muss politischen Rahmen setzen für viele Höfe, Klimaschutz, Artenvielfalt und regionale Ernährungssysteme.

Anlässlich der bevorstehenden Landtagswahl am 8. Mai überreichten Vertreter:innen schleswig-holsteinischer Verbände von Naturschutz und Landwirtschaft mit einer Treckeraktion gemeinsame Forderungen an die agrarpolitischen Kandidat:innen der Parteien. Die Verbände sind sich einig, dass eine zukunftsfähige Landwirtschaft vornehmlich in regionalen Kreisläufen wirtschaftet, klima- und ressourcenschonend sein muss sowie Tierwohl und Artenvielfalt stärken muss. Dafür braucht es viele und vielfältige Höfe sowie faire und kostendeckende Preise. Die CDU blieb der Aktion von AbL, BDM, LsV und Landesnaturschutzverband, dem Dachverband der Natur- und Umweltschutzverbände in Schleswig-Holstein, fern.

Matthias Stührwoldt war einer der Treckerfahrer. Der Biobauer und AbL-Landesprecher sagte: „Dieses Bündnis zeigt, dass wir uns nicht spalten lassen. Naturschutz und Landwirtschaft gehören zusammen. Wir brauchen viele Höfe, die auch in kleinen und mittleren Strukturen wirtschaften, um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen. Deswegen fordern wir die nächste Landesregierung auf, sich dafür einzusetzen, in der gemeinsamen Agrarpolitik die Prämienhöhe der Ökoregelungen nach Betriebsgröße zu staffeln.“

„Bäuerinnen und Bauern können und wollen Biodiversität, Klimaschutz und Artenvielfalt“, erklärte Uta von Schmidt-Kühl, LsV Landesvorsitzende und konventionelle Milchbäuerin. „Statt Exportorientierung sind aber faire und kostendeckende Preise notwendig. Die nächste Landespolitik ist aufgefordert, sich für marktpolitische Maßnahmen stark zu machen. Im globalen Handel sind nachhaltig erzeugte landwirtschaftliche Waren zu bevorteilen, um Leakage Effekte zu vermeiden.“

Ursula Trede ist Milchbäuerin und BDM-Landesvorsitzende. Sie führte weiter aus: „Die Agrarreform der GAP führt aktuell dazu, dass Grünlandbetriebe mit Milchkühen ab 2023 Prämiengelder verlieren. Beispielrechnungen gehen von 30 Prozent aus. Dabei haben Grünland und Weidehaltung ein hohes Potential für Tierwohl, Klima- und Artenschutz. Wir brauchen eine Weideprämie in den Ökoregelungen der GAP. Bis dahin muss die nächste Landesregierung Milchbetriebe mit Weidegang aus Mitteln der sogenannten Zweiten Säule stärken, über die das Land verfügt. Das ersetzt aber nicht eine Marktpolitik, die wir zudem dringend brauchen.“

Der LNV-Vorsitzende Prof. Dr. Ulrich Irmler sagte weiter: „Die wahren Kosten einer intensiven Landwirtschaft müssen jetzt berücksichtigt werden und dürfen nicht auf die Zukunft verlagert werden. Deshalb fordern wir die Landespolitik auf, die gemeinsamen Forderungen umgehend nach den Wahlen anzupacken.“

Zum Fernbleiben der CDU erklärt Berit Thomsen, Geschäftsführerin der AbL in Schleswig-Holstein: „Von den angefragten agrarpolitischen Landtagswahl-Kandidat:innen der demokratischen Parteien ist allein von der CDU niemand erschienen. Das ist ein bedauerliches Zeichen, kurz vor den Landtagswahlen.“ Und sie unterstreicht noch einmal die Bedeutung der Trecker-Aktion: "Naturschutz und Landwirtschaft müssen zusammen gedacht werden, das zeigen die Zusammensetzung des Bündnis und die gemeinsamen Forderungen. Eine zukunftsfähige Landwirtschaft vereint Klimaschutz, Artenvielfalt, Tierwohl und die soziale Frage. Diese Aktion erteilt der Rollback Diskussion eine klare Absage."

Die Forderungen der Verbände lassen sich kurz und knapp wie folgt zusammenfassen:

  • Weideprämie jetzt!
  • Prämienhöhe der Ökoregelungen anheben und nach Betriebsgröße staffeln! 
  • Faire Preise für Erzeugerinnen und Erzeuger als eine Voraussetzung, Natur- und Klimaschutz zu stärken!
03.05.2022
Von: FebL/PM

Vor dem Kieler Landtag übergaben Vertreter:innen von Landwirtschafts- und Naturschutzverbänden (im Bild bei der Übergabe Matthias Stührwoldt, li.) gemeinsame Forderungen an die agrarpolitischen Kandidat:innen zur Landtagswahl antretender Parteien (mit den grünen Mappen). Fotos: AbL