LandFrauen fordern: Mehr Frauen in die Betriebsleitung und Geschlechtergerechtigkeit herstellen

Angesichts des niedrigen Anteils an landwirtschaftlichen Betriebsleiterinnen (11 Prozent) und Hofnachfolgerinnen (18 Prozent) in Deutschland sieht der Deutsche LandFrauenverband (dlv) im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit noch Handlungsbedarf. In einem jetzt vorgelegten Positionspapier fordert der dlv die Politik auf, Frauen auf dem Weg zur Betriebsleiterin mehr zu unterstützen und deren Leistungen in der Agrarstatistik zu erfassen. In vielen landwirtschaftlichen Unternehmerfamilien gelte es, die Aufteilung der Arbeitsfelder gemeinsam zu überdenken und neue Partnerschaftsmodelle im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Betrieb und Familie zu finden.

"Es gibt noch immer zu viele Barrieren für Frauen, die gern einen landwirtschaftlichen Betrieb leiten würden", stellt dlv-Präsidentin Petra Bentkämper fest. "Ich appelliere insbesondere an die Familien selbst, offen über Rollenbilder von Mann und Frau und deren Aufgabenfelder zu sprechen. Schwangerschaft und Elternzeit sollten frühzeitig gemeinsam geplant werden. Dafür stehen viele Informations- und Beratungsangebote zur Verfügung."

Die Ergebnisse der Studie Frauen.Leben.Landwirtschaft zeigen laut dlv, dass Töchter in landwirtschaftlichen Familien nach wie vor eher den Betrieb übernehmen, wenn sie entweder Einzelkind sind oder ausschließlich Schwestern haben. Haushalt und Familie bleiben überwiegend weibliche Domänen. Auch deshalb sehen sich Frauen zu einer Entscheidung zwischen Betriebsleitung und Kindern gezwungen oder geben nach der Geburt ihre Leitungsaufgaben vermehrt wieder ab.

Für eine verbesserte Vereinbarkeit fordert der dlv die Politik auf, die Infrastruktur in den ländlichen Räumen familienfreundlich auszubauen. Auch in den landwirtschaftlichen Berufs- und Hochschulen müsse der Diskurs über tradierte Rollenbilder geführt werden.

Um Frauen selbst auf ihrem Weg Mut zu machen, sind nach Ansicht des dlv mehr sichtbare Vorbilder, Austauschmöglichkeiten in geförderten Frauen-Netzwerken, Mentoring- oder Coaching-Programme sowie maßgeschneiderte Bildungsangebote wichtig. Juliane Vees, Erste Vizepräsidentin des dlv, ergänzt: "In Baden-Württemberg gibt es ein spezifisches Förderprogramm, das Module für Existenzgründung und Unternehmensentwicklung sowie Qualifizierung und Coaching, speziell für Bäuerinnen und Frauen im ländlichen Raum anbietet. Um Chancengleichheit herzustellen, ist das ein hervorragendes Instrument und sollte im Rahmen der GAP auch in anderen Bundesländern aufgelegt werden."

28.03.2023
Von: FebL/PM

Der dlv fordert mehr Betriebsleiterinnen. Bildquelle: Fotobroschüre des Thünen-Instituts und der Universität Göttingen in Kooperation mit dem Deutschen LandFrauenverband e.V.