Klimaschutzleistung des Waldes honorieren - aber richtig

Auf dem 2. Nationalen Waldgipfel am 2.Juni hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ein Modell zur Honorierung der Klimaschutzleistung der Wälder vorgestellt. Für den AbL-Waldexperten Gregor Kaiser ein wichtiger und guter Ansatz, der in zentralen Punkten jedoch nachgebessert werden muss. Zur Vorstellung ihres Modells erklärt die Ministerin: „Der Wald ist unser bester Mitkämpfer gegen den Klimawandel: Land- und Forstwirtschaft sind die beiden einzigen Sektoren, die CO2 speichern können. Jährlich entlastet der deutsche Wald die Atmosphäre um etwa 62 Millionen Tonnen Kohlenstoff, das sind sieben Prozent aller Emissionen in Deutschland. Wenn wir CO2-Emissionen einen Preis geben, dann müssen wir umgekehrt auch diejenigen unterstützen, die unseren Wald als maßgeblichen Klimaschützer erhalten, pflegen und bewirtschaften. Dafür habe ich heute ein Modell auf den Tisch gelegt, das zusammen mit Vertretern von Bund, Ländern, Praktikern aus der Forstwirtschaft und der Wissenschaft erarbeitet wurde. Es wird politisch und fachlich breit getragen.“ Zweistufiges Modell
Das Modell für eine Bundesinitiative „Klimaschützer Wald“ hat zwei Stufen. Dabei soll auch die Nutzung von Holz ausdrücklich gefördert werden, sofern es in langlebigen Holzprodukten eingesetzt wird und damit langfristig Kohlenstoff speichert.
Erste Stufe (Sockelbetrag):
Es soll ein Sockelbetrag an die Waldbesitzer gezahlt werden, mit dem der Erhalt, die Entwicklung und die Bewirtschaftung besonders klimaresilienter Wälder honoriert wird. Voraussetzung soll die Vorlage einer Nachhaltigkeitszertifizierung sein. Die Höhe und die Staffelung dieses Sockelbetrages werden nach Art und Zustand des Waldes hergeleitet.
Zweite Stufe (Aufschlag):
Für weitere Maßnahmen soll es einen Aufschlag geben. Dies ist z.B. eine langfristige Erhöhung der CO2-Speicherleistung des Waldes oder wenn das geerntetes Holz in langlebigen Holzprodukten verwendet wird. So trägt insbesondere das Bauen mit Holz zum Klimaschutz bei. Die Erhöhung der CO2-Bindungsleistung soll durch entsprechende Zertifikate nachgewiesen werden. Geplant ist, dass die Vergütung über mehrere Jahre erfolgt. In dieser Zeit soll es Überprüfungen geben, ob die Voraussetzungen weiter erfüllt werden. Zu dem Modell ist das Bundesministerium derzeit in Abstimmung unter anderem mit der Europäischen Kommission, um beihilferechtliche Fragen zu klären. Kaiser: Zu wenig ambitioniert und in der zweiten Stufe zu bürokratisch
„Viele Waldbesitzer*innen sind durch die Klimakrise und Borkenkäfer stark betroffen und zum Teil mit Existenzsorgen konfrontiert“, erklärt Gregor Kaiser, Waldbauer und im Vorstand des AbL-Landesverbandes NRW. Daher sei es „wichtig und gut“, dass die Politik darauf reagiert und über Unterstützung und dauerhafte Förderung nachdenkt. „Aber es ist wichtig, dass dies nicht mit der Gießkanne geschieht und auch nicht nur an Klimaaspekte wie CO2-Bindung gekoppelt ist. Denn die Biodiversitätskrise ist genauso bedrohlich wie die Klimakrise“, so Kaiser. Daher reicht es seiner Ansicht nach nicht aus, die erste Stufe an eine Zertifizierung wie beispielsweise PEFC zu koppeln, denn dessen Standards seien für die in Zukunft notwendigen naturnahen, diversitätsreichen und klimastabilen Mischwälder nicht ausreichend. „Ein stufiges System, wie Klöckner es vorschlägt, ist gut, doch sollte vorab eine gute fachliche Praxis definiert werden, die alle Ökosystemleistungen im Blick hat. Insgesamt scheint Klöckners Modell zu wenig ambitioniert und in der zweiten Stufe zu bürokratisch. Es wird kaum korrekt nachzuverfolgen sein, ob CO2 dauerhaft in Holz gebunden bleibt oder doch kurzfristig wieder freigesetzt wird“, kritisiert Kaiser.