Hogan diskreditiert die Kritik westafrikanischer Milchbauern an der EU-Agrar- und Handelspolitik als „Fake News“

EU-Agrarkommissar Phil Hogan hat Berichte westafrikanischer Milchbauern-und Milchbäuerinnen “ über die negativen Auswirkungen der EU-Agrar- und Handelspolitik als „Fake News und Fehlinformationen“ bezeichnet und dafür vehementen Widerspruch der Betroffenen ausgelöst. Das teilt das European Milk Board (EMB) mit. Die europäischen Milcherzeuger des EMB haben kürzlich gemeinsam mit ihren westafrikanischen Kollegen auf die desaströsen Konsequenzen einer liberalisierten Agrar- und Handelspolitik der EU hingewiesen. Die afrikanischen Landwirte sind extra nach Brüssel gereist, um den Verantwortlichen die Auswirkungen der Export- und Dumpingpolitik vor Augen zu führen. Die Botschaft war klar: „Unsere lokale Milch hat ein Potenzial, aber die Konkurrenz mit europäischen Billig-Importpulver macht unsere Märkte kaputt!“ Das teilt das EMB mit.
Verstimmt hat Agrarkommissar Phil Hogan auf die Berichte über den lokalen Milchsektor in Westafrika reagiert. Das seien "Fake News“, „Fehlinformationen“ und die „Befürwortung einer Politik des Hungers". Gegen diese Kritik setzen sich die westafrikanischen Vertreter allerdings vehement zur Wehr. In einem offenen Brief richten sie nun deutliche Worte an den Agrarkommissar und untermauern Punkt für Punkt die Faktenlage:
· Die Konkurrenz durch Milchpulver und Pflanzenfettmischungen ist Realität auf unseren Märkten und untergräbt die Entwicklung des lokalen Sektors.
· Der westafrikanische Markt ist von strategischem Interesse für die EU-Agrarpolitik und die europäischen Konzerne. Europäische Molkereiunternehmen investieren stark in einem wachsenden westafrikanischen Markt. Verlierer ist die lokale Milch.
· Wir möchten in Würde von unserer Arbeit leben. Die europäische Agrarpolitik mit dem Fokus, immer mehr zu niedrigsten Preisen zu produzieren, zerstört die Erzeuger in Europa gleichermaßen wie bei uns. Wir werden nicht von unseren europäischen Kollegen instrumentalisiert. Wir sprechen für uns. In ihrem Brief an Phil Hogan laden die westafrikanischen Vertreter den europäischen Agrarkommissar ein, sich ein Bild vor Ort zu machen. Hogan solle sich der Realität auf den landwirtschaftlichen Betrieben, den Mini-Molkereien und lokalen Märkten Westafrikas stellen. „Die Milchwirtschaft in Westafrika verdient ihre Chance“, heißt es beim EMB. Vor diesem Hintergrund haben aus Anlass des Weltmilchtages der belgische Milcherzeugerverband MIG (EMB-Mitglied) und die in Afrika aktive Organisation Tierärzte ohne Grenzen in Brüssel auf die Notwendigkeit von fairen Milchpreisen weltweit aufmerksam gemacht. An diesem Tag pinkelte das Wahrzeichen der Stadt, das Manneken Pis, wie ein afrikanischer Viehhirte verkleidet Milch statt Wasser und erregte damit lebhafte Aufmerksamkeit. „Eine vernünftige Ausgestaltung der Agrarpolitik hilft den Bauern hier und dort“, erklärt das EMB. Dazu brauche es aber dringend gesetzliche Rahmenbedingungen auf EU-Ebene, um Überschüsse zu vermeiden und die Milchproduktion auf die Marktverhältnisse auszurichten. Das European Milk Board setzt sich seit Jahren für ein effizientes Kriseninstrument bei drohenden Marktstörungen ein. „Mit dem Marktverantwortungsprogramm haben wir ein Instrument erarbeitet, das bei drohenden Krisen die Produktion flexibel anpasst und dadurch Milchpreise stabil zu halten vermag. Unsere Milcherzeuger haben in der Vergangenheit keine Gelegenheit ausgelassen, um sich bei Politikern in den Ländern und in Brüssel für unser Kriseninstrument stark zu machen. Mit Erfolg! Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments haben sich kürzlich bei der Agrarreform klar für Maßnahmen bei Marktstörungen ausgesprochen und u.a. für eine freiwillige Produktionsverringerung bei instabilen Marktbedingungen gestimmt. Umso wichtiger ist es jetzt, dass das neue EU-Parlament diese positive Forderung weiterbringt und fest in der Gemeinsamen Marktorganisation installiert. Im Namen aller Milchproduzenten feiern wir die Milch als ein wichtiges Nahrungsmittel und plädieren am Weltmilchtag für eine faire und verantwortungsvolle Milchpolitik“, so das EMB.
02.06.2019
Von: FebL/PM

Von der Aktion am als afrikanischer Viehhirte verkleideten Brüsseler Wahrzeichen "Manneken Pis" berichtete auch der Fernsehsender RTBF.