Bayer und BASF vermarkten hochgefährliche Pestizide im globalen Süden, darunter auch solche, die in der EU längst verboten worden sind oder erst gar keine Genehmigung bekommen haben. Das zeigt die Studie
„Gefährliche Pestizide von Bayer und BASF - ein globales Geschäft mit Doppelstandards“ von Misereor, dem INKOTA-netzwerk und der Rosa-Luxemburg-Stiftung hin.
Der Bayer-Konzern ist nach der Fusion mit Monsanto 2018 zweitgrößter Pestizidhersteller, Nummer drei ist die BASF. Deutschland ist hinter China zweitgrößter Pestizidexporteur weltweit. Mehr als ein Viertel aller aus Deutschland exportierten Wirkstoffe sind als „hochgefährlich“ einzustufen. Diese Einstufung beruht auf Kriterien der FAO und WHO, präzisiert vom Pestizid-Aktions-Netzwerk. Einige dieser Wirkstoffe haben aufgrund ihrer Schädlichkeit für Umwelt oder Gesundheit keine Genehmigung in der EU, oder die Zulassung wurde explizit widerrufen.
Brasilien ist einer der Staaten mit dem höchsten Pestizideinsatz weltweit. Zwischen dem Jahr 2000 und 2018 hat er sich mehr als verdreifacht. Grund ist der stark angestiegene Anbau von Soja, Mais und Zuckerrohr, deren Anbaufläche sich von 1998 bis 2018 mehr als verdoppelt hat. Im gleichen Zeitraum (2000 bis 2018) hat sich der Pestizidverbrauch mehr als verdreifacht. Unter Präsident Bolsonaro wurde der Zulassungsprozess beschleunigt und allein 2019 knapp 500 neue Pestizidprodukte zugelassen. Es gibt markante Unterschiede in den Zulassungsstandards zwischen der EU und Brasilien. Auch die Grenzwerte im Trinkwasser sind bspw. für Glyphosat statt o,1 Mikrogramm pro Liter 500 Mikrogramm in Brasilien. Besonders gefährdet sind Arbeiter*innen, die die Pestizide ausbringen und oft ohne Schutzkleidung arbeiten. Stark exponiert sind auch Anwohner*innen in Gebieten, wo Pestizide hergestellt oder eingesetzt werden. In einigen Bundesstaaten ist sogar das gefährliche Ausbringen mit Flugzeugen noch erlaubt.
Südafrika ist einer der größten Pestizidimporteure Afrikas. Über die Hälfte der Importe wird allerdings umgeschlagen und in andere afrikanische Länder exportiert. Die Entwicklung und Forschung an neuen Wirkstoffen übernehmen die großen Chemiekonzerne. Diese werden von südafrikanischen Unternehmen importiert. Daraus werden Pestizide formuliert und unter eigenem Label verkauft. Eine Vielzahl von Studien zeigen, dass im Agrarsektor Südafrikas fundamentale Arbeitsrechte verletzt werden, insbesondere bezüglich der Gesundheit am Arbeitsplatz. Dazu zählen mangelnde oder keine Schutzkleidung, keine Information über die Risiken der eingesetzten Pestizide und viel zu schnelle Wiederaufnahme der Arbeit auf den Feldern nach dem Pestizideinsatz.
Diese Strategie der Doppelstandards – in anderen Regionen der Welt Pestizidwirkstoffe zu vertreiben, die als hochgefährdet einzustufen sind und die in der EU keine Zulassung haben, muss beendet werden, fordern die Studienautor*innen von Misereor, dem INKOTA-netzwerk und der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Angesichts der dokumentierten Menschenrechtsverletzungen erweise sich die Erzählung der Chemiekonzerne, der „sicheren Anwendung von Pestiziden“ als Illusion. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind zu verschärfen. Schon jetzt kann die Bundesregierung per Verordnung über das Pflanzenschutzmittelgesetz die Ausfuhr von Pestiziden in Länder außerhalb der EU verbieten, wenn dies zum Schutz von Menschen und Natur erforderlich ist (Paragraph 25 PflSchG). Zudem ist Transparenz herzustellen, welche Wirkstoffe und Pestizide von welchen Unternehmen exportiert werden. In Frankreich wurde 2018 ein Gesetz verabschiedet, welches die Herstellung, Lagerung und die (globale) Vermarktung von Pestizidprodukten verbietet, die Wirkstoffe enthalten, die in der EU aus Gründen des Schutzes der Umwelt oder der menschlichen und tierischen Gesundheit nicht genehmigt sind. Das Gesetz soll 2022 in Kraft treten.