Halbierung der Milchpulverbestände keine Erfolgsmeldung für Milchviehbetriebe
„Die Hälfte des seit 2015 eingekauften Magermilchpulvers wurde wieder in den Verkehr gebracht, ohne die Erholung des Milchsektors zu gefährden. Der letzte Verkauf von 30.000 Tonnen fand am 8. November statt. Von den im Jahr 2015 eingekauften 380.000 Tonnen sind bereits 190.000 Tonnen verkauft. Der EU-Preisbericht für den Milchmarkt von dieser Woche zeigt gleichzeitig, dass sich die Preise sowohl für Milch als auch für Magermilchpulver verbessert haben.“ Das meldet die EU-Kommission am 9. November.
Für den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) ist die verkündete Halbierung jedoch kein Grund zum Jubeln, sondern Ausdruck des völlig verfehlten Einsatzes des grundsätzlich sinnvollen Marktinstruments der Intervention, eine immense Belastung für die Milchviehhalter und gleichzeitig auch eine enorme Verschwendung von Steuergeldern.
„Die Milchviehhalter hatten in der vergangenen Marktkrise 2015/16 schon immense Wertschöpfungsverluste zu verzeichnen, ehe das Instrument der Einlagerung überhaupt zum Einsatz kam. Dann wurden Riesenmengen Milchpulver eingelagert, was erhebliche Kosten für den Steuerzahler verursacht hat und nun sorgt der immer noch sehr hohe Lagerbestand für zusätzlichen Marktdruck“, erklärt BDM-Vorsitzender Stefan Mann. „Für einen Milchmarkt, der ohnehin unter Druck steht, wie die jüngsten Preisabschlüsse zwischen Molkereien und Handel gezeigt haben, bleibt es nicht ohne Wirkung, wenn größere Mengen Milchpulver zu einem Preis ausgelagert werden, der im Schnitt deutlich unter dem Interventionsniveau liegt. Und das Signal, dass immer noch ausreichend Milch auf Halde liegt, ist für Preisverhandlungen auch nicht gerade förderlich.“
Die Auffassung der EU-Kommission, dass die Halbierung der Reduktion der Pulverbestände ohne eine Gefährdung des Milchmarktes oder eine sich abschwächende Erholung des Milchsektors gelungen sei, teilt der BDM vor diesem Hintergrund nicht.
„Diese Aussage trifft nur dann zu, wenn man die Milchviehhalter, die den ganzen Schaden zu tragen haben, in der Betrachtung des Milchmarktes unberücksichtigt lässt“, betont Stefan Mann. „Auch bei einem Blick in die Vergangenheit zeigt sich ein klarer Zusammenhang zwischen Lagerbeständen und Preisverläufen: In den Phasen, in denen Lagerbestände reduziert wurden, erreichte der Milchpreis höhere Niveaus als in Zeiten mit hohen Lagerbeständen.“
Der BDM e.V. hält es daher weiterhin für unerlässlich, dass die EU-Interventionsbestände an Magermilchpulver ganz schnell marktunschädlich abgebaut werden, um so die Marktposition der Milchviehhalter zu verbessern und ein Erzeugerpreisniveau zu erreichen, mit dem Schritt für Schritt die bereits erlittenen Verluste wieder ausgeglichen werden. „Das ist nur das Mindeste, was wir erreichen müssen“, so Stefan Mann weiter. „Wenn wir unsere Betriebe krisenfest und zukunftsfähig führen und weiterentwickeln wollen, müssen wir selbstverständlich auch Gewinne erwirtschaften können – und hiervon sind wir beim aktuellen Preisniveau noch immer deutlich entfernt.“
Die Kommission hat Ende 2016 einen Prozess monatlicher und später halbjährlicher öffentlicher Ausschreibungen eingeleitet, um die Milchpulverbestände schrittweise wieder auf den Markt zu bringen. Die nächste Ausschreibung findet laut Kommission am 22. November statt.