Eine „Robustpute“ für die kleinbäuerliche Landwirtschaft

Die „Entwicklung einer wirtschaftlichen Öko-Putenkreuzung für den direkt vermarktenden Landwirt“ ist das Ziel eines von der EU und dem Land Niedersachsen geförderten Projektes des Kompetenzzentrums Ökolandbau Niedersachsen GmbH (KÖN), über das im Monatsbericht Dezember des KÖN berichtet wird. „Mastputen müssen heute in kurzer Zeit sehr schnell an Gewicht zulegen. Nach 20 Wochen werden sie geschlachtet. Mit dem schnellen Wachstum der Tiere sind hohe Ansprüche an Futter und Haltung verbunden. Deshalb sind Putenaufzucht und -mast fest in der Hand von Spezialisten“, heißt es da. Aus kleinbäuerlichen Betrieben und Gemischtbetrieben mit Direktvermarktung sind Puten weitgehend verschwunden. Das soll sich mit dem Projekt ändern. Landwirte, Biologen, Tierärzte und landwirtschaftliche Berater haben sich zusammengefunden, um innerhalb von drei Jahren die Grundlage für die Zucht einer Pute zu legen, die wieder in die kleinbäuerliche Landwirtschaft, die extensive Haltung und die Direktvermarktung passt. Diese Pute soll „Robustpute“ heißen.
Ausgangspunkt der Zucht sind kleinwüchsige Mastputen und Puten alter Rassen wie Cröllwitzer Pute und Ronquières Pute. Die Mastputen sollen ihre geringe Größe, ihre Frühreife und ihre Fleischigkeit vererben. Die Hähne der alten Rassen sollen ihre Vitalität an ihre Nachkommen weitergeben. Die erfolgreichsten Kreuzungen werden wiederholt und weiterentwickelt. Auch die Ammenaufzucht und ihre Auswirkung auf die Küken soll untersucht werden.
Die Aufzuchtphase bei Puten ist besonders kritisch. „Bei der Umsetzung einer Innovation muss von Standardwegen abgewichen werden. Das kostet Zeit und kann zu Rückschlägen führen. Bei der Robustpute sind wir jetzt auf einem guten Weg und werden 2021 endlich Kreuzungstiere in größerer Menge erzeugen können“, erklärt die für das Projekt zuständige Ansprechpartnerin beim KÖN, Sara Kuschnereit. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland insgesamt rund 35 Millionen Puten mit einem gesamten Gewicht von etwa 470.580 Tonnen geschlachtet. Hauptakteure sind beispielsweise die Heidemark GmbH, nach eigenen Angaben der Putenspezialist Nummer 1 in Europa, oder das das Moorgut Kartzfehn, einer der größten Putenvermehrungsbetriebe in Europa.
23.12.2020
Von: FebL/PM

"Farmstandorte", wie es auf der Homepage des Moorguts Kartzfehn heißt, jenseits von bäuerlicher Landwirtschaft. Bildquelle: Moorgut Kartzfehn