Der Wald der Zukunft wird anders aussehen

Zum Tag des Baumes am 25. April heißt es aus dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur‑ und Verbraucherschutz In NRW: „Der Wald der Zukunft wird anders aussehen“ und „wir benötigen vielfältige und resistente Mischwälder“. Mit Blick auf die aktuelle und in den letzten Jahren zu verzeichnende Trockenheit und erste Waldbrände in diesem Jahr erklärt die zuständige NRW-Ministerin Ursula Heinen-Esser (CDU): "Die Wiederbewaldung der Schadflächen muss einhergehen mit der Entwicklung von vielfältigen und klimastabilen Mischwäldern. Diese sind nicht nur ökologisch wichtig. Sie sind auch weniger gefährdet durch Stürme, Borkenkäfer und Waldbrände. Für die Unterstützung des Waldbesitzes stehen in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen insgesamt 26 Millionen Euro zur Verfügung". Grundlage der Förderung ist das Waldbaukonzept Nordrhein-Westfalen, das je nach Standort Empfehlungen für naturnahe Mischbestände gibt. Den Kern der Wiederbewaldung stellen dabei laut Ministerium heimische Baumarten dar. Baumarten wie Roteiche oder Douglasie können diese außerhalb von Naturschutzgebieten ergänzen. Das Baumartenportfolio soll so mit Augenmaß vergrößert werden, um die Risiken von Waldschäden im Klimawandel zu verringern, heißt es aus dem Ministerium. Zum Internationalen Tag des Baumes weist auch der NABU auf die stark angespannte Situation der Wälder hin. „Die negativen Folgen des Klimawandels werden am Wald besonders deutlich sichtbar. Momentan wirken viele Bäume durch den frischen Blattaustrieb vital, doch die aktuellen Entwicklungen lassen noch in diesem Jahr einen deutlichen Anstieg der Waldschadensfläche befürchten. Größenordnungen von 500.000 Hektar und mehr sind nicht mehr unvorstellbar“, so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Damit neue, angepasste Wälder aufwachsen können, muss nach Ansicht des NABU der Klimawandel verlangsamt und begrenzt werden und schon heute dem Wald die Chance zur Selbsthilfe gegeben werden. „Das geht nur, wenn wir endlich die Wurzel des Problems anpacken anstatt lediglich akute Brände zu löschen – sprichwörtlich und wortwörtlich.“, so Krüger. Um dem Wald die Chance zur Selbsthilfe zu geben, sind für den NABU folgende Aspekte von zentraler Bedeutung:
- In naturfernen Nadelbaumforsten muss der Umbau der Wälder hin zu baumartenreichen Laubmischwäldern forciert werden.
- In durch Laubbäume geprägte Wälder sollte das Kronendach als „Sonnenschirm“ geschlossen gehalten werden.
- Um mehr Wasser zu speichern, muss die Masse von lebenden und totem Holz vergrößert werden. Auch abgestorbene Bäume haben wichtige Funktionen, etwa als Lebensraum, Schattenspender, Wasser- und Nährstoffspeicher, und sollten zumindest teilweise im Wald belassen werden.
- Der Umbau naturferner Wälder kann nur gelingen, wenn Baumsamen und junge Bäume nicht nahezu vollständig von Rehen und Hirschen aufgefressen werden. Die Jagd muss einen zentralen Beitrag zum Gelingen des Waldumbaus leisten.
- Um aus der Anpassung der Wälder unter ungestörten Bedingungen auf den Klimawandel lernen zu können, sollten die Ziele der Bundesregierung, mindestens fünf Prozent der Waldfläche als Naturwälder und zwei Prozent der Landfläche als Wildnisgebiete der Natur zu überlassen, rasch umgesetzt werden. Die Entwicklung der natürlichen Prozesse muss durch ein wissenschaftliches Monitoring intensiv begleitet werden. Für den Sprecher für Waldpolitik der grünen Bundestagsfraktion, Harald Ebner, ist angesichts der aktuellen Situation ein Rettungsprogramm für den Wald in Deutschland „existenziell notwendig“. Dazu gehöre, dass Investitionen in Maßnahmen zum Waldumbau und zum Klimaschutz gekoppelt werden. Die Forderungen von Bündnis90/Die Grünen lauten:
- Jeder Fördercent muss künftig in Maßnahmen zur Schaffung strukturreicher Wälder mit einem höheren Laubbaumanteil investiert werden.
- Mehr Naturverjüngung: Eine Aufforstung geschädigter Waldflächen allein durch Pflanzung ist finanziell und arbeitstechnisch kaum zu bewältigen. Daher brauchen wir wirksame Maßnahmen, wie Wildverbissschäden auch ohne Einzäunung von Jungbäumen minimiert werden können, damit Wälder sich naturverjüngen können.
- Im Bundeswaldgesetz müssen klare Mindeststandards für eine ökologischere Waldbewirtschaftung definiert werden: Vermeidbare Stressfaktoren wie Kahlschläge, Entwässerung von Waldböden, Bodenschäden durch schwere Maschinen und zu enge Rückegassen sowie Komplett-Beräumungen von Schadholz müssen so weit wie möglich zurückgefahren werden. Zu stabileren Waldökosystemen gehört auch, dass wir in öffentlichen Wäldern den Holzeinschlag reduzieren, Bäume älter als bisher werden lassen und mehr Totholz im Wald belassen. Das bedeutet gleichzeitig, dass Holz künftig viel effizienter und soweit möglich vorrangig stofflich genutzt werden muss.
- Um dem drohenden Ausverkauf kommunaler Wälder an private Investoren vorzubeugen, fordern wir einen Bund-Länder-Fonds zur Sicherung ökologisch wertvoller Waldflächen in Gemeineigentum. Dies würde auch helfen, das nationale Biodiversitätsziel von zehn Prozent öffentlicher Wälder ohne Holznutzung schneller zu erreichen.
- Forstbetriebe sind bereits vor der Corona-Krise in eine Schieflage geraten, weil die enormen Mengen an Schadholz zu einem drastischen Holzpreisverfall geführt haben. Neben gezielten Hilfen wie Überbrückungskredite und Erleichterungen für Holzlagerplätze brauchen wir Maßnahmen zur Marktentlastung wie eine Bund-Länder-Holzbaustrategie, die Wettbewerbsnachteile für den klimafreundlichen Baustoff Holz umfassend beseitigt.
25.04.2020
Von: FebL

Die Folgen eines Waldbrandes bei Gummersbach in NRW. Foto: MULNV