Brot und Brötchen klimafreundlicher backen und faire Erzeugerpreise zahlen

In einer gemeinsamen Erklärung auf der Grünen Woche in Berlin haben sich der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, und Vertreterinnen und Vertreter der Wertschöpfungskette Backweizen aus der Landwirtschaft, Forschung, Handel, Mühlen und Bäckereien, verpflichtet, beim Backweizen Möglichkeiten auszuloten, weniger Stickstoffdünger einzusetzen. Zu den Unterzeichner der Erklärung gehört auch der Verband Die Freien Bäcker. Dieser hat angesichts der Bauernproteste und mit Blick auf die Wertschöpfungskette seine Berufskolleginnen und -kollegen dazu aufgefordert, ihre bekundete Solidarität mit den Bauern und Bäuerinnen auch durch verlässliche Partnerschaften und die Zahlung fairer Erzeugerpreise auszudrücken.

Mit der Initiative Backweizen wollen die Akteure gemeinsam dazu beitragen, klimaschädliche Emissionen beim Anbau von Backweizen zu verringern. Stickstoff wird im Boden teilweise zu Lachgas umgebaut, das etwa 300-mal so klimawirksam ist wie Kohlendioxid. Zudem kann die Initiative dazu beitragen, dass hochwertiger Weizen, der heute aufgrund der einseitigen Qualitätsbewertung nur als Tierfutter verwertet wird, auch weiterhin für die menschliche Ernährung nutzbar ist.

Dazu erklärt Bundesminister Cem Özdemir: „Manchmal sind es die kleinen Lösungen, die zum Großen beitragen. Mit weniger Düngereinsatz können wir beim Backweizen konkret Klimaemissionen sparen. Hier ist die gesamte Wertschöpfungskette gefragt: von der Produktion über den Handel bis zur Verarbeitung. Alle können dazu beizutragen, dass die Landwirtschaft auch künftig ihre Klimaschutzziele einhält. Daher freue ich mich, dass in der Initiative Backweizen alle zusammenstehen und gemeinsam nach Wegen suchen, unnötige Stickstoff-Düngungsmaßnahmen weiter zu reduzieren. Denn: Aus Stickstoff wird im Boden Lachgas – und Lachgas ist ein 300 Mal stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid. Und wenn künftig Weizen, der heute mit geringerer Qualität eingestuft wird, aufgrund erweiterter Qualitätskriterien doch noch einen angemessenen Wert bekommt, zahlt sich die viele Arbeit in dieser Initiative doppelt aus. Ich danke den Akteurinnen und Akteuren der Wertschöpfungskette Backweizen für Ihren Einsatz für Ernährungssicherung und Klimaschutz.“

Die Maßnahmen der Initiative Backweizen adressieren beispielsweise Forschung zu alternativen, messbaren Qualitätskriterien von Backweizen, die Stärkung der Anbauberatung für Landwirtinnen und Landwirte und die Umsetzung backtechnischer Innovationen. Die heute unterzeichnete Erklärung unterstreicht laut Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) den gemeinsamen Willen, die konkrete Umsetzung der Maßnahmen einzuleiten. Der Fortschritt der Umsetzung sowie eventueller Nachsteuerungsbedarf wird kontinuierlich überprüft, die Maßnahmen weiterentwickelt.

Der Sektor Landwirtschaft hält laut BMEL seine Klimaziele derzeit ein. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Mit der Initiative Backweizen will die Wertschöpfungskette Backweizen einen Beitrag zum Ziel der Bundesregierung leisten, Emissionen weiter zu mindern und so auch weiter die eigenen Sektorziele zu erreichen, die bis 2030 kontinuierlich weiter abgesenkt werden. Zudem sollen erweiterte Qualitätskriterien Weizen, der derzeit mit geringerer Qualität eingestuft wird, einen höheren Wert geben.

Freie Bäcker: Faire Erzeugerpreise zahlen

Unabhängig von der Initiative Backweizen haben sich Verbände wie der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks mit den Bauernprotesten solidarisch erklärt. Der Zentralverband hat seinen Mitgliedern als Solidaritätsbekundung Plakatvorlagen mit dem Motto „Ohne Bauern – keine Bäcker“ zur Verfügung gestellt. Für den Verband Die Freien Bäcker reicht das nicht. Für die Freien Bäcker drückt sich die Verbundenheit mit Bauern und Bäuerinnen durch verlässliche Partnerschaften und die Zahlung fairer Erzeugerpreise aus.

Ob es sich um Getreide, Milch oder andere Produkte handelt – Preise, die Bauern und Bäuerinnen für ihre Produkte erhalten, decken meist nicht die Produktionskosten ab, so der Verband. Die Erzeugerpreise für Getreide befinden sich - nach einem kurzen Zwischenhoch in 2021/22 - seit 2022 wieder im Sinkflug. So fiel etwa der Preis für Backweizen innerhalb eines Jahres (Ende 2022 bis Ende 2023) um mehr als 30 %. Das bedeutet, die Schere zwischen Erzeugerpreisen und den Preisen für Lebensmittel geht weiter auseinander. Fallen die Preise für Agrarrohstoffe, profitieren davon marktmächtige Unternehmen in der Lebensmittelkette. Bereits vor 10 Jahren wies das Bundeskartellamt nach einer Sektoruntersuchung im Lebensmitteleinzelhandel auf hoch konzentrierte Markstrukturen hin. Vier Lebensmitteleinzelhändler Aldi, Edeka, Lidl und Rewe vereinten schon 2014 rund 85 Prozent des bundesweiten Absatzes des Lebensmitteleinzelhandels auf sich und setzen ihre Marktmacht auch für die Verhandlung mit ErzeugerInnen ein. Niedrige, nicht kostendeckende Preisegehen jedoch zu Lasten von bäuerlichen Betrieben, Mensch, Natur, Klima und Tierwohl – während Agrar-, Ernährungs- und Handelskonzerne Milliardengewinne einstreichen.

Sich als Lebensmittelverband oder Lebensmittel herstellendes Unternehmen aufrichtig für die Existenz bäuerlicher Betriebe zu engagieren, erfordert nach Ansicht der Freien Bäcker eine grundlegende Auseinandersetzung mit den Bedingungen und Herausforderungen der Landwirtschaft. Betriebe, die aktuelle Erkenntnisse wie „Ohne Bauern - Keine Bäcker“ plakatieren, sollten zugleich in der eigenen Betriebspraxis die Konsequenz dieser Aussage verwirklichen. Das heißt, dafür zu sorgen, dass ErzeugerInnen faire, existenzsichernde Preise erhalten. Anders formuliert, mit Bauern und Bäuerinnen in der Weise zu kooperieren, dass diese auch morgen noch – trotz Klimawandel mit Dauerregen, Hochwasser und zunehmenden Dürren – Getreide und andere Agrarrohstoffe erzeugen können. Nur konsequentes Handeln belegt die Einsicht, dass ohne Bauern und Bäuerinnen kein Brot zu backen ist.

Faire Partnerschaften entlang der Wertschöpfungsketten stärken Versorgungssicherheit und Ernährungssouveränität – die wiederum basiert auf fruchtbaren Böden, Vielfalt auf dem Acker sowie in den Wirtschaftsstrukturen, auf Klimaschutz und Unabhängigkeit von ZüchterInnen, Bauern, Bäuerinnen und LebensmittelhandwerkerInnen.

„Genauso wie die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL e.V.) sind auch wir Freien BäckerInnen davon überzeugt, dass die Ursachen für die aktuellen Proteste so vieler Bäuerinnen und Bauern viel tiefer liegen als in der bis vor kurzem geplanten Streichung der Agrardieselbeihilfe und der KFZ-Steuerbefreiung“, heißt es bei den Freien Bäckern.

Notwendig sei eine klare politische Weichenstellung, die dafür sorgt, Wertschöpfung auf die Höfe zu bringen. Dazu gehört, den Einkauf von Agrarerzeugnissen und Lebensmitteln unterhalb ihrer Produktionskosten zu unterbinden.

Der Verband Die Freien Bäcker e.V. unterstützt deshalb ausdrücklich die Forderungen zur Umsetzung der im 6-Punkteplan der AbL genannten Maßnahmen.

25.01.2024
Von: FebL/PM

Die Freien Bäcker auf der "Wir haben es satt!"-Demo in Berlin. Foto: Die Freien Bäcker