Andechser Milchlieferanten werden „Klima-Bauern“

Die 663 Bio-Bauern, die ihre Milch an die Andechser Molkerei Scheitz liefern, werden „Klima-Bauern“. Mit dem Pilotprojekt will die Molkerei „direkt in der Region einen Beitrag zur Vermeidung der Freisetzung sowie der Bindung von CO2 leisten“. Zu diesem Zweck unterstützt und begleitet das Unternehmen seine „KlimaBauern“ bei entsprechenden Maßnahmen, etwa im Bereich des Humusaufbaus und der Biodiversität, und unterstützt die Arbeit durch die Zahlung von zehn Euro für jede Tonne CO2, die gespeichert oder vermieden wurde. Bei einer Präsentation des Projekts wurde die Molkerei-Geschäftsführerin Barbara Scheitz begleitet von Prof. Dr. Dr. Urs Niggli vom Institut für nachhaltige Ernährungs- und Landwirtschaftssysteme „agroecology.science“, das das Projekt wissenschaftlich begleitet, Richard Mergner, Landesvorstand BUND Naturschutz in Bayern e. V., und Bio-Landwirt und „KlimaBauer“ Georg Scheitz. „Wir wollen zeigen, dass gesellschaftliche und ökologische Leistungen und Herausforderungen auch in der Landwirtschaft eng miteinander verbunden sind. Die Bio-Landwirtschaft ist Teil der Lösung für den Klimaschutz. Mit der regionalen CO2-Kompensation im Rahmen unseres Andechser Klimapaktes beweisen wir in einem herausragenden Pilotprojekt, dass CO2-Bindung in der eigenen Wertschöpfungskette möglich wird“, erklärt Barbara Scheitz. Richard Mergner, Landesvorstand BUND Naturschutz in Bayern, hebt insbesondere die Bedeutung der Wiesen und Weiden hervor. "Der BUND Naturschutz setzt sich seit Jahrzehnten für eine bäuerliche und ökologische Landwirtschaft ein. Wir freuen uns daher, dass die Bäuerinnen und Bauern der Andechser Molkerei, die Potentiale der Grünlandwirtschaft für den Erhalt der biologischen Vielfalt sowie den Humusaufbau und damit angewandten Klimaschutz verstärkt nutzen. Wenn Wiesen und Weiden schonend genutzt werden, beherbergen sie eine enorme Artenvielfalt. Mehr als ein Drittel aller heimischen Pflanzenarten haben ihr Hauptvorkommen auf Grünlandstandorten. Von den gefährdeten Pflanzen wachsen sogar rund 40 Prozent auf Grünland. Mit ihrer Vielfalt an Strukturen bieten Wiesen und Weiden auch Lebensraum für eine große Zahl von Tierarten. Zwischen Flora und Fauna bestehen teilweise enge Wechselbeziehungen." Der Andechser Klimapakt
Mit dem Ziel der regionalen CO2-Kompensation innerhalb der eigenen Wertschöpfungskette schließt die Andechser Molkerei als Initiatorin gemeinsam mit ihren Milchbauern als KlimaBauern den Andechser Klimapakt. Dazu erklärt die Molkerei: Zu Beginn wird die Zahl der Tonnen CO2, die jeder KlimaBauer in seinem Betrieb voraussichtlich einsparen kann, sachverständig geschätzt. Die regionalen Böden und Besonderheiten der Kulturlandschaft werden berücksichtigt. Ebenso der Status von Humus und Nährstoffen. Konkret für die Verhältnisse des Betriebs geeignete Maßnahmen werden gemeinsam erarbeitet. Auf dieser Grundlage zahlt die Andechser Molkerei Scheitz an jeden KlimaBauern jährlich einen Vorschuss. Nach zwei Jahren erfolgt auf Grundlage der Betriebsdaten eine sachverständige Schätzung dessen, was im Betrieb tatsächlich erreicht wurde, und ebenso am Ende der fünfjährigen Laufzeit. Der Vorschuss für die Folgejahre wird entsprechend neu festgesetzt. Jeder KlimaBauer wird 1x jährlich besucht und die Durchführung der Klimaschutzmaßnahmen verifiziert. Mit dem Ergebnis der Kontrolle wird der betriebliche Jahresbericht fortgeschrieben und durch eine Klimabilanz die Kompensationsleistung festgestellt. Auf dieser Grundlage werden die Auszahlungen an die Bauern festgelegt. Der Bericht hat Schiedsrichterfunktion, was die Höhe der erreichten Einsparungen anbelangt. Bei Bedarf kann den KlimaBauern eine erneute Beratung angeboten werden.
02.08.2021
Von: FebL/PM

Molkerei-Geschäftsführerin Barbara Scheitz begleitet von Urs Niggli vom Institut für nachhaltige Ernährungs- und Landwirtschaftssysteme „agroecology.science“ (hinten li.), Richard Mergner, Landesvorstand BUND Naturschutz in Bayern (re.), und Bio-Landwirt und „KlimaBauer“ Georg Scheitz (li.). Foto: Andechser Molkerei