Percy Schmeiser, Kämpfer gegen den Agrarkonzern Monsanto, im Alter von 89 Jahren gestorben

Percy Schmeiser, Ackerbauer aus Saskatchewan, Kanada, ist am 13. Oktober 2020 im Alter von 89 Jahren verstorben. „Wir haben Percy als bescheidenen, aber sehr hartnäckigen Kämpfer gegen den multinationalen Saatgutkonzern Monsanto, gegen die Gentechnik und Patentierung von Saatgut und für das Recht auf Nachbau kennen und schätzen gelernt. Seine jahrelange Auseinandersetzung mit Monsanto wegen gentechnischer Verunreinigung seiner Ernte ging bis zum höchsten kanadischen Gerichtshof (2004) und erregte weltweites Aufsehen. Für ihren Mut und ihre Beharrlichkeit sind wir ihnen sehr dankbar,“ so Georg Janßen Bundesgeschäftsführer der AbL. Auf vielen Veranstaltungen auch in Deutschland hat Percy Schmeiser von seinen auch sehr persönlichen Erfahrungen mit Monsanto berichtet. Louise und Percy Schmeiser hatten eine 600 Hektar große Farm in Bruno in der Provinz Saskatchewan und betrieben seit Jahrzehnten eine eigene Rapszucht. Eines Tages forderte der multinationale Chemie- und Saatgutkonzern Monsanto sie auf, eine „Techniknutzungsgebühr“ zu zahlen, weil einzelne Pflanzen auf ihrem Acker gentechnisch manipulierte Gene enthielten, welche dieser Konzern patentiert hatte. Die Schmeisers hatten diesen Gentechnik-Raps nicht angebaut, sondern vermutlich ist der GV-Pollen über Wind oder Insekten eingetragen worden. Für die Saatgutzüchter war dies auch ein erheblicher Schaden ihrer jahrelang gezüchteten Rapssorten. Also lehnten sie es ab, die geforderten Lizenzgebühren zu bezahlen. Daraufhin wurde Percy Schmeiser von Monsanto wegen Patentrechtsverletzung verklagt - und verlor den Prozess in erster und zweiter Instanz mit der Begründung, dass er „wusste oder hätte wissen müssen“, dass seine Rapsernte mit patentierten Genen kontaminiert gewesen sei und dass er dennoch Saat aus dieser Ernte wiederausgesät habe. Im Mai 2004 fällte das Oberste Gericht von Kanada sein endgültiges Urteil im Fall Monsanto gegen Percy Schmeiser. Demnach verletzte Schmeiser das Patentgesetz, doch das Oberste Gericht entschied weiter, dass Schmeiser nur die eigenen Gerichtskosten tragen muss. Von den anderen Zahlungen wurde abgesehen, weil die Richter befanden, dass Schmeiser keinerlei Vorteil aus der Anwesenheit der Gene auf seinen Feldern gezogen habe. Allerdings beliefen sich auch seine eigenen Kosten mittlerweile auf über 400.000 Kanadische Dollar. Schmeiser musste die Rapszüchtung und Anbau aufgeben und stellte seine Farm auf Weizen, Erbsen, Hafer und andere Feldfrüchte um. Vier Jahre später wurde ein neuer Prozess eröffnet. Diesmal verklagte Percy Schmeiser den Konzern und kurz vor der Verhandlung akzeptierte Monsanto außergerichtlich alle Forderungen Schmeisers und räumte die Verantwortung für die Kontaminationen ein. Es wurde außerdem zugestanden, dass er öffentlich über den gesamten Vorgang berichten durfte. Percy Schmeisers Fall steht nicht allein. Nach einem Bericht des Centre for Food Safety (CFS) aus den USA hat Monsanto 2005 allein 147 Bauern wegen Patentverletzungen verklagt, viele davon aufgrund von Auskreuzungen von patentierten Gen-Sequenzen. Diese Zahl dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein, denn nur wenige Bauern verweigern die geforderten Zahlungen und lassen es auf einen langwierigen Prozess ankommen. In der Regel unterzeichnen sie einen Vergleich. Einen Bericht des CFS darüber hat die AbL übersetzt: „Monsanto gegen Bauern“. Er ist hier nachzulesen. Percy und Louise Schmeiser kamen einige Male nach Deutschland und berichteten über ihre Erfahrungen im Patentstreit und mit dem Konzern Monsanto. Auch die AbL hat einige Veranstaltungen unterstützt. Damit haben die beiden einen wertvollen Beitrag im Kampf für die gentechnikfreie Landwirtschaft geleistet. 2008 ist der Dokumentarfilm „Percy Schmeiser - David gegen Goliath“ des engagierten Filmemachers Bertram Verhaag auf den Markt gekommen. Ab dem 24. Oktober 2020 kann er eine Woche lang bei OlaTV angeschaut werden.
17.10.2020
Von: av

Louise und Percy Schmeiser. Foto: Verhaag