Die Vielfältigkeit der Leguminosen – ein Betriebsbesuch

Ob biologisch oder konventionell, die Leguminosen nehmen eine zentrale Rolle auf dem Acker von Reinhard Hemme ein

Der Betrieb von Reinhard Hemme liegt nordöstlich von Hannover in der Gemeinde Isernhagen-Kirchhorst. Neben vielen interessanten Dingen, zum Beispiel einer der umfangreichsten Hanomag-Bulldog-Sammlungen, die der Autor jemals gesehen hat, bietet der Betrieb Einblick in zwei Wirtschaftsweisen. Zum einen bewirtschaftet Reinhard Hemme mit seinem Sohn einen konventionellen Betrieb mit 105 ha LN und zum anderen einen ökologischen mit 125 ha LN. Zu diesem gehört auch eine gut 40-köpfige Milchviehherde mit Tieren des Deutschen Schwarzbunten Niederungsrinds. In beiden Betriebssystemen spielen Leguminosen eine wichtige Rolle. Über den im ökologischen Landbau klassischen Anbau von Kleegras, zum Körnergemenge aus Erbse/Hafer/Sommergerste hin zur Saatgutvermehrung der Winterwicke im konventionellen Anbau. Desweiteren werden im konventionellen noch Ackerbohnen und je nach Jahr auch Lupinen angebaut. Da der Besuch Mitte Juli direkt nach der Wintergerstenernte stattfand, stand gerade die Zwischenfruchtaussaat an. Auch im konventionellen Zwischenfruchtanbau wird Wert auf die Vorteile des Leguminosenanbaus gelegt. Besonders hervorzuheben sind die stickstofffixierende Leistung und die positiven phytosanitären Effekte. Auf den sehr wechselhaften, sandigen bis tonigen Böden, mit Ackerzahlen zwischen 20 und 55, wird möglichst wenig Bodenbewegung angestrebt. Die Zwischenfruchtaussaat des Ackerbohnen-/ Sommerwicken-Gemenges wird dementsprechend mit einer Direktsaatmaschine der Firma Moore durchgeführt. Leicht schräg gestellte, im Durchmesser 48 cm große Scheiben, schlitzen den Boden auf und in diese Schlitze wird das Saatgut abgelegt. Ein Reifenpacker schließt den aufgeschlitzten Boden und hinterlässt einen Acker, dem man die Bearbeitung kaum ansieht. Da sich der Boden zum Zeitpunkt der Aussaat in einem feuchten Zustand befand, hätte Reinhard Hemme eine normale Stoppelbearbeitung mit Grubber zu diesem Zeitpunkt nicht durchgeführt. Mit der Direktsaatmaschine sei es jedoch kein Problem. Ein weiterer Vorteil sei die kaum zerstörte Struktur und Kapillarität des Bodens und die höhere Verfügbarkeit von Phosphor, welches durch Wurzelsäuren der Leguminosen gelöst wird. Das Ausfallgetreide läuft erst auf, wenn das Bohnen-Wicken-Gemenge schon 10 bis 15 cm hoch ist und stellt dementsprechend keine Konkurrenz dar. In der Regel entwickelt sich ein bis zu einem Meter hoher Pflanzenbestand, der Anfang November abgeschlegelt wird. Im ökologischen Betrieb hatte der Betriebsleiter bei der Ackerbohne in der Vergangenheit große Probleme mit der Bohnenlaus und dementsprechend den Anbau aufgegeben. Hier wurde, speziell auf leichteren Böden, die Lupine angebaut. Ein guter Indikator, ob die Lupine auf einen Standort passt, ist die Aussaat von Serradella als Zwischenfrucht. Diese fiederblättrige Leguminose hat die gleichen Rhizobienstämme wie die Lupine. Ein erfolgreiches Gelingen der Serradella-Zwischenfrucht bedeutet gleichzeitig eine Impfung des Bodens für den Lupinenanbau. Die Serradella-Aussaat erfolgt mit einer Menge von 40 kg/ha und sollte in dieser Region spätestens bis Anfang August erfolgen. Dieses Verfahren wird auch im konventionellen so gehandhabt. Der Betrieb von Reinhard Hemme zeigt in eindrucksvoller Weise die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen des Einsatzes von Leguminosen im ökologischen wie auch im konventionellen Betrieb. Dieser Artikel soll einen kleinen Einblick geben. Detailliertere Informationen, auch zu Aussaatmengen etc., finden Sie demnächst (ab Mitte September) auf der Projektseite www.vom-acker-in-den-futtertrog.de
13.09.2011
Von: Christoph Dahlmann – Projektleitung, 02381-9053170, dahlmann@abl-ev.de