Parkinson, erworben durch Pestizide, ist jetzt eine Berufskrankheit

Wie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) jetzt mitteilt, hat der Ärztliche Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten beim BMAS am 5. September 2023 empfohlen, eine neue Berufskrankheit mit der Bezeichnung „Parkinson-Syndrom durch Pestizide“ in die Anlage 1 der Berufskrankheiten-Verordnung aufzunehmen. Nach Ansicht der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) ist damit Parkinson erworben durch Pestizide schon jetzt als Berufskrankheit anerkannt. Das bedeutet, dass Betroffene jetzt Anspruch auf Unterstützung und gegebenenfalls Entschädigung haben, zuständig sind die jeweiligen Berufsgenossenschaften.

Vor rund zwölf Jahren hatte man laut IG BAU erstmals bemerkt, dass bestimmte Pestizide die Nervenkrankheit Parkinson auslösen. „Es ist gut und richtig, dass Parkinson, ausgelöst durch den Umgang mit Pestiziden, nun endlich als Berufskrankheit anerkannt ist. Damit wird eine langjährige Gewerkschaftsforderung umgesetzt. Es gibt sehr viele Betroffene, denen man unbedingt medizinisch, psychisch und auch finanziell helfen muss. Dafür gibt es nun eine Grundlage", sagt Harald Schaum, stellvertretender IG BAU-Bundesvorsitzender. Die Gewerkschaft vertritt unter anderem die Branchen Landwirtschaft, Forst, Gartenbau und Floristik. Viele Beschäftigte sind deshalb von dieser Entscheidung betroffen.

Schaum rät allen, die mit Pestiziden umgehen, Schutzkleidung zu tragen: Handschuhe, Ganzkörper-Schutzanzüge, hinreichend schützende Kabinenfahrzeuge, Atemmasken, entsprechende Schuhe und anderes mehr. „Am besten man benutzt gar keine Pestizide." Alle Beschäftigten, die entweder schon an Parkinson erkrankt sind oder erste Anzeichen davon haben, sollten sich an die zuständige Berufsgenossenschaft wenden. Wer sich dagegen nicht sicher sei, ob die aufgetretenen Symptome auf den Umgang mit Pestiziden zurückzuführen sind, sollte sich an den Hausarzt wenden und eventuell eine Überweisung an den Facharzt verlangen. Beispielsweise in den USA, in Frankreich und in Italien ist Parkinson, erworben durch Pestizide, schon länger als Berufskrankheit anerkannt.

Man schätzt laut IG BAU, dass in Deutschland rund 400.000 Menschen an Parkinson erkrankt sind. Parkinson tritt laut dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) zumeist im höheren Erwachsenenalter auf. Die große Mehrzahl der Betroffenen ist mindestens 60 Jahre alt. Allerdings: Zehn Prozent aller Parkinson-Patienten erkranken schon vor dem 50. Lebensjahr. Selbst junge Menschen im Alter von zwanzig Jahren können betroffen sein, wenn auch selten. Typisch für „Morbus Parkinson" sind Bewegungsstörungen wie Zittern, verlangsamte Bewegungen, Muskelsteifheit und Störungen des Gleichgewichts. Grund für die Symptomatik ist der Verlust von Nervenzellen im Hirnstamm und ein damit einhergehender Mangel des Botenstoffs Dopamin. Weshalb die Zellen zugrunde gehen, ist nicht endgültig geklärt.

Parkinson ist bislang nach Angaben des DZNE nicht heilbar. Mit geeigneten Therapien lässt sich die Krankheit jedoch oft über Jahre hinweg gut kontrollieren. Eine wichtige Rolle spielt die medikamentöse Behandlung, beispielsweise die Einnahme von Dopaminvorstufen.