Meldungen von Märkten, Handel und Vermarktern

Verdient wird an der Landwirtschaft ++ Vion senkt die Schweinepreise – oder nicht? ++ Preisboom auf dem globalen Milchmarkt gestoppt oder nur unterbrochen ++ Deutliche Preissteigerungen bei Nahrungsmittel ++ Einzelhandel global: US- Firmen vorn, Lidl- Kaufland Nr. 4, Aldi auf 7

Verdient wird an der Landwirtschaft

Jeder Landwirt kennt den Satz: Man verdient besser AN der Landwirtschaft als IN der Landwirtschaft. Das scheint sich aktuell wieder zu bewahrheiten, wenn man sich die Bilanzen einiger Agrarkonzerne ansieht.

Die Bayer AG meldet ein dickes Ergebnisplus. Vor allem in der Agrarsparte konnten erhebliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen vermeldet werden, wie der Konzern in Leverkusen bei der Vorstellung seiner Quartalzahlen mitteilte. Der Agrarbereich CropScience weist ein Umsatzplus von nominal 27% auf 8,4 Mrd.€ aus. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) katapultierte um 72% auf über 3 Mrd. € nach oben - im Vierteljahr. Ein besonderer Umsatzanstieg wurde bei Herbiziden (+60%) und Fungiziden (+18%) verzeichnet.

Auch der Agravis-Konzern ist nach eigenen Angaben erfolgreich in das neue Geschäftsjahr gestartet. In den ersten vier Monaten hat das Agrarhandels- und Dienstleistungsunternehmen aus Münster einen Umsatz von knapp 3 Mrd.€ erzielt mit einem Ergebnis vor Steuern von 7,7 Mio.€. „Angesichts der anhaltenden Preishausse bei Agrarrohstoffen, Dünger, Energie und vielen anderen Produkten“ hat das Unternehmen die Erwartungen für das Gesamtjahr nach oben angepasst.

Die Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main (RWZ) lag im ersten Quartal ebenfalls deutlich über Plan und Vorjahr und blickt optimistisch in die weitere Entwicklung. Schon in 2021 sei der Umsatz um 8,3% auf 2,2 Mrd.€ gewachsen. Gleichzeitig habe der Jahresüberschuss mit 7,6 Mio.€ auf ein Neunjahreshoch zugelegt, zeigte sich Vorstandsvorsitzende Kempkes hochzufrieden. Dieses Jahr strebt die RWZ die 10 Mio.€ Marke für den Gewinn an, um die Verschuldung des Konzerns weiter zu senken.  

 

Vion senkt die Schweinepreise – oder nicht?

Verwirrung stiftete die Nr. 2 im deutschen Schweinemarkt, der niederländisch- deutsche Fleischkonzern Vion, mit seiner Ankündigung, ab dieser Woche den Schweinepreis von 1,80 auf 1,60 €/kg zu senken. Ein entsprechendes Schreiben war am Freitag veröffentlicht worden, wobei um Verständnis für die "schwierige Entscheidung" gebeten wurde.

Am Samstag ruderte der Konzern dann zurück: “Vion distanziert sich von dem Schreiben, das mit der Geschäftsleitung der Business Unit Pork von Vion in keinster Weise abgestimmt war. Der aus dem Schreiben verschiedenerseits abgeleitete Schluss, Vion werde mit Beginn der kommenden Woche “den VEZG-Preis unterlaufen und von Montag an seinen Lieferanten nur noch einen Schweinepreis von 1,60 €/kg bezahlen, ist falsch.

Selbstverständlich wird Vion auch weiterhin 1,80 €/kg zahlen. Der Gedanke, Vion werde mit einem ‚Hauspreis‘ aus dem geltenden VEZG-Preis rückwirkend ausscheren, ist absurd. Ebenso falsch ist, dass Vion entschieden habe, vom kommenden Mittwoch an – unabhängig von der nächsten Preisfindung – nur noch 1,60 €/kg zu zahlen.

Das an die Lieferanten der Vion-Betriebe in Crailsheim, Landshut und Vilshofen gerichtete Schreiben, stand für eine Markteinschätzung unserer Einkäufer Schwein vor Ort. Diese Einschätzung wurde ausschließlich als Anregung zur Diskussion – der von den Unterzeichnern des Schreibens erwarteten Preisentwicklung und des derzeit geltenden Preises von 1,80 € – abgegeben.... Vion bedauert, wenn in diesem Sinne das oben zitierte Schreiben zu einem falschen Eindruck geführt hat."

Schweinepreisnotierung unter Druck

Hintergrund dieses Verwirrspiels ist die Weigerung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG), die Notierung in der letzten Woche erneut zu senken, wie es Teile der Fleischindustrie gefordert hatten. Tatsächlich laufen die Absätze im Schweinegeschäft sehr schleppend und auch die anlaufende Grillsaison hat noch nicht den Aufschwung gebracht. Da sowohl die grüne (landwirtschaftliche) als auch die rote (Fleisch-) Seite zurzeit unter einem erheblichen Kostendruck stehen, ist der Streit vollends entbrannt.

Auch die im ersten Quartal des Jahres um ca. 10% gesunkenen Schlachtzahlen für Schweine (aber auch für Rinder) haben nicht für die notwendige Marktentlastung gesorgt. Immer noch drängt zusätzlich billigeres dänisches und holländisches Schweinefleisch auf den deutschen Markt, obwohl auch in diesen Ländern die Schweineproduktion zurückgeht.    

Letztlich geht die Absatzflaute auf die fehlenden Schweinefleischimporte Chinas zurück. Deutschland darf wegen der Schweinepest nicht liefern und die anderen EU-Exportnationen hatten im ersten Quartal 2022 einen Rückgang um ca. 70% hinzunehmen. Peking als der global mit Abstand weltgrößte Einkäufer hat inzwischen seine eigene Produktion wieder aufgebaut und reduziert seine Einfuhren drastisch. Da zudem die Margen für das Chinageschäft schrumpften, müssen für die auflaufenden Übermengen neue Märkte gesucht werden, was immer auf Kosten des Preises geht. Und dann zu solchen Reaktionen wie bei Vion führt.

 

Preisboom auf dem globalen Milchmarkt gestoppt oder nur unterbrochen

Erstmals seit Monaten ist der Milchpreisanstieg auf dem Weltmarkt gebremst. Während sich die Preise für Milchprodukte in Deutschland Anfang des Monats noch nach oben bewegten (Butter), sich hielten (Käse, Vollmilchpulver) oder nur leicht nachgaben (Magermilchpulver), sind sie am Weltmilchmarkt so stark gefallen wie seit sieben Jahren nicht mehr. Insgesamt ging die Auktion der internationalen Handelsplattform, an der sich die größten Milchkonzerne der Welt beteiligen, um 8,5% zurück. Mit diesem Wert befindet sich der globale Preis wieder auf der Höhe wie zu Jahresbeginn. Zwar seien die Grunddaten zu Kaufkraft und Nachfrage weiterhin stabil. Doch die seit Monaten steigenden Milchpreise erhalten vor allem durch die (Corona-)Lage in China einen Dämpfer. Wieder ist China der Hauptgrund für das Auf und Ab im Welthandel. Der Lockdown in Shanghai und in anderen (Hafen-)Städten hat die Lieferketten maßgeblich lahmgelegt. Auch andere Im- und Exporteure warten händeringend auf Frachtcontainer. Auch die hohen Preise führen zur Kaufzurückhaltung.

Den stärksten Nachlass gab es beim Milchfett (Butterschmalz und Butter) mit 12,5%. Auch Vollmilchpulver als umsatzstärkstes Handelsprodukt fiel unter Vorjahresniveau. Dagegen konnten sich Käse und Magermilchpulver behaupten.

Der neuseeländische Molkereikonzern Fonterra, der wichtigste Akteur am Weltmarkt, hat daraufhin seine Erzeugerpreise leicht gesenkt. Allerdings bleibt der Auszahlungspreis immer noch auf einem historischen Rekordstand. Ob diese Auktion nur eine Preisdelle bedeutet oder man langsam vom Preisboom Abschied nehmen muss, hat auch für die deutschen und europäischen Milchpreise eine maßgebliche Auswirkung, hängt doch der aktuelle Milchpreis großer deutscher Molkereien entscheidend vom Weltmarkt ab. Noch sind die Großhandelspreise auf hohem Niveau und die Einzelhandelspreise steigen. Aber die Nervosität kehrt zurück.

 

Deutliche Preissteigerungen bei Nahrungsmittel

Die Inflationsrate bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau – im April bei 7,4%. Auffallend sind nun die kräftigen Preissteigerungen bei den Nahrungsmitteln. Hier werden nach Einschätzung der Statistiker zunehmend die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sichtbar. Allerdings hatten die Preise für Nahrungsmittel und Agrarprodukte auf Erzeugerebene für Milch, Fleisch, Getreide und auch auf Industrieebene schon vor dem Kriegsausbruch neue Hochstände erreicht – nicht zuletzt wegen stark steigender Futter- und Energiepreise, explodierender Düngerkosten sowie gestörter Lieferketten als Folge der globalen Corona-Krise.

Preiserhöhungen für den Verbraucher wurden bei allen Nahrungsmittelgruppen ermittelt. Den größten Sprung machten Speisefette und Speiseöle mit 27,3 %. Auch für Fleisch und Fleischwaren mussten die Verbraucher 11,8 % tiefer in die Taschen greifen. Dabei stiegen an der Ladentheke die Preise für Rindfleisch um 18,8 % und für Schweinefleisch um 16,5 %. Molkereiprodukte haben sich um 9,4 % verteuert, dort lag der Aufschlag etwa für Vollmilch bei 9,7 %, für Käse bei 6,6 % und für Butter bei 31,3 %. Deutlich im Preis zugelegt haben auch Eier mit 24,4 % und Kartoffeln mit 13,7 %.

 

Einzelhandel global: US-Firmen vorn, Lidl/Kaufland Nr. 4, Aldi auf 7

Im internationalen Einzelhandel dominieren nach Umsätzen eindeutig US- amerikanische global player. Unter den Top Ten befinden sich sieben Konzerne aus den USA, aber auch zwei Firmen aus Deutschland. Dazu kommt noch JD.com aus China.

Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft für das Jahr 2020 gehören die Schwarz Gruppe (Lidl/ Kaufland) und Aldi zu der Spitzengruppe im weltweiten Einzelhandel. Spitzenreiter ist der US-Konzern Walmart mit einem Gesamtumsatz von 517 Mrd. €, gefolgt mit weitem Abstand vom Online-Riesen Amazon (198 Mrd. €) und der US-Großhandelskette Costco Wholesale mit 155 Mrd. €.

An vierter Stelle liegt bereits Lidl/Kaufland mit 133 Mrd. €. Aldi erreicht mit 108 Md. € den siebten Rang vor der größten Handelskette aus China mit 87 Mrd. €. 

17.05.2022
Von: hg

Das Warten auf Frachtcontainer ist Bestandteil gestörter Lieferketten im Weltagrarhandel. Foto: dendoktoor/pixabay