Borchert-Kommission: Kennzeichnung der Premiumstufe – Orientiert am Ökolandbau und offen für konventionelle Betriebe

Die Borchert-Kommission (Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung) hat aktualisierte Empfehlungen zum Umbau der Nutztierhaltung vorgelegt. Wie Agra Europe (AgE) meldet, sieht die Kommission darin zur Finanzierung des Umbaus in der Rücknahme des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes auf tierische Produkte am ehesten die politische Chance für eine Umsetzung noch in dieser Legislaturperiode. Unzureichend ist laut AgE der Kommission zufolge die von der Bundesregierung in Aussicht gestellte Investitionsförderung von 1 Mrd € in den kommenden vier Jahren. „Der Umbau kann so nicht gelingen“, heißt es laut AgE in den aktualisierten Empfehlungen. Entscheidend sei vielmehr eine Finanzierung in Form laufender Tierwohlzahlungen auf der Basis langfristiger Verträge mit den Landwirten.

Kritisch bewertet die Kommission laut AgE die bei der Kennzeichnung vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgeschlagene Orientierung an der Eierkennzeichnung von 0 bis 3. Damit gerate man in Konflikt mit der Haltungsformkennzeichnung des Lebensmitteleinzelhandels und würde erhebliche Verwirrung bei den Verbrauchern stiften. Der Kommission zufolge sollte sich die staatliche Haltungskennzeichnung entweder an der Nummerierung von 1 bis 4 des Handels orientieren oder ganz auf eine zahlenmäßige Auszeichnung verzichten und stattdessen verständliche und klare Begriffe für die Stufen wählen.

Die Kommission plädiert laut AgE für die Ausweisung einer Stufe „Stall plus“ oberhalb des gesetzlichen Standards, in der derzeit eine deutliche Mehrzahl der Tiere gehalten werde, und ohne die die Betriebe sonst zum gesetzlichen Standard zurückkehren würden. Die Premiumstufe sollte sich den Empfehlungen zufolge an den Haltungskriterien des Ökolandbaus ausrichten, aber auch konventionellen Betrieben offenstehen. Dies sei wichtig, um möglichst viele Betriebe für eine Umstellung auf das höchste Tierwohlniveau zu gewinnen.

Ohne eine politische Entscheidung zur Finanzierung und einer zielführenden Kennzeichnung werde es einen flächendeckenden Umbau der Tierhaltung, gesellschaftlich akzeptiert und wettbewerbsfähig, nicht geben. Durch eine Reduzierung von Bestandsgrößen und Tierzahlen sowie deutliche Preissignale biete ein solcher Umbau zugleich Vorteile für den Klimaschutz und eine gesündere Ernährung, so die Kommission laut AgE.