Niedersachsen: SPD/CDU-Koalition will dezentrale Schlachtung und regionale Fleischvermarktung fördern

Vor dem Hintergrund zahlreich bekannt gewordener Verstöße gegen tierschutz- und arbeitsrechtliche Auflagen in industriellen Schlachthöfen will Niedersachsens Regierungskoalition aus SPD und CDU die Rahmenbedingungen für das dezentrale und stressfreie Schlachten im eigenen Haltungsbetrieb schaffen. Das teilt die CDU-Fraktion Ende Januar mit und verweist auf den gemeinsam mit der SPD im Landtag eingebrachten Antrag, der unter anderem vorsieht, dezentrale und mobile Schlachtstätten sowie die regionale Vermarktung des Fleisches finanziell zu fördern, die Reaktivierung handwerklicher Schlachtbetriebe zu unterstützen und deren Wettbewerbsnachteile gegenüber industriellen Schlachthöfen auszugleichen. Darüber hinaus wird die Landesregierung gebeten, sich auf Bundes- und europäischer Ebene für Erweiterungen, Änderungen und Ausnahmen einzusetzen, die einer dezentralen und stressreduzierten Schlachtung derzeit noch im Wege stehen. Anfang Februar hat der zuständige Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landtags für den 14. April eine Anhörung zum Thema „in Aussicht“ gestellt. Mit dem vorgelegten Antrag „werden wir dem gesellschaftlichen Wunsch nach Veränderungen in der Fleischbranche gerecht und reagieren auch auf die immer wieder geäußerte Kritik von alteingesessenen, handwerklichen Schlachtern an der oft ungerechtfertigt hohen Gebühren- und Auflagenbelastung“, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Christoph Eilers. „Wir werden mit unseren Maßnahmen keinen Systemwechsel herbeiführen können, dafür sind die Industriebetriebe zu groß. Was uns aber gelingen kann, ist, die regionale Wertschöpfung zu fördern, Handwerksbetriebe zu erhalten und das Tierwohl dabei deutlich zu verbessern.“ Eine Dezentralisierung der Schlachtung müsse dabei einhergehen mit einer regionalen Vermarktungsstruktur, so Eilers abschließend. Nur so könnten die für die Wirtschaftlichkeit erforderlichen Erlöse erwirtschaftet werden. „Schlussendlich müssen wir als Verbraucher vor Ort den oft gemachten Worten dann Taten folgen lassen und durch den Kauf regionaler Produkte die Sache rund machen.“ Nach Ansicht der landwirtschaftspolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Karin Logemann, legen immer mehr Verbraucher und Verbraucherinnen ein gesteigertes Augenmerk auf die Haltungs- und Schlachtmethoden von Nutztieren. Insgesamt, so Logemann, würde die gesamtgesellschaftliche Akzeptanz für das klassische Konzept des „Großschlachthofes“, auch durch zahlreiche bekanntgewordene tier- und arbeitsrechtliche Verstöße, schwinden. Insbesondere auch in der anhaltenden Pandemiesituation zeige sich nochmals eindrücklich, wie wichtig dezentrale Versorgungsstrukturen sind und wie groß die Nachfrage und Akzeptanz in der Bevölkerung hierfür sind. Dezentrale Schlachtungsmethoden bieten laut Logemann im Gegensatz zu herkömmlichen Schlachthöfen den Vorteil, dass sie „den Tieren möglichst Leid und Angst ersparen. Gerade die letzten Lebensstunden der Nutztiere unterscheiden sich eklatant. Letztlich ist die dezentrale Schlachtung von hohen ethischen Ansprüchen geprägt.“ Es sei jedoch, so die SPD-Politikerin, von zentraler Bedeutung, dass regionale Strukturen für solche Schlachtungsmethoden vorhanden sind. „Nur, wenn die lokalen Vermarktungsstrukturen vorhanden sind oder nachhaltig aufgebaut werden, finden die hochwertigen Fleischerzeugnisse auch Abnehmer!“ Logemann verweist darauf, dass gerade im Bereich der Milchprodukte und Fleischerzeugnisse der Anteil der direktvermarkteten Produkte, im Gegensatz zu Gemüse und Obst, vergleichbar gering ist: „Hier besteht noch deutlich Luft nach oben. Die fehlenden dezentralen Schlachtstrukturen gilt es aufzubauen und nachhaltig zu fördern!“
06.02.2021
Von: FebL/PM

Die SPD/CDU-Koalition in Niedersachsen sieht die gesellschaftliche Akzeptanz des Konzepts "Großschlachthof" schwinden. Foto: Tönnies