Umweltkosten in Milliardenhöhe durch Fleisch- und Milchproduktion: Deutsche Umwelthilfe fordert Anpassung der Mehrwertsteuer für tierische Erzeugnisse und faire Preisstruktur

Durch konventionelle Tierhaltung für Fleisch- und Milchprodukte sowie die damit verbundene Umweltbelastung entstehen in Deutschland jedes Jahr externe Kosten von bis zu 22 Milliarden Euro. Das ergibt eine neue Studie des Wissenschaftsinstituts CE Delft im Auftrag der True Animal Protein Price Coalition (TAPP). Demnach bewegen sich die externen Kosten zwischen 0,29 Euro für einen Liter Milch und 10,16 Euro pro Kilogramm Rindfleisch. Die Studie wurde in Berlin gemeinsam von der TAPP Coalition, dem Ecologic Institute und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vorgestellt. Gemeinsam fordern die Organisationen von Bundesfinanzminister Christian Lindner, die externen Kosten direkt in den Fleischpreis zu integrieren, mindestens aber den derzeit künstlich niedrigen Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent anzupassen an den Regelsteuersatz von 19 Prozent. Zugleich sollte die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse auf Null gesenkt werden.

Die Studie belegt laut DUH, dass eine Fleischabgabe nach diesem Modell dem Staat jährlich bis zu 16 Milliarden Euro einbringen und die Treibhausgasemissionen in der gesamten Wertschöpfungskette jährlich um etwa 17 Millionen Tonnen verringern könnte. Eine Stimmungsabfrage im Auftrag der TAPP habe außerdem ergeben, dass eine breite Mehrheit von 57,6 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland dazu bereit ist, mehr für Fleisch zu zahlen, wenn dafür gesunde pflanzliche oder biologisch erzeugte Lebensmittel günstiger werden. Diese Ipsos-Umfrage zeige auch, dass FDP-Wählerinnen und -Wähler die Vorschläge zur Finanzreform mit 63 Prozent unterstützen. FDP-Finanzminister Lindner blockiert derzeit einen Vorschlag des Landwirtschaftsministeriums für eine Mehrwertsteuer von 0 Prozent auf Gemüse und Obst und einen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent für Fleisch und Milchprodukte.

Dazu erklärt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Die Umweltauswirkungen durch die konventionelle Erzeugung von Milch, Fleisch und Co. sind enorm. Schon viel zu lang werden diese externen Kosten tatenlos in Kauf genommen. Die neue Studie zeigt nun, wie wir wirksam gegensteuern können und dass auch Verbraucherinnen und Verbraucher Tier- und Umweltschutz wollen. Erst wenn Fleisch nicht mehr billig verramscht, sondern für genau den Preis angeboten wird, der alle Kosten und Auswirkungen einbezieht, wird es auch wieder mit mehr Wertschätzung konsumiert. Wir fordern eine neue Preisstruktur für Lebensmittel, die die Gesundheit von Umwelt und Menschen in den Vordergrund stellt und Landwirtschaftsbetriebe für den Umbau der Tierhaltung fair entlohnt.“

Aaron Scheid vom Ecologic Institute ergänzt: „Die Kosten für Mensch und Natur bei der Produktion und dem Konsum von tierischen Produkten müssen bisher von der gesamten Gesellschaft getragen werden. Die Internalisierung dieser Umweltkosten ist gut für Umwelt und Klima während die Mehreinnahmen eine Finanzierungsgrundlage für den dringend notwendigen Umbau der Nutztierhaltung sein kann.“

Und Jeroom Remmers, Direktor der TAPP Coalition, kommentiert: „Die Menschen wissen, dass wir nicht so weitermachen können wie bisher, wenn wir auf unser Stück Fleisch oder Milchprodukt in Zukunft nicht verzichten wollen. Wir freuen uns, dass die Menschen in Deutschland hinter der Idee stehen, tierische Produkte zukünftig auf nachhaltige Weise herzustellen und dass die meisten bereit sind, mehr für Fleisch und Milchprodukte zu zahlen. Durch den TAPP-Vorschlag bleibt der Preis für einen gut gefüllten Warenkorb gleich oder kann insgesamt günstiger werden. Der Plan steht fest, die Menschen unterstützen ihn, nun liegt es an den jeweiligen Regierungen, ihn umzusetzen."

Als externe Kosten werden laut DUH die Kosten durch Umweltauswirkungen bezeichnet, die durch die Erzeugung von tierischen Produkten entstehen. Dazu zählen unter anderem die Auswirkungen gesundheitsschädlicher Ammoniak-Emissionen, die Eutrophierung von Böden und Gewässern sowie das Fortschreiten des Klimawandels.

24.05.2023
Von: FebL/PM

In dieser Studie werden die Umweltkosten der Fleisch- und Milchproduktion berechnet.