Milchmarkt Down Under: australische Erzeugerpreise rückwirkend gesenkt

Die australischen Milchbauern erleben eine sich seit drei Jahren verschärfende Krise auf dem Milchmarkt und aktuell ein existenzbedrohendes Preistief. Sie befinden sich in der gleichen Misere ungleich verteilter Marktmacht, wie sie auch die europäischen Bäuerinnen und Bauern erleben: Die Milchpreise werden nicht verhandelt sondern von den Verarbeitungsunternehmen festgelegt. Und sogar rückwirkend verändert. Murray Goulburn und Fonterra, Australiens größte Molkerei und der weltweit größte Milchexporteur, haben Ende April nicht nur die Preise auf umgerechnet 24 Eurocent pro Liter Milch gesenkt sondern sogar Rückforderungen gestellt. Allein die Kosten zur Erzeugung von 1 Liter Milch liegen nach Angaben aus einer australischen TV-Diskussion schon bei 25 Eurocent. Seit Juli letzten Jahres sei bezogen auf die Marktsituation zu viel ausgezahlt worden, so die Milchverarbeiter, und machten die Preissenkung auch rückwirkend geltend. Nun haben die Bäuerinnen und Bauern Schulden bei ihren Abnehmern. Von durchschnittlich 78.700 Euro pro Milchbauer wird im Falle von Murray Goulburn berichtet. D.h. der Auszahlungspreis liegt effektiv derzeit nur bei etwa 9 Eurocent. Gegen diese vertraglich abgesicherten Rückforderungen als eindeutigstes Zeichen für die Marktübermacht der Molkereien regt sich Widerstand. Es gab Großkundgebungen mit Traktoren unter anderem in Melbourne. Eine eigene Kampagne „Farmer Power“ hat sich gegründet, um für den Erhalt der Höfe und eine grundsätzlich Neuregulierung des Milchmarktes zu kämpfen. Eine breite Bewegung von Verbrauchern solidarisiert sich mit den Milchviehbetrieben. Allerdings – auch hierzulande nicht ganz unbekannt – hält der einflussreichste Interessenverband United Dairy Farmers of Victoria nichts von aktiv im Sinne der Milchbauern gestalteten Marktregeln: Eine Re-Regulierung würde die Uhr 20 Jahre zurück drehen und den Bauern langfristig schaden. Denen, die übrig bleiben?