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Erzeugerpreise 2021 - Milchpreis zieht (spät) an ++ Biomilchmarkt steigt in der Menge und im Preis ++ Milch wandert von Ost nach Nordwest – Bayern dank Bio stabil ++ Rindfleischpreise im Höhenflug

Erzeugerpreise 2021 - Milchpreis zieht (spät) an
Lange Zeit tat sich beim Milcherzeugerpreis im vergangenen Jahr kaum etwas. Nur mühsam schleppte er sich von 32,7 ct/kg im Januar auf 35,9 ct/kg im August. In dieser Zeit hatte sich auch der Börsenmilchwert, also die aktuelle Verwertung der Molkereien von Milchfett (Butter) und Eiweiß (Milchpulver), langsam auf ca. 37 Cent erhöht. Danach ging es an der Börse in Sprüngen nach oben bis 50 Cent im November. Butter, Milchpulver und Käse konnten kaum die Nachfrage bedienen. Die Großhandelspreise in Deutschland waren nicht zu bremsen. Lose Butter stieg innerhalb eines Jahres von 3,30 auf 5,80 €/kg, Milchpulver um 50% und Gouda-Käse immerhin um 25%. Erst allmählich zog der Milchpreis in den letzten Monaten nach. Im November lag der Durchschnittspreis für Standardmilch (4,0% Fett, 3,4% Eiweiß) bei 39,0 ct/kg – mit steigender Tendenz für den Dezember. Die Margen blieben bei den Verarbeitern. Die Folge ist eine enorme Spreizung der Auszahlungspreise. Während Friesland/Campina ihren Grundpreis im Dezember auf 41 Cent anhob (und für Januar 43 ct ankündigt), ähnlich die Ammerländer Molkerei, steigerte die größte Molkerei DMK (Deutsche Milch-Kontor in Bremen) nur auf 38 ct/kg. Berchtesgaden, Müller u.a. liegen dazwischen. Arla bleibt am Schluss des Mittelfeldes. Genaueres lässt sich aber erst sagen, wenn alle Nebenkonditionen ausgewertet sind.Für 2021 wuchs der durchschnittliche Erzeugerpreis auf ca. 35,5 Cent nach 33,7 in 2019 und 32,8 im Vorjahr. Für die nächsten Monate stehen die Vorzeichen auf stabil bis leicht steigend. Bis Juni zeigt der Börsenmilchwert eine 5 ganz vorn an. Die Milchbäuerinnen und Milchbauern müssen sehen, dass sie auch von den besseren Zeiten profitieren. Denn die Produktionskostenschraube dreht sich weiter. Biomilchmarkt steigt in der Menge und im Preis
Im Unterschied zu diesen stark vom Weltmarkt abhängigen Wellen von Angebot und Nachfrage des konventionellen Marktes entwickelte sich der Biomilchmarkt kontinuierlich weiter. Die Molkereien produzierten 2021 etwa 4-5% mehr Milchmenge als im Vorjahr. Der Preis konnte vor allem in der zweiten Jahreshälfte erhöht werden und überschreitet seit Oktober die 50 Cent- Marke. Im November wurden bundesweit 51,1 ct/kg erreicht, im Süden etwas höher als im Norden. Zwei Drittel der Molkereien liegen jetzt über 50 Cent.Einschließlich üblicher Nachzahlungen werden für das gesamte Jahr im Durchschnitt erstmalig voraussichtlich 50 Cent gezahlt werden – plus 4% zum Vorjahr. Die Richtung stimmt, aber das Ziel ist nicht erreicht, bewertet Bioland diese Zahlen. Denn das statistische Bundesamt weist Ende des Jahres Kostensteigerungen von 7,8% für Futter, Energie und Dienstleistungen aus, womit die Preissteigerungen wieder aufgezehrt werden. Nach Berechnungen von Bioland- Beratern 2019/2020 fehlten den Betrieben selbst bei einberechneten Betriebsprämien sieben Cent zum Vollkostenausgleich, wenn man eine Entlohnung der Arbeitskräfte und des eingesetzten Kapitals zugrunde legt. Milch wandert von Ost nach Nordwest – Bayern dank Bio stabil
Die deutsche Milcherzeugung wanderte seit Ende der Milchquote kontinuierlich aus dem Osten der Republik ab, berichtet die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Während die Produktion bundesweit stagniert, ist die Milchanlieferung in den neuen Bundesländern um etwa 10% seit 2015 zurückgegangen. Die fehlenden 80.000 Milchkühe wurden gleichzeitig jeweils zur Hälfte in NRW und Niedersachsen aufgestallt. Niedersachsen hätte durch seinen Expansionsdrang in der Mengenproduktion beinahe Bayern eingeholt – gäbe es nicht den Biosektor. Bayern verlor zwar in den letzten fünf Jahren etwa 2% seiner konventionellen Milchproduktion bzw. etwa 20.000 konventionelle Kühe, gewann aber gleichzeitig ca. 30.000 Biomilchkühe. Bis 2020 wuchs der Biosektor um 47,5 Prozent oder beachtliche 189.800 t auf knapp 589.000 t. Damit glich die Biomilch den Rückgang der konventionellen Anlieferung mehr als aus. Bayern bleibt zugleich das größte Erzeugerland für Biomilch, fast 50% kommt aus dem südlichen Bundesland. Das intensive Milchland Niedersachsen produziert gerade einmal die Hälfte davon und im Osten hat Biomilch fast keine Bedeutung. Die Anlieferung geht dort eher zurück. Rindfleischpreise im Höhenflug
Damit hat kein Marktexperte gerechnet. Bullen-, Färsen- und Kuhpreise steigen und steigen. Nach dem enttäuschenden Jahr 2020 mit den coronabedingten Gastronomieschließungen war man Anfang des Jahres eher verhalten optimistisch, weil das Angebot an Rindfleisch auch international begrenzt schien und die Südamerikaner nach China schielten. Tatsächlich stiegen die Bullenpreise (Hkl. R3) als die Rindfleisch-„Leitwährung“ von 3,78 €/kg im Januar 2021 auf über 4,70 €/kg zu Neujahr, im Jahresdurchschnitt um 14% auf 4,07 Euro gegenüber 3,55 €/kg im Vorjahr.
Auch die Kuhpreise (Hkl. 03) erreichten ungeahnte Höhen. Sie zogen von 2,65 €/kg im Januar auf 3,60 €/kg im Dezember. Im Jahresdurchschnitt sprang der Preis um 25% von 2,60 €/kg (2020) auf 3,25 €/kg.
Die Bezahlung für Färsen der Handelsklasse R3 (gute Qualität) stieg von Januar bis Dezember um mehr als 1 € oder fast 30% auf 4,25 €/kg. Auch Anfang dieses Jahres scheinen die Preise gegen den üblichen Trend des Rückgangs nach Weihnachten unbeirrt ihren Höhenflug fortzusetzen. Die Preisaufschläge liegen über 10 Cent. Bullen und Kühe bleiben weiterhin knapp. Noch im letzten Jahr hatte man das Tal mit der mangelnden Nachfrage der Gastronomie und der Großküchen erklärt. Trotz mancher Absagen von Weihnachtsmärkten und Feiern auch in diesem Jahr hat sich der Markt davon nicht beeinträchtigen lassen. Da auch in anderen Teilen der Welt, z.B. China, der Rindfleischmarkt zügig abläuft, kam aus Drittländern wie Argentinien und Brasilien wenig Rindfleisch nach Europa. Während die inländische Produktion um etwa 3% sank, blieb der Rindfleischkonsum im Unterschied zum Schweinefleisch ungefähr gleich. Dabei spielte das Hackfleisch in jeder Form (Rinderhack, Burger, gemischt) als aktuelles Trendprodukt im Einzelhandel eine bedeutende Rolle. Trotzdem gehen Marktkenner davon aus, dass auch Rindfleisch in Zukunft von der vegetarischen Welle erfasst wird und der Verzehr sinkt. Da aber die Produktion in 2022 eher 5% im Minus erwartet wird, sind die Aussichten auf stabil hohe Preise nicht schlecht.
Aber - wie erwähnt - Vorhersagen im Rindermarkt sind riskant. In den letzten zwei Jahren lagen die Prognosen kräftig daneben.