AbL für echten Klimaschutz statt CO2-Börsen

Bis 2050 will die EU klimaneutral sein. Das bedeutet nicht, dass ab dann keine Treibhausgasemissionen mehr entstehen dürfen, sondern dass diese durch Senken, wie z. B. Moore oder Wälder, kompensiert sein müssen. Neben den natürlichen Senken („Nature based solutions“) sind auch technische Lösungen in der Diskussion, wo CO2 mit Hilfe von technischen Verfahren z. B. in Gesteinsschichten gepresst werden sollen. Insofern steigt das Interesse am Ausbau der Senken und auch die landwirtschaftlichen Böden mit ihrem großen Potenzial zur C-Senke rücken immer mehr in den Vordergrund. Am 15. Dezember hat die EU-Kommission mit der Mitteilung „Sustainable Carbon Cycles“ einen weiteren Teil der Farm to Fork-Strategie veröffentlicht. Die EU-Kommission möchte das Carbon Farming als neues grünes Geschäftsmodell einführen und dafür bis Ende 2022 einen Rechtsrahmen schaffen. Maßnahmen zur Speicherung von Kohlenstoff in Böden oder Biomasse sollen honoriert werden. Die Gelder können dabei aus privater oder öffentlicher Hand kommen. Ein wichtiger Teil ist der Handel mit Humuszertifikaten, welcher zukünftig laut EU-Kommission ein wirtschaftliches Standbein der Betriebe darstellen kann. In der letzten Zeit hat die Nachfrage nach den Zertifikaten insbesondere aus dem privaten Sektor stark zugenommen, Unternehmen sehen hier eine Chance, ihre Emissionen zu kompensieren. Gemeinsam mit dem WWF und vielen weiteren Akteuren veröffentlichte die AbL Anfang Dezember 2021 das Positionspapier „Keine Klimatricks mit Humus!“ Anlässlich der Veröffentlichung der Mitteilung der EU-Kommission kommentiert Elisabeth Fresen, AbL Bundesvorsitzende und Mutterkuhhalterin: „Die AbL begrüßt ausdrücklich, dass Bäuerinnen und Bauern, die im Stall und auf ihren Feldern klimagerecht arbeiten, stärker wirtschaftlich honoriert werden sollen als bisher. Das vorgeschlagene Finanzierens-System über privatwirtschaftliche Emissionszertifikate lehnt die AbL allerdings ab, da der Fokus dieses Systems nicht auf der notwenigen Reduktion von Emission, sondern auf deren Ausgleich liegt – das ist letztlich Schönrechnerei. Insbesondere dann, wenn die beteiligten Unternehmen keine schlüssigen Konzepte vorlegen, wie sie ihre Emissionen ambitioniert reduzieren werden. Böden und Humus sind die Grundlage unserer Existenzen als Bäuerinnen und Bauern. Sie sind sensible und vielfältige Ökosysteme mit einem riesigen Potenzial zum Schutz des Klimas, der Biodiversität oder des Wassers. Von ihrer nachhaltigen und schonenden Nutzung hängt zudem nichts weniger als die Ernährung der Menschen ab. Sie sind jedoch keine 'CO2-Lager' zur Kompensation der fossilen Energienutzung. Wenn es die EU-Kommission mit ihrer Farm to Fork-Strategie und dem Klimaschutz in der Landwirtschaft wirklich ernst meint, muss sie die Mitgliedstaaten vor allem bei der anstehenden Genehmigung der GAP-Strategiepläne in die Pflicht nehmen und dafür sorgen, dass sich Klimaschutz für Bauerinnen und Bauern auch wirtschaftlich lohnt.“
19.12.2021
Von: xb

Wieviel CO2 der Atmosphäre entzogen, im Boden gespeichert und/oder wieder ferigesetzt wird, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Das Instrument der „Humus-Zertifikate“ kann keine permanente Kohlenstoffbindung sicherstellen. Foto/Grafik: FebL