Meldungen von Märkten, Handel und Vermarktern

Milchmarktpreise laufen den Erzeugerpreisen davon ++ Lidl für neue Haltungskennzeichen und für Borchert-Umsetzung ++ Neuseeland: Im Schnitt 444 Kühe mit 4426 kg Milchleistung ++ Brustbeinbrüche bei Hühnern weiterhin die Regel

Milchmarktpreise laufen den Erzeugerpreisen davon
Die Situation am Milchmarkt bleibt angespannt, aber nicht weil zu viel Milch erzeugt wird. Im Gegenteil lässt ein knappes Angebot die Preise für Milchprodukte steigen und steigen. Alle wichtigen Indikatoren notieren über 50 Cent/ kg Milch. Das hat es noch nie gegeben. Der Börsenmilchwert steigt im Dezember auf 51 Cent, der Rohstoffwert Milch des Kieler Ife- Instituts liegt bei 50,1 ct/kg. Besonders interessant ist der Preis am Spotmarkt, wo die Molkereien untereinander die Milch handeln. Aktuell liegt er zwischen 51 Cent im Norden und 53,5 ct. im Süden der Republik. Strittig ist laut „agrarheute“, wieviel Milch zwischen den Molkereien tatsächlich gehandelt wird, da es keine Statistik darüber gibt und die Menge je nach Marktlage schwankt. So sprach der Milchindustrieverband mal von 30%, während der BDM eher die Rohmilchmenge auf 6% schätzte. Spotmarktmolkereien fahren zurzeit jedenfalls satte Gewinne ein. Der Preisanstieg beruht nicht nur auf der Milch selbst, sondern auch auf den Milchprodukten, der Butter, dem Milchpulver. Magermilchpulver ist ca. 50% teurer als vor Jahresfrist. Man spricht gar von unsicherer Versorgung. Inzwischen ist auch die Käseverwertung, in die immerhin 40% der Milch fließen, auf Rekordkurs. Selbst der Export spielt mit, weil auch weltweit der Rohstoff gesucht ist. Auf den internationalen Handelsmärkten stieg der Index der Standardprodukte auf den höchsten Stand seit 2014. Der größte Exporteur der Welt, der Molkereikonzern Fonterra aus Neuseeland, hat seinen Erzeugern bereits einen Rekordpreis in Aussicht gestellt. Bei den hiesigen Milchbäuerinnen und Milchbauern kommt aber viel weniger an. Im Oktober schätzte die AMI den Milchpreis bei 37,4 ct/kg. Im November knackten einige Molkereien die 40 Cent-Marke. Der in der Führungsstruktur schwächelnde niederländische Genossenschaftskonzern FrieslandCampina hat für Dezember einen Garantiepreis von 43,72 Cent aufgerufen. Ob sich solche Preise jetzt flächenmäßig durchsetzen, bezweifeln Marktkenner. Tatsächlich steigen die Milchpreise kräftig an, aber Tatsache ist auch, dass die Spanne zwischen Marktpreisen und Erzeugerpreisen eher noch wächst. Trotz aller Preissteigerungen für Logistik, Material und Energie scheint 2021 kein schlechtes Jahr für die Verarbeiter zu sein. Die Bauern werden dagegen ihren schon schwachen Vorjahresgewinn kaum erreichen. Lidl für neue Haltungskennzeichen und für Borchert-Umsetzng
Der Discounter Lidl arbeitet weiter an seiner Haltungskennzeichnung. In einem Interview mit der Lebensmittelzeitung präzisiert Top-Einkäufer Benjamin Steb seine Vorstellungen: „Mit der Erfindung und Einführung des Haltungskompass 2018 haben wir den Grundstein für die heutige Haltungsform gelegt. Als Folge ist die Nachfrage nach Produkten aus verbesserter Haltung gestiegen. Wir sind deshalb überzeugt, dass eine verpflichtende staatliche Haltungskennzeichnung für alle Vermarktungskanäle, verbunden mit einer Herkunftskennzeichnung, die Nachfrage nach heimischen Produkten aus besserer Haltung stärken wird.“ Damit signalisiert er eindeutig die Unterstützung des Borchert-Plans nicht nur für Schweine, sondern auch für Rindfleisch und Milch. Man sei noch in letzter Abstimmung, aber „ITW Rind, QM plus oder DLG Bronze werden voraussichtlich für die Haltungsstufe 2 stehen, das Tierschutzbund-Label und Bio stehen für die Haltungsstufen 3 und 4. Jetzt geht es darum, die Produkte zu kennzeichnen, das wird 2022 kommen – auch bei der Milch. Spätestens 2025 wollen wir bei Lidl dann auch bei Rindfleisch mindestens auf der Stufe 2 sein. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir das schon früher schaffen.“ Man müsse dem Verbraucher eine bewusste Kaufentscheidung für mehr Tierwohl ermöglichen. „Haltungsform 3 ist für unsere Kunden leicht verständlich, damit können wir Mehrwertprogramme einfacher kommunizieren. Und wir sehen, dass die Kunden das annehmen, denn die Nachfrage nach Produkten aus höheren Haltungsformen, die über dem gesetzlichen Standard produziert werden, steigt,“ so Steb. Die Kennzeichnung auch der Milch werde 2022 umgesetzt, der Erarbeitungsprozess mit den anderen Lebensmittelhändlern, auch mit QS, ITW, DLG laufe auf Hochtouren. Anders als bei Schwein und Geflügel gäbe es aber für Rind kein Zertifizierungssystem. Das müsse sich schnell ändern. Neuseeland: Im Schnitt 444 Kühe mit 4426 kg Milchleistung
Die 4,9 Mio. Kühe des weltweit wichtigsten Milchexportlands Neuseeland haben 2020/21 einen neuen Rekord aufgestellt. Die Rohmilchanlieferung stieg um 2,6%. Diese Menge wurde in 11.000 Milchkuhherden ermolken. Der durchschnittliche Bestand je Betrieb stieg auf 444 Kühe, die 2,86 ha pro Tier zur Verfügung hatten. Die Milchleistung der Durchschnittskuh stieg auf 4426 kg (!), etwa die Hälfte im Vergleich zu unseren Herdbuchkühen. Bei den Rassen setzen die „Kiwis“ immer stärker auf eine Kreuzung von Holstein-Friesian und Jersey Tieren, die etwa 50% des Bestandes ausmachen, wobei der Jersey-Anteil eher abnehme. „Mehr Milch von weniger Kühen“ ist die Devise. Erstklassige Genetik, effiziente Kühe und Haltungssysteme mit viel Weidehaltung und einem geringen ökologischen Fußabdruck werden in Zeiten des Klimawandels als Ziel ausgegeben. Brustbeinbrüche bei Hühnern weiterhin die Regel
In Dänemark sind Brustbeinbrüche bei 85% der geprüften Legehennen festgestellt worden. Dies berichtet der dänische Eier-Fachverband nach neueren Untersuchungen. Der Verband zeigte sich überrascht, da er davon ausgegangen war, dass das in den vergangenen Jahren analysierte Auftreten inzwischen gelöst sei, weil die Halter auf geringere Eiergrößen umgestellt hatten. Es zeigte sich aber, dass auch Legerassen mit kleineren Eiern ein „Riesenproblem“ haben, wie Verbandssprecher Larsen erläuterte. Es scheine sich um ein genetisches Problem zu handeln, so dass Änderungen an den Haltungssystemen und den eingesetzten Rassen unumgänglich seien. Der neue deutsche Agrarminister Özdemir konfrontierte seine Brüsseler Kollegen bei seiner ersten Teilnahme am Agrarrat der EU mit dieser dänischen Untersuchung. Er werde prüfen lassen, was auch in Deutschland dagegen getan werden könne.
13.12.2021
Von: hg

Der Fonterra-Konzern in Neuseeland hat Rekordpreise für die Erzeuger angekündigt. Foto: Fonterra