Proteste vor Edeka-Zentrallager

Am vergangenen Donnerstag haben Land schafft Verbindung (LsV) Deutschland und die FREIEN BAUERN als „Auftakt gegen Ausbeutung“ mit Protesten vor dem Edeka-Zentrallager in Wiefelstede/Niedersachsen begonnen, die ersten Ankündigungen zufolge bis Weihnachten angemeldet sind und durchgehalten werden sollen. In deren Verlauf kam es auch zu Straßensperren, die jüngsten Meldungen der Polizei zufolge, zwischenzeitlich aufgehoben worden sein sollen. Für den Donnerstag von den Protestierenden zu einer Podiumsdiskussion „bestellte“ Edeka-Manger erschienen nicht. „Wir erwarten von den Herren, dass sie umgehend an den Verhandlungstisch zurückkehren und die im Agrardialog gemeinsam ausgearbeiteten Lösungsansätze für kostendeckende Erzeugerpreise in die Tat umsetzen“, begründet Anthony Lee, Sprecher von LSV Deutschland die dringliche Einladung im Vorfeld des Protestes. MEG Milch Board: Der Handel ist gefordert
Unterstützung bekommen die Protestierenden unter anderem vom MEG Milch Board. Über viele Monate hätten die im Agrardialog vertretenen landwirtschaftlichen Verbände, zu denen auch die MEG Milch Board gehört, mit Vertreter/innen des Handels und der Verarbeitungsindustrie zahllose intensive Gespräche geführt, um zukunftsfähige Vermarktungsstrukturen für die Höfe zu entwickeln. Ausgangspunkt dafür waren die Proteste der Bäuerinnen und Bauern Ende des Jahres 2020. Aus dem Protest entwickelte sich schnell ein Dialog auf hohem Niveau. In Arbeitsgruppen wurden konkrete Lösungsansätze erarbeitet, zu deren Umsetzung es bis heute leider nicht gekommen sei, weil die Handelsketten Ende September ihre Mitarbeit eingestellt haben. Das ist nach Ansicht des MEG Milch Board für die Bäuerinnen und Bauern nicht hinnehmbar. Bei der Aktion vor dem EDEKA-Zentrallager in Wiefelstede wurde der Lebensmitteleinzelhandel ultimativ aufgefordert, den Dialog wieder aufzunehmen. Für den Vorstandsvorsitzenden der MEG Milch Board Frank Lenz sind die Aktionen durchaus wichtig: „In den sehr konstruktiven Verhandlungen wurden Lösungen erarbeitet, die allen Beteiligten nützlich wären.“ In Wiefelstede wurden die Ergebnisse der Arbeitsgruppen, die dicht an der Umsetzbarkeit waren, der Öffentlichkeit vorgestellt, Sie betrafen u. a. den Einkauf von Schweinen und Milch sowie eine transparente Herkunftskennzeichnung für die Verbraucher/innen. Darauf muss aufgebaut werden. Lenz fragt sich, ob der Handel den Ernst der Lage erkannt hat: „Auf vielen Betrieben, die die Grundlage für die regionale Produktion von Lebensmitteln bilden, geht für immer das Licht aus. Das kann nicht im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft und einer flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung sein.“ Die MEG Milch Board unterstützt die Kernforderung der demonstrierenden Bäuerinnen und Bauern in Wiefelstede:
- Fortsetzung der Gespräche im bisherigen Format,
- konkrete Verträge bis Weihnachten.
„Die Bäuerinnen und Bauern sind bereit, der Handel ist gefordert“, so die MEG Milch Board. AbL: Sofort Verhandlungsergebnisse für faire Bauernpreise
Und auch die AbL fordert den Handel zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. „Schluss mit der Hinhaltetaktik: Es braucht sofort Verhandlungsergebnisse für faire Bauernpreise“, heißt es da. Die Preise für Landwirt*innen sind nach wie vor desaströs. Insbesondere der Schweinepreis bleibt anhaltend sehr schwach. Ottmar Ilchmann, Milchsprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und Vertreter im Agrardialog, sagt: "Es ist unverantwortlich, dass der Lebensmitteleinzelhandel vor wenigen Wochen sich vom Verhandlungstisch mit den landwirtschaftlichen Verbänden im Agrardialog verabschiedet hat, zumal die wirtschaftliche Lage auf den tierhaltenden Höfen brennt. Es wäre jetzt dringend an der Zeit, mit den verschiedenen Bauernverbänden und mit den Verarbeitern konkrete Lösungen zu erarbeiten, wie die Bauerhöfe in der Wertschöpfungskette langfristig deutlich kostendeckendere Preise erlangen können. Hier waren wir schon sehr weit, einzelne Maßnahmen könnten kurzfristig umgesetzt werden. Stattdessen spielt der LEH auf Zeit. Das führt zu einer tiefen Frustration auf vielen Betrieben, die finanziell mit dem Rücken an der Wand stehen. Jetzt sind Proteste wieder vorprogrammiert. Wir fordern den Lebensmitteleinzelhandel auf, sich seiner Verantwortung zu stellen und umgehend an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um zu raschen Ergebnissen für bessere Erzeugerpreise auf den Höfen zu kommen."