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Oetker vor Tönnies, Nestlé und Ferrero ++ Rindfleischpreise auf Höhenflug ++ Rindfleischimporte rückläufig

Oetker vor Tönnies, Nestlé und Ferrero
Auf dem Siegertreppchen der Top 100-Lieferanten des Lebensmitteleinzelhandels 2021 in Deutschland hat sich nichts geändert. Wie die Lebensmittelzeitung (LZ) berichtet, belegt weiterhin Oetker mit 3,38 Mrd. Euro Umsatz den Spitzenplatz vor Tönnies mit 3,3 und Nestlé mit 3,15 Mrd. €. Zwar haben in 2020 alle drei leichte Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, konnten sich aber behaupten vor dem italienischen Süßwarenspezialist Ferrero (nutella, mon chéri, Rocher, Kinderschokolade). Danach folgen mit Müller Milch und Deutsches Milchkontor (DMK, „milram“), die zwei größten Molkereien mit je knapp 3 Mrd. € Umsatz. Unter den Top-Lieferanten aus dem Lebensmittelbereich befindet sich noch Landgard (Obst/Gemüse) mit zwei Mrd. Umsatz unter den ersten 10. Auf den Plätzen bis 20 rangieren dann Westfleisch (11.), Mars (Süßwaren, Tiernahrung, 13.), Vion (Fleisch,14.), PHW-Gruppe (Wiesenhof, 15.) und Südzucker (16.). Unter den größten Molkereien bewegen sich noch Arla (23.), Friesland/Campina (27.), Lactalis (34.), Hochwald (39.), Danone (43.) und die irische Kerrygold (46.). Erst danach kommen die deutschen Milchunternehmen Ammerland, Hochland, Zott, Meggle oder Bauer. Auf der Fleischseite sind noch Danish Crown (35.), Rothkötter, Müller Fleisch und die Sprehe Gruppe (Geflügel) unter den ersten 50 zu finden. Bei allen Unternehmen ist aber wichtig zu wissen, dass der Deutschlandumsatz nur ein Teil des Geschäftes ist. Im Verhältnis zum gesamten (Gruppen-)Umsatz bringt das Deutschlandgeschäft bei Oetker, Tönnies, Müller, DMK, Vion, Südzucker usw. weniger als die Hälfte des Umsatzes. Bei Westfleisch und Wiesenhof, Ammerland, Zott oder Meggle sind es immerhin zwei Drittel. Allein Landgard gilt nach der Beschreibung der LZ als rein deutsches Unternehmen. Dagegen macht Nestlé hier nur 4% ihrer Erlöse. Übrigens: Unter den weltweit TOP 50-Konsumgüterhersteller für den LEH befindet sich kein deutsches Lebensmittelunternehmen. Allein der Waschmittelkonzern Henkel liegt auf Platz 34. Rindfleischpreise auf Höhenflug
Während die Schweinepreise seit Wochen in den Keller rauschen, erleben die Rindfleischpreise einen Rekord nach dem anderen. Nachdem noch im letzten Jahr die Rinderhalter schwer unter der Coronakrise leiden mussten, weil durch den Shutdown die Gastronomie usw., in der viel Rindfleisch konsumiert wird, geschlossen hatte, liegen zurzeit Steaks, Roastbeefs und Hackfleisch voll im Trend. Aktuell werden Bullen (Durchschnittsklasse R3) mit knapp 4,40 €/ kg bezahlt, das sind etwa 70 Cent (ca. 20%) mehr als im Vorjahr. Auch der 10-Jahresschnitt (2011-2020) wird um 20% überschritten. Und normalerweise kommen im Winter erst die guten Rinderpreismonate. Die Färsenpreise (R3) liegen mit ca. 4,15- 4,25 €/kg auf einem Rekordniveau und 80 Cent (ca. 24%) über Oktober 2020. Damit liegt Deutschland mit Frankreich und hinter Schweden auf einem führenden Platz in der EU. Bei den Bullen rangiert die heimische Produktion gar vor den starken Rindfleischnationen wie Frankreich oder Österreich. In den Niederlanden wird ca. 20% niedriger gezahlt. Besonders auffällig haben sich die Kuhpreise (Klasse O3) entwickelt. Mit einem Preis von ca. 3,60 €/kg werden sie um fast 1 Euro/kg höher gehandelt als im Vorjahr (+ 35%). Über die Ursachen dieser Entwicklung, mit der kaum ein Marktexperte gerechnet hat, wird viel spekuliert. Ob es das wiederbelebte Restaurantgeschäft ist oder die verringerten Importe aus Südamerika oder die geringeren Rinderschlachtungen oder alles zusammen, streiten sich die Analysten. Auch wie sehr dieser Trend von Dauer ist angesichts der hohen Preise, muss wohl die Zukunft zeigen. Für die Rinderhalter ist es nach etlichen Jahren der schlechten Erlöse mal ein Licht im Tunnel. Und für die Milchviehhalter ein wichtiges Zubrot bei den unzureichenden Milchpreisen. Nebenbei: Auch die Bio- Rindfleischpreise haben sich in neue Höhen geschwungen. Das knappe Angebot trotz Herbstweideabtrieb hat dazu geführt, dass unter fünf Euro kein guter Bulle zu bekommen ist. Und die Färsen und Ochsen liegen knapp dahinter. Durchschnittliche Bio-Milchkühe werden mit 4,20 €/kg gehandelt, schwere Mutterkühe deutlich höher. Da das Hackfleisch, das meistens aus Kuhfleisch gewonnen wird, mit durchschnittlich 10,53 €/kg im Laden einen Höchstpreis erzielt, rechnet die AMI-Expertin Diana Schaack mit stabilen Preisen. Zwar seien durch die bessere Grünfutterversorgung mehr Tiere aufgestallt worden, die aber erst nächstes Jahr schlachtreif werden. „Da aber die Nachfrage sowohl nach Hackfleisch als auch nach Edelteilen weiterhin riesig ist, dürfte das dem Markt nur guttun,“ prognostiziert Schaack. Rindfleischimporte rückläufig
Die nach Deutschland importierte Menge an Rindfleisch ist in den ersten sieben Monaten 2021 um 10% zurückgegangen. Von den eingeführten 200.000 t kamen 90% aus der EU. Nur 10% wurden aus den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay eingeführt – fast 40% unter 2020. Der wichtigste Importeur ist die Niederlande vor Österreich und Polen. Selbst der Austria-Import liegt doppelt so hoch wie Brasilien und Argentinien zusammen. Die Exporte der EU mit Rindfleisch sind dagegen im ersten Halbjahr um 5% auf 421.000 t gestiegen. Hier liegt Spanien mit einem Anteil von 14% an der Spitze vor Irland und Frankreich. Deutschland liegt mit 8% an fünfter Stelle. Die hohen Rinderpreise haben also dem Export nicht geschadet. Deutschlands Export besteht mehr in Zucht- und Nutzrindern als im Rindfleisch. Etwa 850.000 Tiere wurden 2020 lebend vermarktet. Fast ein Drittel davon ging in die Niederlande. Wie viele davon weiter nach Spanien und dann nach Nahost oder Nordafrika transportiert wurden, darüber schweigt die Statistik.
01.11.2021
Von: hg

Die Rinderpreise bewegen sich auf Rekordniveau. Foto: Tönnies