Erhalt und Ausbau kleiner und mittelständischer Schlachtbetriebe notwendig

Angesichts fehlender geeigneter Schlacht- und Zerlegebetriebe für den Biobereich fordert die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) die neue Bundesregierung auf, kleine und mittelständische Unternehmen zu fördern, um diese Schlacht und Zerlegebetriebe zu erhalten und ggfs. weitere Schlachthöfe in Regionen mit geringer Schlachthofdichte aufzubauen, und erinnert an Lösungsansätze aus dem Branchengespräch Fleisch 2020. Die seit Jahren anhaltende Zentrierung in der Fleischwirtschaft mit entsprechenden Betriebsschließungen macht es nach Ansicht der AöL zunehmend schwieriger, für den Biobereich geeignete Schlacht und Zerlegestätten zu finden. Zusätzlich führe die räumliche Verteilung der Bio-Betriebe häufig dazu, dass die Transportentfernungen für die Tiere nicht den Vorstellungen der Bio-Kunden entsprechen. In einem breiten Korridor von Mittel- über Ost- und Nord-Ost-Deutschland lassen sich laut AöL heute fast keine geeigneten Schlacht- und Zerlegestätten mehr finden. Die Bestandsaufnahme der Zerlege-Möglichkeiten für Bio-Schlachttiere in Deutschland weist für Bio-Rinder nur 35 Zerlegebetriebe und für Bio-Schweine 38 Zerlegebetriebe aus, die für eine nachhaltige regionale Verarbeitung der Bio-Tiere zugelassen sind, so die Ergebnisse eines Projekts der bio-offensive mit dem Thema „Bestandsaufnahme der Zerlegungsmöglichkeiten für Bio-Schlachttiere“ von Juli 2021 (interaktive Karte). Vor dem Hintergrund dieser aktuellen Situation weist die AöL darauf hin, dass Deutschland bis 2029 eine Erhöhung des Öko-Flächenanteils auf 20 % anstrebt und die EU in der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ das Ziel ausgibt, den EU-weiten Flächenanteil auf 25 % Ökolandbau zu erhöhen. Dieses werde zu einer Ausweitung der Bio-Tierhaltung und der entsprechenden Anzahl geschlachteter Bio-Rinder und Bio-Schweine führen. Gleichzeitig steige die Nachfrage nach Bio-Fleisch und der gesellschaftliche Wunsch, die Nutztierhaltung deutlich und nachhaltig zu verbessern, so dass sich die Bio-Fleischproduktion in den kommenden zehn Jahren voraussichtlich verdreifachen werde. Die AöL nimmt die Situation der Bio-Schlachtbetriebe mit Sorge wahr. Vor diesem Hintergrund fordert die AöL die neue Bundesregierung daher auf, kleine und mittelständische Unternehmen zu fördern, um diese Schlacht und Zerlegebetriebe zu erhalten und ggfs. weitere Schlachthöfe in Regionen mit geringer Schlachthofdichte aufzubauen:
- für eine resiliente und regionale Versorgung,
- für kurze Transportwege für die Schlachttiere,
- für den Verbleib der Wertschöpfung in der Region. Aufgrund der aktuell sehr ungünstigen Rahmenbedingungen kleiner und mittelständischer Betriebe der Schlacht- und Zerlegebranche drängt nach Ansicht der AöL die Zeit. Dabei verweist sie auf die Lösungsansätze aus dem Branchengespräch Fleisch vom 26. Juni 2020 in Düsseldorf. In einem von den Landwirtschaftsministerinnen Klöckner (Bund), Heinen-Esser (Nordrhein-Westfalen) und Otte-Kinast (Niedersachsen) dazu damals verfassten Papier heißt es unter anderem:
„Wir werden uns einer verbesserten Förderung regionaler Erzeugungs-, Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen im Fleischbereich annehmen. Dies kann den Zusammenschluss von Erzeugern zur Bündelung ihres Angebotes bzw. der regionalen Vermarktung, aber auch den Aufbau und die Wiederbelebung regionaler Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen bedeuten. Damit tragen wir dem zunehmenden Wunsch der Verbraucherinnen und Verbraucher nach regionalen Erzeugnissen Rechnung und stärken die Krisenfestigkeit der heimischen Fleischerzeugung nachhaltig. Ziel muss es sein, die Zeiten für Tiertransporte zu verkürzen. Voraussetzung dafür ist eine regionalisierte Schlachthofstruktur.“ Die AöL erklärt, sie sei gerne bereit, an der Ausgestaltung von besseren Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten zur Stärkung der klein- und mittelständischen Schlacht- und Zerlegebetriebe mitzuwirken. Die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller e.V. (AöL) repräsentiert nach eigenen Angaben die Interessen der verarbeitenden Lebensmittelindustrie im deutschsprachigen europäischen Raum. Ihre über 120 AöL-Unternehmen, von klein- und mittelständischen bis hin zu international tätigen Betrieben, erwirtschaften einen Umsatz von über 4 Milliarden Euro mit biologischen Lebensmitteln.