USA: Bayer Sieg und Niederlagen in US-Glyphosat-Verfahren

Ein Hoffnungsschimmer für Bayer im jahrelangen Streit über den krebserregenden Unkrautvernichter Glyphosat - erstmals hat Bayer einen juristischen Sieg vor einem Geschworenengericht in Kalifornien/USA errungen. Die Mutter eines in den USA an Krebs erkrankten Kindes gibt die Schuld daran dem Unkrautvernichter Roundup – und damit Bayer. Nach mehreren Niederlagen in vorherigen Geschworenenprozessen befand das Kalifornische Gericht, dass das Mittel nicht die Ursache der Krebserkrankung des Jungen sei. 2016 wurde bei dem damals vierjährigen Ezra Clark das Burkitt-Lymphom, eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems, diagnostiziert. Seine Mutter führte die Krebserkrankung auf Roundup zurück, das sie über mehrere Jahre auf ihrem Grundstück versprüht hatte. Die Klagenden prüfen nun Berufung. Für Bayer ist es das vierte Urteil im Zuge der Klagewelle in den USA wegen Glyphosat. Bislang hat Bayer drei Verfahren in erster Instanz mit millionenschweren Schadenersatzzahlungen verloren und Berufung eingelegt. In nunmehr drei der Berufungsverfahren hat Bayer Niederlagen erlitten. So bestätigte das Gericht in San Francisco Anfang Oktober ein Urteil, wonach Bayer für Krebserkrankungen der Kläger Alberta und Alva Pilliod haften muss. 2019 hatte die Geschworenenjury den Konzern 2019 zunächst zu Schadenersatz- und Strafzahlungen von rund zwei Milliarden Dollar an das Ehepaar verurteilt. Später war der Betrag auf 86,7 Millionen Dollar (73,9 Millionen Euro) reduziert worden. Damit wurden drei Prozesse abschließend vor Gericht geklärt. Bei einem der Fälle reichte Bayer vor dem Obersten Gerichtshof der USA Berufung ein. Bayer hofft auf Annahme der Berufung und darauf, dass der Supreme Court ein anderes Urteil fällt. Das könnte im Laufe des kommenden Jahres erfolgen. Bayer hatte die Vorwürfe gegen Glyphosat stets zurückgewiesen und Glyphosat für sicher erklärt. Viele Kläger:innen berufen sich auf die Einschätzung der Krebsforschungsagentur IARC, die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört. Sie bewertete den Wirkstoff 2015 als "wahrscheinlich krebserregend". Bayerchef Baumann hofft auf eine Entscheidung zugunsten Bayers, denn das würde seiner Meinung nach mögliche künftige Rechtsstreitigkeiten beenden. Sollte Bayer beim Supreme Court eine Niederlage erzielen, plant Bayer ein Programm zum Umgang mit künftigen Ansprüchen aufsetzen, das voraussichtlich eine Laufzeit von 15 Jahren hat, denn der Konzern müsste sich dann auch langfristig noch auf mögliche Klagen von Glyphosatnutzern in den USA einstellen. Bayer hatte im Zuge der Klagen mehrere Anläufe für einen Vergleich genommen, diese wurde aber immer von den zuständigen Gerichten abgelehnt.
11.10.2021
Von: av

Der Unkrautvernichter Roundup von Bayer steht im Zentrum von Gerichtsverfahren in den USA. Foto: Mike Mozart / CC BY 2.0