Petition: Keine Meldepflicht für Saatgut-Engagierte!

Der Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V. hat eine Petition „Keine Meldepflicht für Saatgut-Engagierte!“ an die EU-Kommission initiiert und bittet um Unterstützung. Die EU will mit ihrer Pflanzenschutzverordnung die Ausbreitung von Schadorganismen eindämmen, indem sie es Pflanzenschutzämtern ermöglicht, überall nach Viren, Bakterien, Pilzen oder Insekten zu suchen - auch in Gärten von Vielfalts-Engagierten. Die EU hat vor einigen Jahren ein ausgeklügeltes Kontrollsystem in Kraft gesetzt. Derzeit bewertet sie ihre Bestimmungen in Bezug auf Webshops neu. Deswegen rufen Vielfalts-Engagierte die Öffentlichkeit zur Unterstützung auf. Eine allgemeine Kontrolle von Hobbygärten ist zwar nicht beabsichtigt. Aber ausgerechnet Personen, die die Vielfalt von Kulturpflanzen erhalten und über Webshops Gleichgesinnten anbieten, müssen sich registrieren. Dies dürfte die Mehrheit der Erhalter:nnen in den meisten EU-Ländern betreffen. Registrierte Personen und Organisationen müssen eine Reihe Verpflichtungen erfüllen, wie zum Beispiel: EU-Vorschriften kennen, Rückverfolgbarkeit gewährleisten und amtlich angeordnete Vernichtung von Pflanzen mit Schadorganismen durchführen. Sie können auch ein autorisiertes Unternehmen dafür bezahlen. Für einige Pflanzen, die besonders anfällig für bestimmte Schadorganismen sind, darunter Tomaten und Bohnen, müssen für jeden Webshop-Verkauf Pflanzenpässe ausgestellt werden. Das könnte zu erheblichen Schäden an der Vielfalt führen - der Preis für Vielfaltssaatgut würde sich erheblich erhöhen durch zusätzliche Verwaltungsarbeit und Kosten. Dafür haben die Erhalter:innen weder Zeit noch Geld. Dies könnte dazu führen, dass nur noch die wenigen Organisationen mit bezahltem Personal diese Arbeit leisten könnten. Damit würde die Vielfalt der Anbieter:innen und damit auch der Kulturpflanzen stark reduziert. Das lokale Engagement vieler Menschen für die Pflege der Sortenvielfalt muss eine gesellschaftliche Bewegung sein und bleiben. Es braucht viele Gärten mit vielen Menschen, die das lebendige, lokal angepasste Kulturerbe lieben, pflegen und weiterentwickeln und es der nächsten Generation übergeben. Wer würde sich engagieren, wenn teures Saatgut gekauft und eine amtliche Meldepflicht erfüllt werden müsste? Hier geht es zur Petition des Dachverbands an die EU-Kommission zum Unterschreiben und auch zum Kommentieren bis zum 25.11.2021.
04.10.2021
Von: av

Saatgut-Engagierte kümmern sich beispielsweise um die alte Apfelsorte Edelborsdorfer, seit 600 Jahren schorfresistent. Bildquelle: Petition/H.J. Bannier