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Marktanteil der 4 großen LEH- Konzerne bei 75% - Biohändler holen auf ++ Auch Lidl mit Schweinefleischaktionen ++ Schweineschlachtungen nur in Deutschland zurückgegangen – Exporte im Preiskampf

Marktanteil der 4 großen LEH-Konzerne bei 75% - Biohändler holen auf
Edeka bleibt Deutschlands größter Lebensmitteleinzelhändler. Mit einem Nettoumsatz von 55,7 Mrd. Euro bei 11.231 Verkaufsstellen liegt die LEH-Genossenschaft mit den Supermärkten Edeka, Marktkauf, Feneberg (ca. 40 Mrd.€) und dem Discounter netto (15 Mrd.€) weit vor der Schwarz-Gruppe (35 Mrd.€) mit Lidl (21,6 Mrd. bei 3200 Filialen) und Kaufland (13,4 Mrd. bei 677 Märkten). Erst nach Rewe (31 Mrd.€) kommt der oft als Branchenführer bezeichnete Aldi (Süd und Nord) mit zusammen 28,6 Mrd. €, wobei Aldi Süd mit weniger Filialen für 60% des Umsatzes steht. Aldi Süd ist auch der Umsatzmeister bezogen auf den Umsatz pro Quadratmeter Ladenfläche. Damit besetzen die großen Vier etwa 75% des stationären deutschen Lebensmitteleinzelhandels, wie die Lebensmittelzeitung auf Basis aktueller Zahlen des EHI-Handelsforschungs- und Bildungsinstituts für das Jahr 2020 berichtet. Mit großem Abstand folgen die Drogerieketten dm (7,3 Mrd.€ Umsatz) und Rossmann mit 6,3 Mrd. vor dem Discounter Norma und dem Drogeriehändler Müller. Weiter aufholen können die Großen des Biohandels. Dennree als Bio- Spitzenreiter belegt inzwischen Rang 19 mit 600 Mio. € Umsatz bei 350 Filialen. Direkt darauf folgt alnatura mit 470 Mio. € bei 137 Verkaufsstellen auf Platz 20. Auch andere Naturkosteinzelhändler haben es unter die ersten 30 geschafft. Auf Nr. 24 vorgerückt ist mit 198 Mio. € die Berliner Kette Bio-Company. Basic liegt noch auf Nr. 27 mit 140 Mio. €, hat aber inzwischen einige der 29 Läden abgegeben, u.a. an den Superbiomarkt aus Münster, der mit 65 Mio. und (noch) 24 Shops ebenfalls in den TOP 30 platziert ist. Wohlgemerkt: Dennree hat etwa 1% des Umsatzes von Edeka. Auch Lidl mit Schweinefleischaktionen
Nach Aldi will nun auch Lidl zusätzliche Schweinefleischaktionen in den Geschäften anbieten. Wie die Schwarz-Gruppe aus Neckarsulm ankündigte, soll kurzfristig in allen 3200 Lidl-Läden der Absatz von Schweinefleisch über (Billig-) Aktionen angekurbelt werden. Zugleich wolle man den Lieferanten Preise oberhalb der Notierung von 1,25 €/kg zahlen. Damit wolle man „in diesen herausfordernden Zeiten“ die Lieferanten und Hersteller besonders unterstützen und zum Abbau des aktuellen Überangebots beitragen. Das Unternehmen beziehe bereits Schweinefleisch für sein Eigenmarkensortiment mit Ausnahme internationaler Spezialitäten vollständig aus Deutschland. Die Aktionen seien ein wichtiger Schritt in der langfristigen Strategie von Lidl, die deutsche Landwirtschaft dauerhaft zu stärken. Gerade diese „Billigstrategie“ steht allerdings in der Öffentlichkeit unter erheblichen Vorbehalten. Eine Abkehr vom Billigfleisch sieht anders aus, kritisiert z.B. Greenpeace, auch wenn man die aktuelle Not durch den „Fleischstau“ verstehe. Auch andere Marktkenner befürchten, dass der Handel auf die alte Strategie der Lockangebote zurückfalle, wenn nicht eine zeitliche Befristung angegeben werde. Und die Aktionen nicht über den Preis zu verkaufen, würde nur die Margen der Händler auffüllen. Gegen die Kritiker wehrt sich die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN). Sie begrüßt die Ankündigungen der Discounter und wünscht sich mehr Beteiligung auch anderer LEH-Ketten. Absatzimpulse seien die wichtigste Akutmaßnahme. „Erst wenn es die hohen Kühlhausbestände nicht mehr gibt, wird es bei weiterhin rückläufigem Lebendangebot zu einer Marktentspannung kommen,“ argumentiert ISN-Geschäftsführer Staack. Er nennt dies „unkonventionelle Maßnahmen“, damit nicht Betriebe das Handtuch werfen. Der Marktbeobachter kann die Notfallsituation nachvollziehen. Aber für strukturelle Maßnahmen zum Abbau der Schweinebestände besonders in den Intensivregionen Nordwestdeutschlands fehlen die Vorschläge und eine Abkehr von der exportgetriebenen Preisführerschaft hin zu einer Qualitätsführerschaft traut man sich nicht, den Landwirten abzuverlangen. So wird die Marktentspannung nur auf Kosten der Schweinehalter gehen. Schweineschlachtungen nur in Deutschland zurückgegangen – Exporte im Preiskampf
In der EU sind die Schlachtungen von Schweinen in meldepflichtigen Schlachtunternehmen im ersten Halbjahr 2021 um 3,6% gestiegen. Nur in Deutschland sind sie um 2,6% auf 26 Mio. Tiere gesunken. In allen anderen relevanten Ländern sind sie angezogen, am stärksten in Spanien um 4,9% auf 28,8 Mio. Schweinen. Einen starken Zuwachs hatten auch Dänemark (+9,7%) die Niederlande (+9%), Belgien (+8,5%) und Polen (+6,9%). Dieser Steigerung entgegengesetzt verlief ein leichter Rückgang des Fleischverzehrs, so dass nur der Export eine Lösung versprach. Die Ausfuhren konnten auch im ersten Halbjahr um 16% erhöht werden, solange China bis zum Anschlag kaufte. Aber seit Mai gehen die Zahlen zurück. Peking erschwert die Importe und hat die Preise drastisch gesenkt, da man die Eigenproduktion deutlich ausgebaut hat und die eigenen gepuschten Großhaltungen nicht in Konkurs gehen lassen will. Besonders in Spanien macht sich diese Wende bemerkbar. Ihr Export in Drittländer stieg von Januar bis Juni noch um 47% auf über 1 Mio. Tonnen. Aber das ist jetzt vorbei. Seit Wochen fallen die Preise, weil die Läger überquellen. Man nähere sich dem niedrigen europäischen und deutschen Niveau an, heißt es unter Madrider Analysten, um den Deutschen auch auf dem europäischen Markt Paroli bieten zu können. Deutschland hat etwa die Hälfte der Drittlandsexporte verloren, aber die Ausfuhren in EU-Länder um 25% aufgestockt. Besonders nach Italien, Niederlande und Polen wuchsen die Geschäfte um 30 bis 50%. Es gelang jedoch nur durch Preisrabatte. Das können aber die großen EU- Schweineländer auch. Der Preiskampf ist weit geöffnet.