„Jeder Hof zählt, und deswegen zählt für uns jedes Zehntelgrad“ – bäuerliche Beteiligung am globalen Klimastreik von Fridays For Future

Unter den Mottos „Uproot the System“ und „Alle fürs Klima“ gingen beim globalen Klimastreik von Fridays for Future am 24. September weltweit Menschen für Klimagerechtigkeit auf die Straße. Über 400 Demonstrationen gab es allein in Deutschland, mit insgesamt – so die Zahlen der Klimabewegung – 620.000 Demonstrant*innen, davon 100.000 in Berlin. In Deutschland war der Streik thematisch stark auf die Bundestagswahl ausgerichtet. „Wir machen die Wahl zur Klimawahl“ war das Ziel des Kokreises aus zivilgesellschaftlichen Verbänden – darunter der AbL – der den Streik mit einer großen Mobilisierungskampagne unterstütze. Bäuerliche Beteiligung
Unter den Demonstranten*innen waren bundesweit auch viele Bäuerinnen und Bauern der AbL, die sich für Klimaschutz in der Landwirtschaft einsetzten. In Berlin hielt Xenia Brand, Klimareferentin der AbL eine Rede, in der sie auf die dramatischen Folgen der Klimakrise für die Landwirtschaft hinwies. „Ich stehe hier stellvertretend für die vielen tausend Bäuerinnen und Bauern, die in den Jahren 2018, 2019 und 2020 unter einer dramatischen Dürre gelitten haben. Denen die Ernten vertrocknet sind, die auf Grund von Futtermangel nicht mehr wussten, wie sie ihre Tiere füttern können, oder deren Wälder durch die Trockenheit und den Borkenkäfer gestorben sind. Noch im April dachten wir, auch dieses Jahr würde wieder eine Dürre bringen. Stattdessen lernten wir die Unversehrbarkeit der Klimakrise mit ihren dramatischen Wetterkapriolen kennen. Durch Spätfröste erfroren in einigen Regionen die Obstblüten, was die Obsternte ­­ beeinträchtigt. Und weil es ständig nass war, wussten viele Bäuerinnen und Bauern nicht, wann sie Heu machen, oder ihr Getreide ernten können. Parallel beginnt die Aussaat für die Ernte nächstes Jahr. Doch was erwartet uns? Wieder eine Dürre? Oder wieder so viel Regen? Die Klimakrise trifft uns Bäuerinnen und Bauern ins Mark, und dass in einer Zeit, in der viele von uns sowieso schon um ihre Existenz kämpfen. Sie beschleunigt das Höfesterben, welches in den letzten 20 Jahren einen Verlust von fast der Hälfte der Höfe in Deutschland bedeutete. Das nehmen wir nicht hin! Jeder Hof zählt, und deswegen zählt für uns jedes Zehntelgrad.“ Sie betonte, dass die Reduzierung der Emissionen aus der Landwirtschaft eine große gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. Von der neuen Bundesregierung forderte sie die Honorierung von Klimaschutzleistungen in der Landwirtschaft, die Unterstützung der Betriebe beim Umbau hin zu einer tierwohlgerechteren und klimaschonenden Tierhaltung sowie den Einsatz für faire Preise. „Wer jetzt als Jungbäuerin einen Hof übernimmt, beweist damit großen Mut und die Hoffnung auf das Einhalten von Klimaschutzzielen. Damit wir auch morgen noch viele Höfe sind, die klimaschonend gute Lebensmittel erzeugen. Deswegen kämpfen wir gemeinsam mit euch für global gerechten und generationengerechten Klimaschutz“, führte Brand weiter aus. Auch die schwedische Fridays For Future-Initiatorin Greta Thunberg kam zum Streik nach Berlin. Sie wies in ihrer Rede darauf hin, dass Deutschland einer der größten „Klima-Bösewichte“ sei. Man könne sich aus der Krise nicht „herausinvestieren, bauen oder kaufen“, so Thunberg. „Und je länger sie so tun, als könnten wir die Krise innerhalb des heutigen Systems lösen, desto mehr Zeit verlieren wir.“
27.09.2021
Von: xb

Unter den 100.000 Menschen beim Klimastreik in Berlin waren auch Vertreter:innen der AbL, im Foto an den Plakaten (v. li.): Xenia Brand, Tim Carlo Bettermann und Kore Brand. Fotos: Iris Kiefer/Alexander Puell