Jeder Hof zählt – für die männlichen Kälber in der Milchviehhaltung

Der Hof Stolze Kuh öffnete seine Tore für interessierte Bäuerinnen und Bauern, um in einem Praxisdialog die Vorteile der kuhgebundenen Kälberaufzucht zu diskutieren.

Jeder Hof zählt. Und für die männlichen Kälber in der Milchviehhaltung zählt jeder Hof, der beginnt und Lösungen dafür findet, diese aufzuziehen. Das ist gegenüber der Mutterkuhhaltung und der gängigen Praxis, diese Lebewesen 14 Tage nach der Geburt auf den LKW des Viehhändlers zu verladen, sehr schwierig.

Bei der Veranstaltung zur kuhgebundenen Kälberaufzucht im Osten wurde das von allen Anwesenden betont. Wenn die Kälber Milch direkt aus dem Euter trinken, gehen locker 15 Liter am Tag weg, im Gegensatz zu 9 Litern für 100 Tage im üblichen Nuckel-Eimer-Prinzip. Das macht für die sowieso schon knappen Kalkulationen der Milchviehbetriebe einen gehörigen Unterschied.

Demgegenüber steht, dass es mehr Freude bereitet, Tiere beim Nuckeln am Euter zu beobachten, anstatt Nuckeleimer zu spülen. Das soziale Lernen der Tiere und die verbesserte Gesundheit, sowie die guten Zunahmen, stehen außerdem auf der Seite der Vorteile.
Es ist nicht leicht, ein System zu praktizieren, das eigentlich für Säugetiere und die Überproduktion in Deutschland logisch wäre, was die Verbraucher:innen sich auch wünschen, wenn die Vermarktung jedoch nicht zieht, bleibt es Idealismus.

Es war sehr ermutigend, von den schon laufenden Beispielen aus ganz Deutschland zu hören, wo Kälber an Kühen aufgezogen und gemeinschaftlich beworben vermarktet werden. Durch die Interessengemeinschaft Kuhgebundene Kälberaufzucht e.V. wurden klare Kriterien benannt, wie die Aufzucht mindestens ablaufen muss.


Auf der Weide der Stolzen Kühe bekamen alle Teilnehmenden abschließend ein Bild davon, wie anders Landwirtschaft aussehen kann und welche komplizierten Systeme wir Menschen uns und den Tieren erschaffen haben.

24.09.2021
Von: Anja Hradetzky

Foto: Schweisfurth Stiftung