Was wird aus Tönnies?

Seit Monaten kursieren immer wieder Informationen und Gerüchte, dass der deutsche Führer der Fleischbranche Tönnies in Rheda- Wiedenbrück (7,3 Mrd. € Umsatz) verkauft werden soll. Die Spekulationen haben diese Woche neue Nahrung bekommen, seit durch Informationen des „Handelsblatts“ bekannt wurde, dass nach den Sondierungen durch die Investmentbank Goldman Sachs für einen Verkauf nur zwei Interessenten übriggeblieben sind. Der brasilianische Weltmarktführer JBS und der taiwanesische Lebensmittelkonzern Uni-President bekommen nun über den Sommer Gelegenheit zur Einsicht in die Bücher, um danach ein konkretes Angebot abzugeben. Bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück will man sich zu der Meldung nicht äußern. Das Unternehmen ist seit Jahren gekennzeichnet vom Zerwürfnis zwischen den beiden Inhaberfamilien. Clemens Tönnies hält 45% der Firma, sein Sohn Maximilian 5% und der Neffe Robert 50% (Sohn des Mitgründers Bernd). Damit stehen sich die beiden Familienteile gleichwertig gegenüber. Clemens Tönnies beteuert immer wieder, nicht verkaufen zu wollen, während der Neffe wohl die New Yorker Börse eingeschaltet hat. Ob der Verkauf nur einer Hälfte überhaupt möglich ist, wird geprüft.
Die brasilianische JBS ist nach Angaben der Lebensmittelzeitung mit umgerechnet 41 Mrd. Euro Jahresumsatz einer der größten Fleischverarbeiter der Welt. In Europa ist JBS mit der Tochter Moy Park unterwegs, die hauptsächlich Geflügelfleisch produziert. Die Brasilianer wollen sich nach eigenem Bekunden in Zukunft globaler aufstellen und ihr Geschäft in weiteren Teilen der Welt ausbauen, u.a. in China, den USA und Europa.
Uni-President Enterprises ist ein Lebensmittelkonglomerat mit Sitz in Tainan, Taiwan. Es ist das größte Lebensmittelproduktionsunternehmen in Taiwan mit umgerechnet 13,6 Mrd. Euro Jahresumsatz. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt bei Milchprodukten, Snacks und Getränken. Landwirte verbinden mit den Gerüchten die Sorge, dass beim größten deutschen Schlachthofkonzern künftig ausländische Interessen den Ausschlag geben könnten.
19.07.2021
Von: hg

Aktuell bekommt der Begriff "Werksverkauf" auf dem Schild vor dem Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück eine ganz neue Bedeutung. Foto: FebL