Meldungen von Märkten aus aller Welt

+ EU- Schweinefleischexporte boomen – aber nicht aus Deutschland + Neuseeland kündigt höhere Milchpreise an + Streitschlichtung um Milchprodukte zwischen USA und Kanada + US- Schweinehalter gegen langsamere Schlachtbänder

EU- Schweinefleischexporte boomen – aber nicht aus Deutschland
Die Schweinefleischausfuhren der EU haben im ersten Quartal 2021 um 30% zugelegt und den Exporteuren gut 3,44 Mrd. Euro in die Kassen gespült. Gegenüber 2019 stieg der Exporterlös gar um 56%. Mit Abstand größter Kunde ist weiterhin China. Obwohl gern behauptet wird, nach China würden doch nur Nebenprodukte wie Köpfe, Ohren und Schwänze verkauft werden, die in Deutschland und Europa niemand wolle, erzielte der Verkauf einen Wert von 2 Mrd. €. Menge und Werterlös nach China liegen gleichauf bei je 60%. Wegen der dortigen Afrikanischen Schweinepest (ASP) ist auch der Absatz nach Philippinen, Vietnam und Hongkong drastisch gestiegen, erzielen trotzdem zusammen nur 20% des Chinageschäftes. Größter EU- Exporteur ist inzwischen nicht mehr Deutschland, sondern mit Abstand Spanien mit fast 40% (620.000 Tonnen) und einem Zuwachs von 75%. Die deutschen Ausfuhren sanken um 52% auf 135.000 Tonnen. Wegen der Beschränkungen durch die hiesige ASP fielen sie auf Platz 4 hinter Dänemark und Niederlande zurück, die die deutschen Ausfälle nutzten und um ca. 30% zulegten. Immerhin hat der Boom auch zu höheren Schweinepreisen in Spanien und Dänemark geführt. Die niederländischen Konzerne, allen voran Branchenführer Vion, orientieren sich an den schlechteren deutschen Preisen und kassieren. Neuseeland kündigt höhere Milchpreise an
Für die kommende Saison 2021/2022 dürfen Milcherzeuger auf hohe Auszahlungspreise hoffen. Leider gilt diese Prognose nicht für die deutschen Milcherzeuger, sondern für Neuseeland. Die wichtigste Molkerei des Weltmarktes, die neuseeländische Fonterra mit über 9 Mrd. € Umsatz und 90% Export vor allem nach China und in den entscheidenden asiatischen Raum, hat nicht nur für 2020/ 2021 einen Gewinnsprung von 60% nach Steuern angekündigt, sondern auch den bisher höchsten Eröffnungsmilchpreis für die beginnende Milchsaison. Er liegt um 15% über Vorjahr. „Die weltweite Nachfrage nach Milchprodukten wächst weiter,“ so Fonterra-Chef Miles Hurrel. Besonders aus China kommen viele Anfragen, da sich die Wirtschaft dort stark erhole. „Unser herausragender Performer ist weiterhin China.“ Nicht nur der Absatz wachse, sondern auch die Bruttomargen seien gestiegen. Streitschlichtung um Milchprodukte zwischen USA und Kanada
Erstmals wird es im Freihandelsvertrag zwischen USA, Kanada und Mexiko (USMCA, vorher Nafta) zu einem Streitschlichtungsverfahren kommen, berichtet Agra-Europe. Die USA hat es einberufen, weil es sich bei kanadischen Milchzollkontingenten benachteiligt fühlt. Laut US-Landwirtschaftsminister Vilsack wolle der US-Milchsektor die Vorteile des Vertrages voll ausnutzen. Vorgesehen ist im Vertrag, dass den US-Milchverarbeitern über Importquoten ein eingeschränkter Zugang zum sonst weitgehend abgeschotteten Markt in Kanada gewährt wird. Die kanadischen Milchbauern hatten dem Vertrag nicht zugestimmt, da Kanada ein stabiles und funktionierendes Quotensystem seit vielen Jahren etabliert hat. Nun können die USA 14 Produkte wie Milchpulver, Sahne, Eis oder Käse billiger dorthin exportieren. Kanadas Regierung sieht sich aber „in voller Übereinstimmung“ mit dem Abkommen und reagiert „mit Enttäuschung“. Ende November soll der Abschlussbericht der Schlichter vorliegen. US- Schweinehalter gegen langsamere Schlachtbänder
In den USA soll die zulässige Höchstgeschwindigkeit der Schlacht- und Zerlegebänder für Schweine gedrosselt werden. Das Landwirtschafts-ministerium (USDA) hat die Schlachtunternehmen informiert, dass sie nicht mehr als 1.106 Schweine in der Stunde verarbeiten dürfen. Grund ist ein Gerichtsurteil, dass eine zu hohe Geschwindigkeit die Arbeits- und Lebensmittelsicherheit gefährde. Nachdem die Trump-Administration 2019 die zulässige Bandgeschwindigkeit erhöhte hatte, urteilte jetzt ein Gericht und gab den Unternehmen und Behörden bis Ende Juni Zeit zur Umstellung. Eine Verlangsamung der Schlachtlinien, so berichtet Agra-Europe, würde nach Expertenmeinung vor allem einige der größten Fleischkonzerne treffen, die auch gleich davor warnten, dass dies 80.000 Schweine (=2,5%) wöchentlich weniger Kapazität und höhere Kosten bedeute. Sie forderten das Ministerium auf, Berufung einzulegen. Dagegen feierten die Gewerkschaften das Urteil als Sieg für Amerikas wichtige Arbeiter, die in der Pandemie jeden Tag ihre Gesundheit und Sicherheit gefährdeten, um Lebensmittel auf den Tisch zu bekommen. Sie betonten, dass „die Gewinne nicht vor und über die Arbeiter gestellt“ werden dürfen. Interessanterweise schlägt sich der nationale Verband der Schweinehalter auf die Seite der Schlachtkonzerne und spricht von „katastrophalen Folgen“ für die Landwirte. Gestützt auf eine „wissenschaftliche“ Studie beklagen sie die Verringerung der Wettbewerbsfähigkeit und von Marktmöglichkeiten, die das Leben vieler, besonders kleiner Schweinezüchter verschlechtere, weil Absatzschwierigkeiten absehbar seien. Außerdem träfe es besonders Arbeitsplätze in ländlichen Regionen, wenn wegen der geringen Aktivität Mitarbeiter entlassen würden. Der Marktbeobachter meint, dass die Argumentation des Schweinehalterverbandes schon peinlich ist, sich völlig einseitig auf die Seite der Schlachtkonzerne und gegen die „Arbeits- und Lebensmittelsicherheit“ zu stellen und zugleich die Probleme kleiner Erzeuger und ländlicher Schlachthöfe vorzuschieben. Und das in einer Zeit historisch hoher Schweinepreise von über 2 Euro/kg.
31.05.2021
Von: hg

Ein Fonterra-Tankwagen auf dem Weg zu höheren Milchpreisen? Foto: Fonterra