Meldungen von Märkten, Handel und Vermarktern

+ Milchpreisverhandlungen strittig + Leere Auftragsbücher bei Stallbaufirmen + Ritter Sport scheitert mit Bio-Schokolade

Milchpreisverhandlungen strittig
Kaum haben die Bäuerinnen und Bauern ihre Trecker in die Scheunen gefahren, schon ist es zu Ende mit der Freundschaft Landwirtschaft und Lebensmittelhandel. Aktuell geht es um neue Trinkmilch- Kontrakte für den Zeitraum 1. Mai bis 31. Oktober. Nun haben die großen Händler den Stichtag verstreichen lassen, ohne einen Abschluss für Trinkmilch zu machen. Da der jetzige Preis niedrig ist und mit weltmarktbedingten Steigerungen gerechnet wird, ist jede Verzögerung Geld wert. Denn seit Monaten stehen die Zeichen auf Preiserhöhungen. Die EU- Milchanlieferung liegt unter Vorjahr, die Weltmarktpreise steigen wegen der Nachfrage aus China und der Rohstoffwert für die wertgebenden Artikel Butter und Magermilchpulver ist seit letztem Jahr um 34% gestiegen. Aber die Erzeugerpreise stagnieren, in Nord- und Westdeutschland sinken sie sogar. Bisher sperren sich die Molkereien, die verbesserten Erlöse weiterzugeben. Und der Handel setzt sich obendrauf. Während er im letzten Jahr die sinkenden Butterpreise sofort einforderte, lässt er nun seine Muskeln spielen. Auch der neue Butterkontrakt mit leicht gestiegenen Preisen ist nur für einen Monat gültig. Die LsV-Milchbauern haben bei ihren Gesprächen mit den Handelskonzernen u.a. gefordert, bei den Verhandlungen anwesend zu sein. Das wurde von den Molkereikonzernen natürlich abgelehnt. Aber es wäre doch mal einen Versuch wert. Die protestierenden Schweinebauern haben bei Lidl, Netto und Rewe auch ein paar Millionen „Solidaritätsbonus“ herausgeholt, wenn auch nur vorübergehend. Einen solchen „Deutschlandbonus“ will der Deutsche Bauernverband in einer Grundgesetzänderung verankern. Danach soll die Ernährungssicherung als weiteres Staatsziel aufgenommen werden. Der Vorsitzende des Milchverbandes Stahl hält von „Deutschland first“ wenig. Mehrwert entstehe nicht, wenn ich eine deutsche Flagge auf das Produkt klebe. Leere Auftragsbücher bei Stallbaufirmen
Auch Stallbaufirmen hoffen auf die schnelle Umsetzung der Borchert-Vorschläge. Das angesehene Unternehmen „Hölscher und Leuschner“ aus dem Emsland hat fast 1.000 Ställe in den letzten Jahrzehnten gebaut, schätzt der Geschäftsführer Richard Hölscher. Das sei Geschichte. „In unserem Auftragsbuch steht derzeit kein einziger konventioneller Stall,“ verriet er der Osnabrücker Zeitung, nur ein Abferkelstall für Bio sei in Arbeit. Über 70 Arbeitsplätze seien in Gefahr. Er habe 2018 einen Auftragsrückgang von 90% verzeichnet. „Das ist ein Erdrutsch.“ Ursache seien die fehlenden Vorgaben der Politik für den Stall der Zukunft. Zwar gäbe es mit dem Förderprogramm für die Sauenhaltung einzelne Anfragen potenzieller Bauherren, aber „Aufträge haben wir noch nicht.“ Grund sei nicht nur die Preissituation nach den Coronaausbrüchen auf den Schlachthöfen und dem Exportverbot nach China wegen der Afrikanischen Schweinepest, sondern vor allem die Unsicherheit über die Zukunft. „Bei jedem Landwirt, mit dem ich spreche, ist angekommen, dass sich die Tierhaltung wandeln muss. Das ist in der Politik und in der Branche Konsens,“ ist sein Eindruck. Ein Konzept liege auch vor, aber es fehle der Wille, es umzusetzen. Solange wird es keine Investitionen in neue Ställe geben - und für Stallbauer und Bauern heißt es warten. Ritter Sport scheitert mit Bio- Schokolade
Der Biomarkt boomt. Ständig werden neue Marktrekorde gemeldet - bei Molkereiprodukten, Fleisch, Obst und Gemüse usw. Bio boomt im Einzelhandel, aber auch im Naturkostbereich. Wer 2020 keine zweistelligen Wachstumsraten vorweisen kann, muss sich schon rechtfertigen. Aber nicht allen bringt Bio einen Segen. Der Schokoladenhersteller Ritter Sport sieht im Verkauf von Bio- Schokolade kein attraktives Geschäftsmodell. Bio sei bei ihm „gescheitert“, stellt der Chef Alfred Ritter im „Spiegel“ fest. Jahrelang habe er eine Bio- Schokolade gepuscht und immer wieder seine Marketingabteilung damit gequält. „Am Ende haben wir aufgegeben. Die Leute haben einfach gesagt: Bio ist zu teuer, schmeckt nicht, ist was für Menschen mit kratzigen Pullis und Birkenstock-Sandalen.“ Ein konsequentes Umstellen der Produktion auf Bio hätte bedeutet, „die Hälfte der Belegschaft zu entlassen,“ so Ritter. Stattdessen setzt die Firma nun weiter auf Palmöl als Zutat und Plastikverpackungen. So einfach ist das. Schuld ist der „haltlose“ Verbraucher. Alle Untersuchungen zeigen, dass der typische Bio-Kunde heute weder Birkenstock noch Kratzpullis trägt – außer bei Ritter Sport? Die Fachzeitschrift „Schrot und Korn“ meldet, dass der Verkauf von Bio-Schokolade im Naturkosthandel 2020 um 39% gestiegen ist. Auch beim Ranking für nachhaltige Kakaoproduktion rangiert Ritter nur im oberen Mittelfeld. Marktbeobachter stellen sich die Frage, ob vielleicht auch Managementfehler eine Rolle spielen könnten.
10.05.2021
Von: hg

Stallbaufirmen verzeichnen leere Auftragsbücher. Bildquelle: Hölscher+Leuschner