Meldungen von Märkten, Handel und Vermarktern

Große Unruhe auf Fleisch- und Getreidemärkten und ruinöse Milchpreise So charakterisieren Marktbeobachter die aktuelle Lage auf den verschiedenen Erzeugermärkten. Der Schweinepreis kommt weiterhin nicht zur Ruhe. Nach dem Rekordhoch Anfang 2020 bis zu 2,00 €/kg, dem coronabedingten Absturz im Sommer auf 1,47 €/kg, dem Niedergang wegen der Afrikanischen Schweinepest im September auf 1,20 €/kg mit dem anschließenden „Schweinestau“ von November bis Februar hatte sich im März/ April der Schweinepreis überraschend schnell auf 1,50 €/kg erholt. Der Rückgang diese Woche auf 1,42 €/ kg zeigt die Unsicherheit. Während die Erzeuger auf den fortgesetzten Rückgang der wöchentlichen Schlachtungen um ca. 50.000 gegenüber Vorjahr verweisen, spricht die Schlachtindustrie vom schleppenden Absatz, vom fehlenden Grillwetter und besonders von der Exportsperre nach China. Dieser nach wie vor attraktive Vermarktungsweg lohnt sich für Exportländer wie Spanien, Dänemark und USA (der Schweinepreis in den USA liegt aktuell über 2 €/kg nach 0,60 € im letzten Sommer), aber eben nicht für die ASP gesperrten deutschen Ausfuhren. Übrigens ist in China der Schweinepreis, ein nationaler Anzeiger des Konsums, seit Anfang Februar um 35% gefallen – ein Zeichen dafür, dass die Inlandsproduktion angesprungen ist. Überraschend positiv haben sich die Rinderpreise in den letzten Wochen entwickelt. Über Monate waren sie ab Coronabeginn im März 2020 gefallen. Begründet wurde es seitens der Schlachthöfe mit den drastisch gesunkenen Absatzzahlen in der Gastronomie und im Außer- Haus- Verzehr wegen des Lockdowns. Schließlich sei Rindfleisch ein Produkt für Restaurants und Kantinen. Nun zeigen die Rinderpreise seit November nach oben – trotz geschlossener Gastronomie. Selbst nach Ostern – normal fallen dann die Umsätze – ist der Preis stabil bis leicht steigend. Aber von schwarzen Zahlen sind die Bullenmäster nach dieser langen schlechten Zeit immer noch entfernt. Einen minimalen Hoffnungsschimmer bilden die zugleich gestiegenen Kuhpreise für die Milchviehhalter. Der Milchpreis selbst ist weiterhin ruinös. Die Preise für Grundfutter, Silagen und Heu steigen nach den Trockenjahren drastisch an. Die Kraftfutterpreise kennen nur den Weg nach oben. Andererseits liegen die Weltmarktpreise für Butter und Milchpulver deutlich über Vorjahr. Alle Indikatoren sprechen für höhere Milchpreise. Aber auch im März hat sich der Milchpreis kaum bewegt. Die großen Molkereien (auch Genossenschaften) zahlen um die 30 ct/kg (DMK, Hochwald). Die in Norddeutschland wichtige dänische Großmolkerei Arla berechnet nur 28,5 ct/kg. Im Süden sind die Preise wie immer etwas höher, aber auch kaum beweglich. Selbst der mit den Genossenschaften verbandelte Bauernverband kann das den Milchbäuerinnen und –bauern nicht mehr erklären. Nun verspricht man 2 bis 3 Cent im Sommer. „Viel zu wenig“ urteilen die Organisationen des Milchdialogs. Die Lage auf den Milchviehbetrieben ist äußerst gespannt. Das kann nicht mehr lange so weitergehen, urteilen selbst Marktbeobachter. Der Getreidemarkt befindet sich dagegen weiterhin in einer Boomphase. Weizen, Mais und Soja werden auf den internationalen Märkten gehandelt wie in Krisenzeiten. Auf den realen Märkten, aber auch auf den Terminmärkten in Chicago und Paris erleben die Preise einen kräftigen Schub – inzwischen auch schon für die neue Ernte. Weizenpreise von 21 €/dt oder 20 € für Gerste und Triticale gab es schon lange nicht mehr. Im September 2020 lag Weizen bei 17 €, Gerste und Triticale bei 16 €. Körnermais stieg in dieser Zeit von 18 € auf fast 23 €. Raps explodierte geradezu von 36 € auf knapp 50 €/dt. Gestützt wird diese Entwicklung durch die starke Nachfrage aus China. Deren Importe stiegen im ersten Quartal stark an, weil nach der katastrophalen Schweineseuche mit 300 Millionen (!) toten Tieren der Schweinebestand wieder aufgefüllt wird. Nach offiziellen chinesischen Zahlen haben sich die Sojaimporte allein im März gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. Auch die Maiseinfuhren steigen laut der US- Marktbehörde um 100% auf eine Rekordmenge von 24 Mio. Tonnen für 2021. In China wird wegen der hohen Preise Mais oft durch Weizen im Viehfutter ersetzt, was aber den Preis für Nahrungsweizen in die Höhe treibt. Aber neben dem Nachfragesog aus China haben wie immer die Wetterkapriolen und der nahende oder aktuelle Klimawandel einen großen Einfluss auf das Marktgeschehen. Hauptanbaugebiete für Weizen in USA und Kanada sind von einer anhaltenden Trockenheit bedroht. In USA wie in Frankreich kommt eine Kältewelle hinzu, die die Wintersaaten geschädigt hat. Auch bei Mais und Soja wachsen in den USA die Sorgen auf eine gute Ernte. In Brasilien herrscht eine ausgeprägte Trockenheit, die den Saatzeitpunkt verzögert hat. Marktexperten sagen ein turbulentes Jahr mit vielen Unsicherheiten, aber wahrscheinlich hohen Preisen voraus. Das freut die Ackerbauern, aber es belastet die Tierhalter weiterhin über Gebühr. Ohnehin ist der Futterpreis zu einem bedeutenden Faktor in ihren Einkommensberechnungen geworden. Es kommt jetzt darauf an, ob man die gestiegenen Kosten an den Handel weitergeben kann. Geschenkt werden die Bauern es nicht bekommen.
26.04.2021
Von: hg

Der Getreidemarkt befindet sich weiterhin in einer Boomphase. Foto:FebL