Auch Handel bekennt sich zum Agrardialog

Anfang März verkündeten der Handelsverband Deutschland e. V. (HDE), der Deutsche Bauernverband e. V. (DBV) sowie der Deutsche Raiffeisenverband e. V. (DRV) in einer gemeinsamen Erklärung als Gründer und zukünftiger Träger „die Einrichtung einer ‚Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft‘ (Koordinationszentrale) zur grundlegenden Verbesserung der Zusammenarbeit in der Lieferkette“. Das sorgte bei etlichen Akteuren in der Wertschöpfungskette für Überraschung bis hin zu Verärgerung, befinden die sich doch bereits seit Wochen in einem konstruktiven Agrardialog zwischen Handel (unter anderem dem Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels - BVLH) und Landwirtschaft, allerdings ohne Bauernverband und Raiffeisenverband. In der gemeinsamen Erklärung zur Gründung der Koordinationsstelle heißt es: „Die Kernelemente des Konzeptes wurden am 02. Februar 2021 durch den Präsidenten des HDE, Herrn Josef Sanktjohanser, und den Vorstandsvorsitzenden der EDEKA Zentrale und Vizepräsident des HDE, Herrn Markus Mosa, die im Vorfeld vom Präsidenten des BVLH, Herrn Friedhelm Dornseifer sowie den Vorständen der vier Handelsgruppen ALDI, Schwarz-Gruppe, EDEKA und Rewe mandatiert wurden, in einem Ministergespräch vorgestellt. Die Überlegungen des Handels stießen bei Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner auf positive Resonanz. Beide Minister unterstützen den Vorschlag ausdrücklich. Die Präsidenten des DBV und des DRV, Herr Joachim Rukwied und Herr Franz-Josef Holzenkamp, befürworten das Konzept sowie die zügige Gründung der Koordinationszentrale. Sie sichern ihre aktive Teilnahme zu.“ Weitere Verbände/Organisationen sollen laut Erklärung hinzugezogen und eingebunden werden. Nach Veröffentlichung der Erklärung teilte der BVLH mit, dass er den Agrardialog weiterführen werde, wie die Lebensmittelzeitung (LZ) berichtet. Das gelte für den Verband selbst, sowie Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl und Rewe. Die Arbeitsgruppen würden in der kommenden Woche erneut tagen, Unternehmen und Verbände der Verarbeitungswirtschaft in Kürze in die Gespräche eingebunden werden. Gleichzeitig erneuerten die Handelsunternehmen und der BVLH in ihrer Mitteilung ihr Angebot an den Deutschen Bauernverband, sich am Agrardialog zu beteiligen. "Der Agrardialog und die zentrale Koordinationsstelle sollen sich ergänzen – beide Initiativen eint das Ziel, die Landwirtschaft in Deutschland zu stärken", erklärt eine Sprecherin der Rewe Group gegenüber der LZ. "Diese ambitionierte Aufgabe gelingt nur, wenn alle Beteiligten ihre Kräfte bündeln und gemeinsam an einem Strang ziehen." Die Rewe stehe zu ihren Zusagen und werde die konstruktiven Gespräche mit den Landwirten fortführen. "Vielleicht müssen wir den Druck der Straße wieder erhöhen", überlegt laut LZ der Landwirt Tilo von Donner, der ebenfalls am Agrardialog beteiligt ist und erklärt: "Der Bauernverband steht für die exportorientierte Agrarindustrie. Es wird den Landwirten nicht helfen, wenn wir nun einer Koordinationszentrale zuarbeiten sollen, in der der Bauernverband mitwirkt". Auch von mehreren Händlern, die sich seit Wochen im Agrardialog engagieren, heißt es laut LZ, dass Verhältnis der beiden Gesprächsformate müsse zunächst noch geklärt werden.