Großbritannien will neue Gentechnik deregulieren

Schon zu EU-Zeiten war die britische Regierung Agro-Gentechnik gegenüber aufgeschlossen. Nach dem Brexit will sie anscheinend keine Zeit verlieren, ihr Gentechnikrecht neu zu gestalten. Dazu hat das britische Umweltministerium DEFRA Anfang Januar 2021 eine öffentliche Konsultation gestartet. Der Vorschlag, der bis Mitte März kommentiert werden kann, sieht vor, sämtliche GVO vom Gentechnikrecht ausnehmen, die durch die neuen Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas erzeugt worden sind – aber auch durch konventionelle Züchtung hätten entstehen können. Das Ministerium erhofft sich nach der Auswertung der Antworten eine Gesetzesänderungen innerhalb von ein bis zwei Jahren. Die Befragung wird nicht nur in England, sondern auch in Wales, Schottland und Nordirland durchgeführt, obwohl die Änderungen des Gentechnikrechts nur in England gelten sollen. Entsprechend rufen Schottland, Wales und Nordirland zur Beteiligung auf, da diese Gentechnik-kritisch sind. Sie hatten bspw. 2015 Gentechnik-Anbauverbote in ihrem Land durchgesetzt. Jetzt sehen sich die Länder durch die Londoner Pläne angegriffen und befürchten, dass sie ggf. gezwungen werden könnten, die Vermarktung, den Verkauf und den freien Verkehr von GV-Lebensmitteln zu akzeptieren, wenn England seine Gesetze tatsächlich ändert. Nordirland aber wird dem EU-Binnenmarkt angehören, so dass englische Waren die EU-Standards einhalten müssen. Entsprechend bräuchten alle GVOs eine EU-Zulassung. Der schottische Landwirtschaftsminister Ben Macpherson kündigte bereits an: "Wir werden den Status Schottlands als gentechnikfreies Land beibehalten."