Gentechnisch verunreinigte Maissamen verkauft und angebaut

Ein deutscher Saatguthändler hat rund 13 Millionen gentechnisch verunreinigte Mais-Samen eines US-Herstellers in mehrere Bundesländer und sechs weitere europäische Länder verkauft. Zum Teil wurden sie bereits ausgesät. Deutsche Behörden wurden erst durch ungarische Kontrolleure auf den Fall aufmerksam. Weder sie noch der Saatguthändler selbst hatten die Verunreinigung bemerkt. Das teilt der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) mit. In mehreren deutschen Bundesländern war der mit rund 0,1 Prozent zweier gentechnisch veränderten Maisevents von Bayer/Monsanto verunreinigte Zuckermais der Sorte „Sweet Wonder“ bereits angebaut worden. Als erstes war Anfang Juni ein Fall in Baden-Württemberg bekannt geworden, weitere Lieferungen des Saatguts gingen nach Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und wurden dort auch ausgesät. Mehrere betroffene Äcker wurden bereits umgepflügt. Die zuständige Bundesbehörde, das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) teilte auf Anfrage des Informationsdiensts Gentechnik mit, dass die niedersächsische Firma Agri-Saaten Mais aus der verunreinigten Charge nach bisherigem Kenntnisstand auch nach Belgien, Frankreich, Litauen, Polen, Portugal, Spanien und Russland geliefert habe. Die Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen. Ob auch in diesen Ländern bereits Samen des verunreinigten Zuckermais und damit höchstwahrscheinlich auch Gentechnik-Mais gepflanzt wurde, ist noch nicht bekannt. Der Anbau der beiden gentechnisch veränderten Maisevents ist in Europa nicht erlaubt. Als Lebens- und Futtermittel dürfen sie aber seit rund zehn Jahren importiert werden. „Es ist gut, dass die Behörden schnell und umfassend reagiert haben, nachdem der Fall via Ungarn bekannt wurde“, kommentiert VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting. Es sei aber andererseits alarmierend, dass den deutschen Prüfern die Verunreinigung bei ihren Kontrollen vollkommen entgangen sei. „Es besteht offenbar Nachholbedarf im Kontrollsystem. In den USA, Kanada und Südamerika sind Gentechnik-Pflanzen weit verbreitet, deshalb ist eine Verunreinigung dort sehr wahrscheinlich. Darum müssen die Überprüfungen bei uns intensiviert werden. Die ‚Ohne Gentechnik“-Lebensmittelwirtschaft ist darauf angewiesen, dass die Gentechnikfreiheit zuverlässig gesichert ist. Das gilt für ‚alte‘ und ‚neue‘ Gentechnik. Deshalb brauchen wir jetzt dringend Nachweisverfahren auch für Produkte neuer Gentechnik – Bundesregierung und EU-Kommission müssen sicherstellen, dass solche Verfahren zügig verfügbar sind und angewendet werden.“