Flächenstilllegung und weiter so sind keine Zukunftsperspektive

Der Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus (SPD), möchte ab Herbst in den neuen Landpachtverträgen bei den landeseigenen Flächen 10% Flächenstilllegung vorschreiben. Das sieht der Sprecher des Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern/Brandenburg der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)., Franz-Joachim Bienstein, Landwirt bei Wismar, sehr kritisch und als nicht zukunftsweisend an. „Der Vorschlag von Landwirtschaftsminister Backhaus ist nicht die Antwort auf die großen Herausforderungen, die wir auf den Höfen haben. Wir müssen doch das immer stärkere Vordringen außerlandwirtschaftlichen Investoren stoppen, die sich immer mehr Flächen und ganze Betriebe aneignen“, so Bienstein. Deshalb fordert die AbL, dass Landesflächen nur an bäuerliche Betriebe bis 400 Hektar und an junge Existenzgründer*innen verpachtet werden dürfen. „Wir wollen viele bäuerliche Existenzen sichern und neue schaffen, um die regionale Lebensmittel-erzeugung zu stärken. Wir wollen klare Antworten auf die Veränderungen des Klimas geben. Die Alternative ist doch nicht, einerseits Schonung und Selbstüberlassung der Natur durch Flächenstilllegung und anderseits machen wir weiter so wie bisher. Gerade durch die Industrialisierung der Landwirtschaft mit immer größeren Schlägen, engen Fruchtfolgen und großen, schweren Maschinen sind erhebliche Probleme entstanden, wie Bodenerosion, Bodenverdichtung und Artenschwund“, erklärt der AbL-Landessprecher. Zukunftsfähige Landwirtschaft heißt für die AbL: „Wir müssen flächendeckend umweltschonenden und klimaschonenden Ackerbau und artgerechte Tierhaltung betreiben. Das muss auch in die Pachtverträge. Konkret brauchen wir eine vielfältige Flächenstruktur mit kleineren Schlaggrößen, um die Artenvielfalt zu erhöhen. Wir wollen eine Vielfalt der Fruchtfolgen und verstärkten einheimischen Eiweißpflanzenanbau. Wir müssen auf Totalherbizide verzichten und den Anteil von Landschaftselementen wie Hecken erhöhen, um die Biodiversität zu stärken. Ein höherer Anteil von Grünland und extensivem Grünland ist ein guter Beitrag zum Erosionsschutz, zum Speichern von Kohlenstoff im Boden und zum Trinkwasserschutz“, so Bienstein. Die Landesregierung fordert er auf, diese Kriterien in den Mittelpunkt der neuen Pachtverträge zu stellen und sie auch in die aktuell laufende Diskussion für die Reform der EU-Agrarpolitik einzubringen. „Für diese Leistungen der Landwirtschaft ist auch die Gesellschaft bereit, unsere wertvolle bäuerliche Arbeit zu würdigen und auch in Zukunft Gelder dafür bereit zu stellen“, erklärt Bienstein abschließend.
20.05.2020
Von: FebL/PM

Zehn Prozent Stillegung und ansonsten "weiter so" hat für Franz-Joachim Bienstein keine Zukunftsperspektive. Fotos: campact/FebL