Politik für unsere Zukunft

Tagung der jungen AbL zu Subventionen, Eigeninitiative und Förderung

Junge Menschen aus ganz Deutschland sind am ersten Juniwochenende zur Tagung der jungen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (jAbL) auf dem Hof Oellermann bei Cuxhaven zusammengekommen: von Oberbayern bis Flensburg, Studenten und Auszubildende, vom Hof oder mit Traum vom Hof. In den folgenden Tagen sollte es darum gehen, uns die Möglichkeit eines Lebens in der Landwirtschaft zu erhalten. Das heißt nicht nur, zukünftig vielfältige, nachhaltige Bauernhöfe zu bewirtschaften, sondern auch, sich in die Politik einzubringen und für die Belange der Landwirtschaft zu sensibilisieren. Zwei Tage lang haben wir uns Gedanken über die anstehende Reform der gemeinsamen EU Agrarpolitik gemacht, Forderungen an die Politik formuliert, einander und „die Anderen“ - ebenfalls Aktive in der Agrarpolitik - besser kennen gelernt. Subventionskritik Den Auftakt bildete eine Diskussion zum Thema “Kann Politik Landwirtschaft gestalten - Wie wirken Subventionen auf die bäuerliche Landwirtschaft?”, zu der sich auch einige Bauern und Bäuerinnen aus der Region gesellten.  Sebastian Lakner, Agrarökonom an der Uni Göttingen, fasste anschaulich die Herausforderungen an die Politik zusammen. Es ginge um Maßnahmen im Umweltbereich, die Ausgestaltung tierfreundlicher Haltungssysteme, die Vermeidung sozialer Härten durch das Schrumpfen des landwirtschaftlichen Sektors und das nötige Feingefühl bei der Gratwanderung zwischen der Erhaltung betrieblicher Möglichkeiten und einer ausreichenden Qualitätssicherung durch Kontrollen.  In den internationalen Kontext stellte Berit Thomsen (AbL) die Agraerpolitik und stellte die Forderungen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) dar: eine stärkere Qualifizierung des Handels, eine Bedarfsorientierung der Produktion mit kostendeckenden Preisen und eine Umverteilung der Direktzahlungen hin zu bäuerlichen Betrieben unter Berücksichtigung der Arbeitskraft. In der Diskussionsrunde wurde eine Abschaffung der Direktzahlungen gefordert. Heino Klintworth vom Landvolk Niedersachsen stand solchen Reformideen kritisch gegenüber. Die Gelder kämen ganz erheblich der Entlohnung in strukturschwachen Regionen und der Investitionen in den ländlichen Raum zugute, seien also positiv zu bewerten. Als Schwierigkeiten der Subventionen machten die Tagungsteilnehmer allerdings die direkte Weitergabe an die Verpächter in Form hoher Pachtpreise, die mangelnde Möglichkeit, sie als Zahlungen für gesellschaftliche Leistungen zu rechtfertigen und die in vielen Fällen unzureichende oder ineffiziente Mittelverteilung aus. Darüber hinaus gestalte sich der Zugang zu Land durch derzeitige Vergabepraktiken und den steigenden Preisdruck schwierig. Gleichzeitig werden ständig landwirtschaftliche Betriebe aufgegeben. Die Aufforderung an die Teilnehmer, ein Bild der Betriebe, Arbeitsplätze und Landwirtschaft zu skizzieren, die wir uns für die Zukunft wünschen, ebnete den Weg in die Gespräche des folgenden Tages. Initiative ergreifen Der Höhepunkt der diesjährigen Tagung war das Gespräch zur Förderung angehender Bäuerinnen und Bauern. Hier stießen Eric Brenneke, Vorsitzender der Junglandwirte Niedersachsen, Meinke Ostermann von der Landjugend Niedersachsen, Justus Staude von der Stopp-Landgrabbing-Gruppe und dem Bündnis junge Landwirtschaft sowie Kerstin Maaß vom jungen Bioland zu uns. Wir stellten schnell fest, dass die einzigen konkreten Forderungen in diesem Zusammenhang von der jAbL gemeinsam mit der Stopp-Landgrabbing-Gruppe formuliert werden. Das vorläufige Positionspapier lag den Teilnehmern vor. Darin wird vor allem auf die Punkte Investitionsförderung, Beratung zur Hofübergabe und Neugründung sowie auf den Zugang zu Land eingegangen. Dabei kristallisierten sich Unterschiede in der Wahrnehmung heraus: So ist die Möglichkeit einer außerfamiliären Hofnachfolge bisher bei den meisten Jugendorganisationen der etablierten Interessensvertretungen kaum ein Thema. Nur von der jAbL und der Stopp Landgrabbing Gruppe wird es als wichtiger Weg zur Verjüngung der Landwirtschaft thematisiert. Gemein war allen Gruppen der Wunsch nach aktiven ländlichen Räumen, in denen es vielen Menschen möglich ist, nach ihren Vorstellungen zu leben und zu arbeiten. Intern wurde am Sonntag in der jAbL angeregt über die Struktur der Gruppe und weiteres Vorgehen diskutiert. Den Abschluss fand die Tagung bei einer Besichtigung des Hofes Woltmann in Bülkau. Der innovative Bioland Milchviehbetrieb führte uns nach einem eher theoretischen Wochenende wieder zurück zur Praxis, motivierte und begeisterte uns. Wir gehen etwas müde, aber voller neuer Impulse auseinander. Wir sind wieder einmal angeregt worden, uns bewusst mit den Bedingungen auseinanderzusetzen, die uns die Politik und die Gesellschaft bieten. Wichtig dabei: auch im kritischen Austausch über Ideen, Ziele und Änderungsmöglichkeiten zu bleiben, aber den Spaß nicht zu vergessen. Selbst wenn das heißt, an einem eher kühlen Juniwochenende in die Elbfluten zu springen! Spaß gemacht hat‘s!
05.07.2013
Von: junge AbL, Therese Wiskott